0787 - Stunde des Rebellen
Die Feyerdaler sind mir nicht fremd, da ich mich der Verhaltensforschung dieses Volkes gewidmet habe."
„Dann können Sie uns vielleicht auch sagen, warum sich die Feyerdaler von Blotgrähne uns gegenüber so abweisend verhalten haben?" fragte Rhodan. „Immerhin haben sie die Landeerlaubnis für uns zwei Tage hinausgezögert, und daß sie an den von mir bestimmten Begleitmannschaften immer etwas auszusetzen hatten, war reine Schikane."
„Für das seltsame Verhalten der Feinsprecher von Blotgrähne gibt es eine einfache Erklärung", sagte die Xenopsychologin Amara. „Man muß sich vorstellen, daß die Feyerdaler seit Jahrtausenden die Vertrauten der Kaiserin von Therm sind. Die Feyerdaler haben sich völlig in ihren Dienst gestellt, dabei ihre natürlichen Instinkte - etwa den Forschungsdrang - unterdrückt und ihr Leben ganz nach den Forderungen der Superintelligenz ausgerichtet. Wenn man all dies bedenkt, kann man vielleicht ermessen, welche Opfer dieses Volk gebracht hat. Und noch etwas: Die Feinsprecherei der Feyerdaler scheint zwar eine lange Tradition zu haben, doch dürfte auch sie erst von der Kaiserin von Therm -oder zumindest ihretwegen - eingeführt worden sein ..."
„Können Sie zum Thema kommen, Amara?" bat Rhodan.
„Bin schon dabei. Die Feyerdaler stehen in einem viel innigeren Verhältnis zu ihrer Superintelligenz als die Terraner zu ES. Und dann müssen sie plötzlich erfahren, daß die Kaiserin einen wichtigen Auftrag an uns Fremde vergeben hat. Für die Feyerdaler ist die Bergung des MO-DULs eine Prestigeangelegenheit.
Sie können es nicht verwinden, daß wir ihnen bevorzugt wurden. Deshalb diese Schikanen."
„Danke", sagte Rhodan. In der Folge wandte er sich über den Bildschirm an uns, das verhinderte Liebespaar, das in der Luftschleuse eingeschlossen war, und bemühte sich, gleichzeitig mit den in der Kommandozentrale Anwesenden zu sprechen.
„Die Feinsprecher von Blotgrähne fühlen sich in ihrem Stolz gekränkt. Ich befürchte weitere Schikanen. Bereiten Sie sich also darauf vor, daß sie uns auf Blotgrähne das Leben so schwer wie möglich machen.
Aber eines können sie nicht, nämlich uns am Betreten des Berührungskreises hindern. Das würde die Superintelligenz sofort über ihre Verbindungselemente erfahren."
Rhodan trat zur Seite und machte auf dem Bildschirm einem Mann von etwa fünfzig Jahren Platz, den ich vorher noch nie an Bord der SOL gesehen hatte. Er war klein und klapperdürr und hatte ein zerknittertes Gesicht, in dem die Augen ständig unruhig zwinkerten. Wie die anderen auch, trug er die lindgrüne Kombination der Bordmannschaft, doch das Abzeichen - ein geflügeltes Pferd - sagte mir nichts über sein Betätigungsfeld.
„Ich bin freier Schriftsteller", erklärte er, dabei nervös zwinkernd. „Mein Name ist Nemo Iljew Jenkins, ich werde aber 'Nietsch' genannt. Obwohl nicht auf der SOL geboren, fühle ich mich den Solanern zugehörig. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, eine eigene Schiffschronik aufzuzeichnen, die sich vom Logbuch vor allem durch lyrische und epische Sequenzen und eine dramaturgische Abhandlung unterscheidet. Es kommt weniger auf den Inhalt als auf die Sprachen an..."
„Das erinnert mich an die feyerdalischen Feinsprecher", warf ich ein.
Er zuckte beim Klang meiner Stimme erschrocken zusammen und machte mit seinen Spinnenfingern eine Art Abwehrbewegung.
„Sie haben recht, Galto", sagte er dann. „Ich bin dankbar, daß ich an dieser Mission teilnehmen darf. Vielleicht vermittelt mir die Feinsprecherei neue Impulse für meine Poesie, so daß ich mein Werk ,Ode an die Kinder der SOL' - denn das sind wir alle - noch kosmischer und ausdrucksstärker gestalten kann ... Was ist denn?"
Diese letzte Unmutsäußerung bezog sich auf einen Zwischenfall. Während Nemo Iljew Jenkins noch sprach, schoben sich zwei Köpfe ins Bild und versuchten, ihn zu verdrängen. Ich brauche eigentlich nur einen der Köpfe zu beschreiben, denn sie ähnelten einander wie ein Ei dem anderen - und erinnerten mich auch sonst an ein solches. Denn sie waren völlig haarlos, ebenso wie die wulstigen Augenbrauen, die große, wasserhelle Augen überschatteten. Ein breiter, fast lippenloser Mund, volle Backen, von einer glatten, fast porenlosen, albinoblassen Haut überzogen.
„Das sind die Pegasus-Zwillinge", erläuterte Nietsch, während er aus dem Bild gedrängt wurde. „Meine Assistenten Charib und Skyllo. Sie haben sich schon in frühester Jugend geschworen,
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