07 - komplett
weichen Kurven von Hüften und Oberschenkeln, die sich unter dem dünnen Stoff ihres Nachtgewandes abzeichneten.
Die vergangenen zehn Minuten waren für ihn eine Tortur gewesen, wie er sie nie zuvor erlebt hatte. Er hatte sich zwingen müssen, reglos auf dem Bett zu verharren, während Amelia ihn verarztete und ihm dabei so nahe kam, dass ihr Atem warm über seine Haut strich. Als sie sich vorbeugte, um seine Wunde zu reinigen, hatte ihr langes, seidiges Haar, das wie gesponnenes Gold glänzte, seine nackten Schultern gestreichelt – ein Gefühl, das er so schnell nicht wieder vergessen würde.
Er war sich ihrer Nacktheit unter dem Nachtgewand und dem Morgenmantel allzu deutlich bewusst gewesen, als sie mit den Fingern leicht über seinen Rücken und seine Brust strich. Mehrere Male hatte sich ihr Dekolleté direkt vor seinen Augen befunden und ihm den Atem verschlagen, weil es ihm einen tiefen Einblick auf die Wölbungen ihrer festen cremeweißen Brüste gewährte. Erneut hatte er ein Ziehen in den Lenden verspürt, und es war ihm nicht gelungen, den Blick von ihren Brüsten zu lösen, die sich eng an den durchscheinenden Stoff schmiegten. Zwei winzige Knospen, so verlockend und rosig wie reife Beeren – Beeren, die süß und saftig auf seinen Lippen schmecken würden ...
Abrupt erhob er sich. „Ich werde mir den Arm selbst verbinden.“ Seine Stimme klang heiser, und er sah sie mit strenger Miene an. „Ich glaube, Sie haben mir für einen Abend genug Unbehagen bereitet, Amelia!“ Und zwar auf eine Art, über die er lieber nicht weiter nachdenken wollte. Wenn er das tat, würde er ihr Schlafzimmer vielleicht gar nicht mehr verlassen.
Überrascht über seine Schroffheit, sah sie ihn an. „Ich bezweifle, dass Ihnen das allein gelingen wird.“
„Ich bin achtundzwanzig Jahre lang gut allein zurechtgekommen, Amelia. Da komme ich ganz gewiss auch noch eine weitere Nacht ohne Hilfe aus.“
„Aber ...“
„Gehen Sie zu Bett, Amelia“, befahl er mit eisiger Stimme, während er seine blutverschmierten Kleider vom Stuhl nahm, um damit rasch die verräterische Wölbung in seiner Hose zu verdecken. „Wir beide werden morgen früh zweifellos einiges zu besprechen haben.“
Amelia bemerkte den kalten, abweisenden Ausdruck in seinem attraktiven, markanten Gesicht und war wie betäubt. Reglos sah sie zu, wie er, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, ihr Zimmer verließ und fest die Tür hinter sich ins Schloss zog.
4. KAPITEL
„Zum Kuckuck! Was um Himmels willen treiben Sie denn da, Amelia?“
Amelia, die vor dem Kamin kniete, drehte erschrocken den Kopf zur Tür des Frühstückszimmers. Sorgfältig spreizte sie ihre rußgeschwärzten Hände, um ihr zitronengelbes Kleid nicht zu beschmutzen, und setzte sich auf.
Groß und eindrucksvoll stand ihr Vormund an der Tür. Obwohl er am vorigen Abend nicht erwähnt hatte, ob er von seinem Kammerdiener begleitete wurde, sah sein weißes Hemd unter dem Gehrock ebenso makellos aus wie die schwarze Weste, die er darüber trug. Seine langen, muskulösen Beine steckten in rehbraunen Pantalons.
Wie so oft im Dezember schien trotz der eisigen Kälte die Sonne auf die mehrere Zentimeter dicke Schneedecke. Ihre goldenen Strahlen fielen durchs Fenster und gaben Amelia Gelegenheit, Gray im hellen Tageslicht zu mustern und festzustellen, dass er bei Tag noch attraktiver aussah als am vorigen Abend.
Sein dunkles Haar fiel ihm in weichen, elegant wirkenden Wellen in die Stirn und umrahmte sein markantes Gesicht. Seine grauen Augen blickten sie durchdringend unter den dunklen zusammengezogenen Brauen an. Um seine festen, sinnlichen Lippen über dem kantigen Kinn spielte ein hochmütiger Zug.
Lord Grayson ist nicht nur attraktiv, dachte Amelia, er sieht teuflisch gut aus.
„Wie geht es Ihnen heute Morgen, Mylord?“, fragte sie so atemlos, wie sie sich fühlte.
Gray befand, ihm gehe es den Umständen entsprechend. Wie sollte man sich schon fühlen, wenn man angeschossen worden war und ausgerechnet die Frau innig umarmt hatte, die absolut tabu für einen war? Und wenn man daraufhin obendrein eine schlaflose, unbequeme Nacht auf, wie von Amelia vorhergesagt, klammen Laken in einem kalten Zimmer verbracht hatte, weil das Feuer im Kamin nicht recht brennen wollte?
Außerdem tat sein Arm inzwischen höllisch weh. Es war ein dumpfer, pochender Schmerz, ganz ähnlich dem Pochen in seinen Lenden, das er aufgrund seiner unziemlichen Erregung am Vorabend verspürt
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