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0770 - Kind der Finsternis

0770 - Kind der Finsternis

Titel: 0770 - Kind der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Magen um.
    Und Häftlinge gab es hier. Das wunderte den Dämonenjäger nicht, denn der Torwächter hatte ja von einer Kerkerwelt gesprochen. Zamorra warf durch die Türlöcher Blicke in einige Zellen. Von den armen Teufeln, die dort ihr Dasein fristeten, war keiner ein Kind. Zamorra öffnete im Vorbeigehen die Riegel der Kerker und zog die Türen auf. Das war das Einzige, was er momentan für die Gefangenen tun konnte. Seine Bestimmung war es, Vasu zu finden, zu retten und zu seiner Mutter Asha Devi zu bringen.
    Doch je tiefer Zamorra in den Gefängnisbau eindrang, desto unmöglicher erschien ihm diese Aufgabe. Dieser Knast war offenbar tief in die Erde eingelassen und hatte eine unendliche Anzahl von Kellergeschossen. Unwillkürlich musste der Dämonenjäger an sein eigenes Zuhause denken. Die unterirdischen Räume von Château Montagne waren von ihm noch nicht einmal annähernd erforscht worden - nach mittlerweile fast drei Jahrzehnten! Er fand einfach nicht die Zeit dafür. Die unbekannten Bereiche waren sehr weiträumig und mochten noch für manche Überraschung gut sein…
    Zamorra fragte sich, wovor die Wärter geflohen waren. Er hatte keinen weiteren Aufseher angetroffen, seit er das Gefängnis betreten hatte. Er biss die Zähne zusammen. Von Dämonen eingesperrt zu werden! Konnte man sich ein grässlicheres Schicksal vorstellen? Vor allem für ein kleines, unschuldiges Kind!
    Als Zamorra schon glaubte, völlig die Orientierung verloren zu haben, ertönte vor ihm Kampfeslärm!
    Der Dämonenjäger rannte geduckt weiter. Hinter der nächsten Kurve des Ganges stieß er auf einen toten Wächterdämon.
    Jemand hatte ihn offenbar mit einem Schwert oder einer anderen Klinge erledigt. Der Unhold lag in seinem schwarzen Blut.
    Die Fechtgeräusche wurden lauter! Zamorra stürmte eine Art Galerie, die von einem Geländer aus Knochen gesäumt wurde.
    Er musste über die Leichen von weiteren Wärtern steigen, die alle zur selben Dämonensorte gehört hatten. Sie glichen den beiden ersten Exemplaren, die durch das Amulett vernichtet worden waren.
    Aber es gab auch noch einige lebende Wächterdämonen. Sie hatten eine Gestalt umringt, die ihnen in Sachen Gruseligkeit in nichts nachstand.
    Der Eingekreiste trug eine Art altindischer Kriegertracht, mit Helm, Beinschienen, Armreifen und Lendenschurz mit Metallbeschlägen. In seinen roten Augen glomm das Feuer der Hölle. Das Maul in seinem breiten Gesicht war von Reißzähnen gespickt. Und er hielt ein Schwert mit beiden Händen, von dem das schwarze Dämonenblut tropfte!
    Zamorra gab nun seine Unsichtbarkeit auf. Merlins Stern war kampfbereit. Die Wächterdämonen wirbelten herum, als sie plötzlich den neuen Feind erblickten. Einer wollte mit seiner Axt Zamorras Kopf abtrennen. Doch ein silbriger Pfeil erwischte den Schwarzblütigen, bevor er zuschlagen konnte.
    Der altindische Krieger rammte sein Schwert in den Leib eines weiteren Dämons. Und das Amulett gab den übrigen schwarzmagischen Wärtern den Rest.
    Im Handumdrehen standen sich Zamorra und der Krieger allein gegenüber. Die Wächterdämonen waren alle von ihrer unnatürlichen Existenz erlöst worden.
    Zamorra kniff die Augen zusammen. Etwas stimmte hier nicht. Der Kämpfer wirkte auch wie ein Dämon und nicht wie ein Mensch. Doch Merlins Stern war anderer Ansicht. Er kühlte ab, was auch daran liegen mochte, dass Zamorra nun endlich das Dämonenschwert abgelegt hatte. Er brauchte es nicht mehr.
    Denn diesen letzten Schwarzblütigen würde gewiss das Amulett vernichten. Zamorra verschob die Hieroglyphen auf der erhabenen Oberfläche. Doch nichts geschah!
    Da öffnete der Krieger erstmals sein furchtbares Maul.
    Eine helle Kinderstimme erklang. »Papa?«
    ***
    Damit hatte Zamorra nicht gerechnet.
    Während er sich noch von der Überraschung erholte, verwandelte sich die martialische Gestalt in ein Baby, das bis auf eine Windel nackt war.
    Das Kind krabbelte auf Zamorra zu. »Gehen kann ich noch nicht«, sagte es mit seinem Stimmchen. »Jedenfalls nicht in meiner echten Gestalt. So ganz lässt die Natur sich nicht betrügen. Immerhin bin ich kein Gott, sondern nur ein Halbgott!«
    »Vasu!«, rief Zamorra. »Ich bin nicht dein Vater, ich bin…«
    »Ich weiß.« Das Baby lachte den Dämonenjäger an. Er nahm es hoch. Zum Glück war die Windel nicht nass. »Ich spüre jetzt auch, dass du nicht mein Vater bist. Ich war nur im ersten Moment verwirrt, weil du dich unsichtbar machen kannst. Aber das kann ich auch!« Vasu

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