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0680 - Todeskuß der Schattenhexe

0680 - Todeskuß der Schattenhexe

Titel: 0680 - Todeskuß der Schattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich voll laufen zu lassen.
    An eine Wache dachte niemand mehr, und auch Lupo, der Anführer, bekam allmählich einen glasigen Blick.
    Sie erzählten von ihren Reisen, ihren Abenteuern, von fremden Städten und manchmal auch vom Tod, der nicht aufzuhalten war. Die meisten von ihnen wurden in Massengräbern verscharrt, wenn es sie erwischt hatte. Bis es so weit war, wollten sie jeden Tag genießen.
    »Cheerio, Schotte«, sagte Lupo, als er mit seiner Flasche gegen die meine stieß. »Du kannst so lange bleiben, wie du willst.«
    Ich spielte bereits den Angeschlagenen. »Danke dir, Lupo, bist ein guter Kamerad.«
    »Das meine ich doch.«
    Die Sonne war längst verschwunden. Draußen breitete sich das Tuch der Kälte aus, das auch von den Mauern des Krankenhauses nicht aufgehalten werden konnte. Sie kroch in jeden Winkel, und wir zogen unsere Mäntel enger.
    Den Prediger hatte es zuerst erwischt. Er saß auf dem Boden, lehnte mit dem Rücken an der Wand und schlief. Sein Mund stand offen, die Schnarchlaute wehten gegen die Decke.
    Auch ich schaukelte und murmelte: »Irgendwo bin ich kaputt. Völlig out. Ich hau ab.«
    Lupo nickte nur. Ansonsten saß er da, stierte zu Boden und summte alte Melodien, die er noch aus seiner Zeit als Fremdenlegionär kannte. Den anderen erging es nicht besser. Einer hatte zu viel getrunken. Im Gang übergab er sich.
    Keiner hörte hin. Die Party näherte sich allmählich ihrem Ende. Sehr lange hatte sie nicht gedauert, die Kollegen hatten einfach zu schnell getrunken.
    Lupo hockte mir gegenüber. »Weißt du schon, wie lange du hier in London bleiben willst?«
    »Nein, noch nicht. Wenn es geht, den Winter über.«
    »Der ist hoffentlich bald vorbei. Ich habe gehört, dass welche von uns erfroren sind. So eine Scheiße.« Er fluchte, stierte mich an, dann fielen ihm die Augen zu, als hätte jemand Vorhänge vor seine Pupillen gezogen. Auf der Stelle schlief er ein.
    Für mich war das ein gutes Zeichen. Um nicht aufzufallen, hatte ich mich bisher an der Flasche festgehalten. Ich stellte sie auf den Tisch und stand auf. Gesessen hatte ich auf einer alten Decke, das war wenigstens nicht so kalt gewesen.
    In der Tür erschien der Mann vom Gang. Er wischte über seinen Mund. Ich wusste nur, dass er Pete hieß und aus Dover stammte. Angeblich war er mal zur See gefahren. Sein Gesicht sah aus, als wäre es mit weißgelber Farbe bestrichen worden. Zudem war es noch von der Anstrengung gezeichnet.
    Beinahe quollen ihm die Augen aus den Höhlen.
    Ich ließ ihn vorbei. Er lehnte sich mit der Stirn gegen die Wand und atmete schwer.
    Die anderen kümmerten sich nicht um ihn und auch nicht um mich. Ich glaubte nicht, dass jemand überhaupt bemerkte, wie ich den Raum verließ und in den düsteren Gang eintauchte, durch den ich mich bis zu meiner Bude vorarbeitete.
    Ich hatte es tatsächlich geschafft und weder viel getrunken noch viel gegessen. Dennoch lag in meinem Magen ein Klumpen, das Zeug war einfach zu widerlich gewesen.
    Unter meinem Hemd holte ich die Uhr hervor und band sie um. Es war noch eine Stunde bis Mitternacht. Ich wusste nicht, wann der Killer hier erscheinen würde, falls er überhaupt kam, aber ich beschloss, die Nacht über wach zu bleiben.
    Hoffentlich gelang das auch.
    Die Matratze stank noch immer. Da wollte ich auch nicht hin, löste die Pappe vom Fenster und schaute durch das Loch hinaus in die Kälte. Am Himmel stand ein halber Mond. Klar und scharf zeichnete er sich dort oben ab.
    Von Suko sah ich nichts. Ich hielt mich auch zurück und schwenkte die eingeschaltete Taschenlampe nicht. Natürlich drängte es mich, in den Keller zu gehen, aber ich wollte so lange warten, bis alle eingeschlafen waren. Noch drangen zu viele Geräusche an meine Ohren. Mal eine Stimme, dann ein Hüsteln oder Rülpsen.
    Mir wurde kalt. Ich bewegte mich auf der Stelle, um den Kreislauf in Gang zu halten, kleine gymnastische Übungen, und ich merkte auch den ersten Anflug von Müdigkeit, der mich überkam.
    Es würde schwer werden, die Nacht durchzuhalten. Wenn überhaupt, war nur zu hoffen, dass früh genug etwas passierte.
    Ein anderes Geräusch fiel mir auf. Genau konnte ich es nicht einordnen, aber es hörte sich an, als würde draußen im Gang Papier bewegt. Jedenfalls raschelte es so.
    Was konnte das sein?
    Ich musste nachsehen, hatte die Tür aber noch nicht erreicht, als ich einen wütenden Fluch hörte.
    Blitzschnell war ich draußen, schaltete jetzt die Lampe ein und sah den Jüngsten der

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