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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Vergangenheit
    „Ihr edlen Herren, erbarmt Euch meiner! Wenn Euer Herz noch nicht so hart ist wie der Stein unter Euren Füßen, dann habt Mitleid mit mir! Straft mich nicht mit Euerm Hochmut! Hört mir wenigstens zu! Vielleicht findet sich einer, der Gnade für eine Sünderin vor dem Herrn erwirkt. Denn nur vor dem himmlischen Richter fühle ich mich schuldig. Dagegen kann kein weltliches Gericht Recht sprechen, wenn es mich verurteilt. Denn ich bin unbescholten in dieser Welt... "
    Ich hörte die flehende Stimme schon von weitem, noch bevor der Wagen des Händlers, bei dem ich mitfuhr, die Stadtgrenze von Konstanz erreichte. Andere Wagen verstellten die Sicht. Dann trieb ein Hirte ein halbes Dutzend Ziegen über die Straße, so daß wir anhalten mußten.
    Der fahrende Händler, ein dicker Schwabe namens Rötter, der mit angeblich echter venezianischer Spitze handelte, fluchte nicht schlecht. Als es endlich wieder weiterging, rückte der Pranger am Stadttor in mein Blickfeld, und ich sah das Mädchen, das die Vorüberkommenden in so verzweifelter Weise anflehte. Niemand schenkte ihr wirklich Beachtung. Selbst der Ziegenhirte spie vor ihr aus.
    Ich war gewiß der einzige, der sie genauer anschaute.
    Zuerst sah ich nur ihren Oberkörper und das Gesicht. Mir fiel gleich auf, daß ihre Augenhöhlen leer waren. Die Brauen fehlten, die Haut ringsum war durch Brandnarben entstellt. Sie mußte geblendet worden sein. Vermutlich war sie nie eine Schönheit gewesen, aber sie wirkte noch sehr jung. Achtzehn Lenze war sie vielleicht. Ihre Grobschlächtigkeit verriet, daß sie seit frühester Kindheit hatte hart zupacken müssen.
    Auf einmal sah ich sie in voller Gestalt und zuckte unwillkürlich zusammen. Es waren ihre Beine, die mich entsetzten und mein Mitleid steigerten.
    Diese Beine wollten nicht zu ihrem übrigen Körper passen.
    Sie waren dick wie Säulen, so plump und unförmig wie die eines Elefanten, jedes Bein war bestimmt doppelt so schwer wie der übrige Körper. Was für eine erbärmliche, bedauernswerte Mißgestalt!
    Ich hatte keine Ahnung, wessen man sie beschuldigte. Aber war sie nicht vom Schicksal genug bestraft, so daß man ihr wenigstens den Pranger hätte ersparen können?
    Neben ihr stand ein Stadtknecht als Wache, der stumpf vor sich hinstarrte.
    Als Rötters Wagen mit dem Pranger auf gleicher Höhe war, rief ich dem Stadtknecht zu: „Was hat dieses Mädchen angestellt!?"
    „Eine Diebin ist sie", antwortete er knapp. „Ihren eigenen Herrn hat sie bestohlen."
    „O nein!" rief das Mädchen am Pranger beteuernd aus und wand sich in den Fesseln. „Ich habe es nicht getan, Herr! Bei allem, was mir heilig ist - beim Leben meines Sohnes - will ich schwören, daß ich nichts Unrechtes getan!"
    „Oho!" sagte der Stadtknecht mit spöttischem Lachen. „Dann bezichtigst du deinen Herrn also, ein Lügner zu sein?"
    „Nicht nur ein Lügner - ein wahrer Teufel ist er."
    Das brachte den schwäbischen Händler so gegen das Mädchen auf, daß er mit der Pferdepeitsche nach ihr schlug. Ich konnte nicht verhindern, daß er sie traf. Als er jedoch zu einem zweiten Schlag ausholte, konnte ich die Hand mit der Peitsche packen.
    Der Stadtknecht lachte über diesen Zwischenfall und meinte: „Grollt Euerm Begleiter nicht, Händler! Er hat recht getan. Denn was bliebe für den Henker, wenn jeder sein Mütchen an dieser Diebin kühlen wollte?"
    Aus der Stadt näherte sich ein Wagen mit einem Ochsengespann, der von zwei Männern in den Uniformen von Stadtknechten gelenkt wurde.
    „Diesmal seid Ihr zu weit gegangen, Speyer", sagte der dicke Rötter in seinem für mich kaum verständlichen Dialekt. „Statt mir dankbar zu sein, daß ich Euch mitnehme, gefallt Ihr Euch darin, mich ständig zu maßregeln. Ich will es euch frei heraus sagen: Ihr wart mir ein unangenehmer Weggenosse."
    „Ihr habt mich nicht umsonst mitgenommen", erwiderte ich wütend, „sondern habt mich um mein letztes Geld erleichtert."
    „Die paar lumpigen Taler!" Er zog am Zügel und machte: „Brrr!"
    Die Pferde hielten an. „Wie dem auch sei, ich habe Euch versprochen, Euch bis nach Konstanz mitzunehmen. Jetzt sind wir in Konstanz."
    Mir hätte noch eine entsprechende Entgegnung auf der Zunge gelegen, doch es stand nicht dafür, sie ihm an den Kopf zu werfen. So nahm ich mein Bündel, in dem sich alle meine wenigen Habseligkeiten nebst einer eisernen Geldreserve befanden, und sprang vom Kutschbock. Sollte dieser fette Halsabschneider zum Teufel

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