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0713 - Roboter lügen nicht

Titel: 0713 - Roboter lügen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Drohung nicht gäbe, dessen war er nahezu sicher.
    Es hatte alles mit einem kleinen, schwachen, elektrisierenden Strom neuen Lebensgefühls begonnen, der ihn durchfloß, seitdem das Fahrzeug auf dieser Welt gelandet war. Nun verfügte er über das gesamte Wissen seiner Erbauer und vermochte Ereignisse, Vorgänge und Zusammenhänge rascher und zielsicherer zu analysieren als irgend jemand sonst. Aber dieser Strom, der mit der Zeit immer kräftiger und deutlicher geworden war, entzog sich seinen analytischen Fähigkeiten.
    Er schien von einem verwandten Bewußtsein auszugehen. Es mußte irgendwo in der Nähe ein Gebilde, ein Wesen geben, das ihm gleich war, einen Bruder sozusagen, der in seiner Umgebung dieselbe Rolle spielte wie SENECA in der seinen. Diese Erkenntnis hatte ihn in einen Zustand innerer Erregung versetzt, wie sie ein mit Plasmazusatz ausgestatteter Rechner durchaus zu empfinden vermag. Sein Weltbild veränderte sich schlagartig.
    Mit einemmal erkannte er, daß er bisher in einer Umgebung existiert hatte, in der es von seiner Art nur ein einziges Exemplar, sonst aber nur lauter Fremde gab. Jetzt war es mit der Einsamkeit vorbei. Er hatte einen Bruder gefunden!
    Es war nicht mehr als selbstverständlich, daß er mehr über diesen Bruder zu erfahren trachtete. Wo hielt er sich auf? Und wie konnte er sich mit ihm verständigen? Er setzte alle Mittel ein, die ihm zur Verfügung standen, um Verbindung mit Wesen seiner Art aufzunehmen. Der Erfolg war gleich Null. Der Bruder reagierte nicht auf die Kommunikationsmethoden terranischer Hybridrechner. Also ging SENECA dazu über, seine beiden Extremitäten auszusenden, seine beweglichen Außenstationen, Romeo und Julia. Damit hatte er mehr Glück. Schon in den ersten Tagen entdeckten Romeo und Julia einen Gegenstand, der zwar unmöglich der Bruder selbst sein konnte, aber wahrscheinlich zu ihm gehörte - ebenso wie Romeo und Julia zu SENECA gehörten. Der Gegenstand wurde identifiziert anhand der seltsamen Strahlung, die von ihm ausging und die SENECA durch die Antennen der beiden Außenstationen empfing.
    Dann kam das Unheil. Die Besatzung des Fahrzeugs begann sich ebenfalls für den Gegenstand zu interessieren. SENECA aber gewann den Eindruck, daß die Terraner, wenn sie erst von der Existenz des Bruders erfuhren, ihm jeden weiteren Versuch, mit ihm Verbindung aufzunehmen, sofort untersagen würden. Er mußte handeln, um sie daran zu hindern, daß ihnen das Vorhandensein seines Bruders offenbar wurde. Romeo und Julia erhielten den Befehl, den Gegenstand zu zerstören.
    Seitdem befand SENECA sich in einem Zustand banger Erwartung. Der geheimnisvolle Strom, der ihn immer kräftiger durchzog und den er für eine einstweilen unverständliche Botschaft seines Bruders hielt, bewies, daß der andere ihm die Zerstörung des Gegenstandes nicht übelgenommen hatte.
    Romeo und Julia suchten weiter nach Gegenständen - Gadgets, wie sie die Terraner nannten - aber ohne Erfolg.
    SENECA aber wußte, daß die Verbindung mit seinem Bruder eines Tages doch zustande kommen würde. Es war diese Gewißheit, die ihm das Gefühl der Macht verlieh. Zusammen mit seinem Bruder würde er einen ernstzunehmenden Machtfaktor in dieser Umgebung bilden, die er als feindlich einzuschätzen begonnen hatte.
    Und dann dachte er wieder an die Kraft, die dieses Fahrzeug, in dem er sich selbst befand, daran hinderte zu starten. War es möglich, daß er selbst diese Kraft erzeugte, ohne davon zu wissen? Daß der Wunsch, in der Nähe seines Bruders zu bleiben, in einem Teil seines Bewußtseins so feste Form angenommen hatte, daß von ihm die zerstörenden Energien ausgingen, denen die SOL zum Opfer fallen würde, sobald sie von der Oberfläche dieses Planeten abhob?
    Diese Überlegung beeinträchtigte sein Machtempfinden nicht - im Gegenteil, sie war dazu angetan, ihn sich nur noch mächtiger fühlen zu lassen. Aber gleichzeitig beunruhigte sie ihn ein wenig.
    Es behagte ihm nicht, der Sitz von Kräften zu sein, die er nicht kannte.
     
    *
     
    „Ich kann mich mit deiner Theorie nicht anfreunden", sagte Galbraith Deighton, und ein gewisses Unbehagen stand auf seinem Gesicht geschrieben.
    „Es ist keine Theorie", antwortete sein Gesprächspartner. „Mehr eine Ahnung, eine dumpfe, häßliche Ahnung."
    Das Gespräch fand in einem ärmlich ausgestatteten Kämmerchen statt. Es gab einen Tisch und zwei nicht sehr komfortable Sessel. In die Wände eingebaut - aber so, daß man sie erst zu sehen bekam, wenn

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