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07 - Ein Grab im Dschungel

07 - Ein Grab im Dschungel

Titel: 07 - Ein Grab im Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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zu Strängen geflochten und den nackten Indio damit so verschnürt, dass er sich aus eigener Kraft unmöglich befreien konnte, wenn er wieder zu sich kam – was angesichts der Größe der Beule, die sich unter dem tätowierten Göttersymbol auf seinem kahlen Hinterkopf wölbte, wohl noch ein Weilchen dauern würde.
    Darüber hinaus war ihnen beim Entkleiden des Mannes ein erkleckliches Sümmchen durchgeweichtes Bargeld in die Hände gefallen, das ihnen wie gerufen kam.
    Tom schaute auch nach dem Vibrationsmesser, das er gerne an sich genommen hätte. Aber die Waffe hatte sich so tief in den Motor gefräst und dann abgeschaltet, dass er sie mit bloßen Händen nicht herausbekam. Abgesehen davon blieb ihm auch nicht mehr die Zeit dazu.
    Von der Brücke her ertönte das Heulen einer Polizeisirene.
    »Ob die nach uns suchen?«, fragte Maria Luisa. »Wegen des Lieferwagens?«
    »Schon möglich«, sagte Tom. Er durfte es sich nicht erlauben, von der Polizei aufgegriffen zu werden. Die Loge der Indios hatte dafür gesorgt, dass er wegen mehrerer Morde gesucht wurde, die er nicht begangen hatte.
    Das Sirenengeheul kam näher. Der Weg über die Brücke war ihnen somit versperrt. Zudem war sie sehr lang, und wenn man sie entdeckte, säßen sie darauf in der Falle.
    Tom wies mit einer Kopfbewegung zur anderen Straßenseite hinüber. »Ab in die Büsche!«
    Zwei Minuten später und schon ein gutes Stück entfernt hörten sie, wie das Polizeifahrzeug anhielt. Die Sirene heulte noch einen Moment lang, dann verstummte sie mit einem kläglichen Misston. Die Gendarmen hatten den Lieferwagen also entdeckt, und somit würden sie auch auf den gefesselten Glatzkopf-Indio stoßen.
    Tom wünschte sich, dass Pauahtun schon wach wäre, damit er diese kleine Demütigung mitbekäme.
    ***
    In Saint-Martin, dem Hafenstädtchen auf der anderen Seite der Île de Ré, wäre fast noch alles in die Hose gegangen – weil sie ums Haar einem von Pauahtuns Indiobrüdern in die Arme gelaufen wären! Tom glaubte ihn als den zu erkennen, den der Anführer in Madrid mit »Kulkulcan« angeredet hatte.
    Kulkulcan machte keinen Hehl daraus, dass er nach jemandem suchte, als er durch die Straßen zwischen den weißgetünchten Häusern Saint-Martins streifte.
    Nachdem sie einer ersten Entdeckung durch den Indio entgangen waren, löste Tom das Problem, indem sie Kulkulcan folgten, anstatt zu versuchen, vor ihm davonzulaufen. Die engen Gassen und Straßen und die verhältnismäßig vielen Leute, die hier unterwegs waren, boten ihnen ausreichend Sichtschutz.
    Und ein bisschen war ihnen auch das Glück hold, denn Kulkulcan schien der Einzige aus Pauahtuns Bande zu sein, der in der kleinen Stadt nach ihnen suchte. Wenn auf der Insel noch weitere Indios Ausschau nach ihnen hielten, dann anderswo.
    Als Kulkulcan sich aus der Hafengegend entfernte, kaufte Tom Tickets für die Überfahrt zur Île d’Oleron, auch Mimoseninsel genannt, die knapp sieben Kilometer weiter südlich lag. Hatten sie sich erst einmal dorthin abgesetzt, konnten sie sich auf dem Festland in Sicherheit bringen. Anschließend wollte Tom seinen weiteren Plan in die Wege leiten.
    Die See war ruhig, das Schiff nur zur Hälfte mit Fahrgästen besetzt. Tom hörte allerlei Sprachen, neben Französisch auch Englisch, Deutsch, Spanisch und Holländisch. Sie hatten sich Plätze auf dem offenen oberen Deck gesucht. Die Meeresbrise wehte ihnen um die Nase, und wieder einmal hatte die Situation etwas zumindest augenscheinlich Friedliches.
    Gerade passierten sie die kleine Île-d’Aix, voraus lag Fort Boyard, die berühmte ovale Festung, deren graue und schwarzfleckige Mauern zwanzig Meter hoch aus den Fluten ragten. Alejandro besah sich die Seefestung eingehend, aber Tom war sicher, dass sein Interesse weniger dem Fort als solchem galt als vielmehr seiner Konstruktion.
    Der Archäologe war inzwischen rechtschaffen müde, doch schlafen konnte und wollte er nicht. Genau wie Maria Luisas wanderte auch sein Blick immer wieder zurück, denn es hätte ihn nicht überrascht, dort plötzlich ein Schnellboot mit einem Trupp Indios an Bord zu entdecken.
    Er dachte aber auch an die Gendarmen, die Pauahtun gefunden und sicher erst einmal mitgenommen hatten. Sie schwebten in Gefahr. Denn Tom wusste, dass Pauahtun und seine Spießgesellen Teil eines ungeheuren Machtapparats waren, dessen Getriebe auch den Polizisten zum Verhängnis werden konnte.
    Aber, Herrgott, er konnte sich nicht um alles Gedanken machen!
    Tom rieb

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