0695 - Die Unantastbaren
und keinen Ekel vor uns empfindet.
Eure Gefühle machen mich glücklich."
Das war Joyl, der Heimatplanet der Mastibekks.
Nur Sentimentalität konnte der Grund dafür sein, daß sie in ihrer neuen Daseinsform hierher zurückgekommen waren. Und entsprang nicht auch ihr Wunsch, an den Leiden und Freuden der Völker des Universums teilzunehmen, einer gewissen Sentimentalität?
Kenson konnte nunmehr daran überhaupt nichts Abartiges finden, daß sie sich durch die Emotionen der Körperlichen Sinnesgenuß verschafften. Den Geisteswesen war in ihrer Vollkommenheit überhaupt nichts anderes mehr geblieben als diese eigentlich bescheidene Art von Glück.
„Ihr seid nicht schlecht", sagte Kenson. „Was ihr Mastibekks auch immer tut - ihr steht jenseits von Gut und Böse. Niemand kann euch dafür verantwortlich machen, daß ihr mitgeholfen habt, Leid über die Völker vieler Galaxien zu bringen."
Kenson hatte seine Worte sehr sorgfältig gewählt. Er wollte die Mastibekks nicht anklagen, ihnen aber zeigen, daß sie nicht frei von Schuld waren.
„Deine anklagenden Worte schmerzen mich, Kenson." Es klang bitter. „Aber sag ehrlich, kann es für die betroffenen Lebewesen ein solches Unrecht sein, daß wir an ihren Gefühlen, Gedanken und Empfindungen Anteil haben. Wir kosten ihr Leid nicht aus, sondern teilen es mit ihnen."
„Das gerade wage ich zu bezweifeln", sagte Kenson und hoffte, daß es ihm gelang, sich künstlich in Wut zu steigern und der Mastibekk dies auch empfing. „Denn wenn euch nicht gerade das Leid der Körperlichen höchsten Genuß bereiten würde, hättet ihr nicht die Laren und das Hetos der Sieben zu euren Verbündeten gemacht. Denn von dieser Macht geht das Unheil aus."
„Wir haben nie versucht, die Geschicke des Universums zu lenken", rechtfertigte sich der Mastibekk. „Du selbst hast vorhin gesagt, daß wir über den Dingen stehen. Und so ist es auch. Ob die Laren einmal unrecht gehandelt haben, ist uns nicht bekannt.
Wir haben uns nie darum gekümmert. Wir haben mit den Laren ein Geschäft auf Gegenseitigkeit abgeschlossen. Aber wir bleiben auf Distanz. So wie sie sich nicht in unsere Lebensgewohnheiten einmischen, nehmen wir auch auf ihre Handlungen keinen Einfluß. Wir sind Partner, von dem jeder bekommt und gibt.
Wenn ihr die Maßnahmen der Laren als Unrecht gegen euch empfindet, dann wendet euch an sie selbst. Oder an eine höhere Instanz des Konzils der Sieben. Ich bin sicher, daß man eurer Beschwerde stattgeben wird.
Denn die Konzilsvölker sind ethisch sehr hochstehend und können kein Unrecht wollen. Allerdings sehe ich ein, daß sie auf Einzelschicksale keine Rücksicht nehmen können, denn sie denken in kosmischen Maßstäben. Und so muß es auch sein."
Kenson sah ein, daß man mit den Mastibekks nicht über das Hetos der Sieben diskutieren konnte. Sie waren dem Leben im Universum schon so entfremdet, daß ihnen der Maßstab für eine Bewertung von Gut und Böse fehlte.
Und obwohl sie das dritte Konzilsvolk genannt wurden, besaßen sie überhaupt keine Entscheidungsmacht und keinen Einfluß auf das Hetos der Sieben.
„Ist es euer unumstößliches Prinzip, euch in die kosmische Geschichte nicht einzumischen?" fragte Evargher.
„Sind für euch Einzelschicksale wirklich so unbedeutend, daß ihr nie daran dächtet, sie zu lenken? Könntet ihr euch nie dazu überwinden, einem Volk außerhalb des Konzils, oder wenigstens einer kleinen Gruppe bedrängter Lebewesen eure Unterstützung zu gewähren?"
„Das ist gerade geschehen", antwortete der Mastibekk. „Habe ich nicht euren Schutz übernommen und so in die kosmische Geschichte eingegriffen?"
„Und würdest du darüber hinaus nichts für uns tun?"
„Doch. Es würde meinem Dasein einen neuen Sinn geben, wenn ich euch dreien in irgendeiner Form helfen könnte. Das verlangst du doch von mir, oder?"
„Wenn es nicht gegen deine Prinzipien verstößt, würde ich dich darum bitten."
„Ein Mastibekk hat keine Prinzipien. Worum geht es dir also?"
Evargher schilderte dem Geisteswesen die Machtkämpfe, die unter den Ertrusern stattfanden. Der Mastibekk, lauschte gespannt. Es war ihm anzumerken, daß er die bei Evarghers leidenschaftlicher Rede freiwerdenden Emotionen begierig in sich aufsog. Als dieser mit der Schilderung der politischen Lage auf Ertrus fertig war, meinte er jedoch: „Ich kann dir nicht folgen, Evargher. Ich kann aus diesem Gewirr von Verstrickungen menschlicher Handlungsweisen weder das Positive noch das
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