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079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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Biß des Alten aufgewacht bin. Mann, hat der ein Gebiß!“ „Ich habe seine Zähne gesehen“, erwiderte Dorian. „Er hat sie nach der Art der Kannibalen spitz zugefeilt.“
    „Na, Sie haben vielleicht Humor!“ Gianni schüttelte sich.
    Der Alte hatte sich schon mehr als zehn Meter entfernt. Jetzt erst drehte er sich im Gehen nach ihnen um und rief: „Kommen Sie! Kommen Sie! Wir haben frisches Fleisch. Wir haben erst gestern eine Schlachtung vorgenommen.“
    Gianni sah Dorian fragend an. Dieser sagte: „Gehen wir mit. Wir müssen nur die Augen offenhalten.“
    Nach ein paar Schritten hatten sie den Alten eingeholt.
    „Wir sind nun schon den dritten Tag hier“, sagte der Dämonenkiller im Plauderton. „Haben aber bisher noch kein einziges Tier gesehen. Gibt es hier überhaupt jagdbares Wild?“
    „Doch, doch“, versicherte der Alte. „Wir jagen immer wieder etwas. Manchmal erwischen wir auch etwas ganz Junges, Zartes. So wie gestern. Es ist sicherlich noch etwas für Sie übrig. Schmeckt ganz ausgezeichnet. Sie werden mir recht geben.“
     

     
    Sie kamen auf eine Lichtung, die auf drei Seiten vom Dschungel und auf einer von einer fünfzig Meter hohen Felswand abgegrenzt wurde. Die Felswand zierten Höhleneingänge, zu denen Treppen hinaufführten. An ihrem Fuße stand eine Ruine, die einstmals ein griechischer Tempel gewesen sein mochte.
    Als der Alte mit Dorian und Gianni die Lichtung betrat, erschienen in den Höhlen ausgemergelte Gestalten, die dem Greis zum Verwechseln ähnlich sahen. Keiner hatte irgendein besonderes Merkmal, durch das er sich von den anderen unterschied.
    Langsam kamen sie nacheinander die Treppen herunter.
    „Seht“, rief der Alte ihnen zu, der Dorian und Gianni hergeführt hatte. „Wir haben Besuch! Zeigt euch also von eurer besten Seite.“ Er wandte sich seinen Gästen zu. „Kommt nur, meine Freunde! Kommt! Für euch haben wir den schönsten Platz reserviert.“
    Und er ging auf die Ruine zu.
    Dorian folgte ihm über die Wiese, in deren Mitte ein großer schwarzer Fleck zu sehen war. Dort befand sich die Feuerstelle, an der die Greise ihr Fleisch rösteten. Dorian sah zwischen den halbverkohlten Holzresten auch angesengte Knochen aus der Asche ragen.
    Dorian bereute nun fast, daß er dem Alten gefolgt war. Er hatte es getan, weil er sich gesagt hatte, daß er viel zu gebrechlich war, als daß er zu einer ernsthaften Bedrohung hätte werden können, aber er hatte nicht geglaubt, daß er so viele Kumpane besaß. Es handelte sich um eine regelrechte Greisenkolonie. Dorian schätzte, daß es an die vierzig Greise waren. Sie umsäumten nun alle den Weg zur Ruine. Die Augen hatten sie geschlossen. Es schien, als würden sie im Stehen schlafen. Trotzdem fühlte sich Dorian von ihnen beobachtet.
    „Macht ein Feuer!“ rief der Alte, der sie hergebracht hatte, und klatschte dabei in die Hände. „Holt das Fleisch aus der Vorratskammer und bringt frisches Wasser! Unsere Gäste sind hungrig und durstig.“
    Gianni blickte sich unbehaglich um.
    „Obwohl sie schon alle mit einem Fuß im Grab stehen, sind sie mir unheimlich“, raunte er Dorian zu. „Vielleicht wäre es doch besser, gleich zu verschwinden. So harmlos, wie sie tun, sind sie sicher nicht.“
    „Eben“, entgegnete Dorian ebenso leise. „Wer weiß, in welche Scheusale sie sich verwandeln, wenn wir ihre Einladung ablehnen. Wir müssen diplomatisch vorgehen.“
    „Hoffentlich schneiden sie uns nicht die Kehle durch, ehe wir diplomatisch sein können“, meinte Gianni. „Wissen Sie, woran mich diese Ruine erinnert, Hunter? An die Eintragung auf der Landkarte.“
    „Die vielen Alten scheinen jedenfalls darauf hinzuweisen, daß hier Stheno und Euryale hausen.“
    „Ich kann mir unter diesen Namen immer noch nichts vorstellen“, gab Gianni zu. „Aber wenn Sie meinen, daß uns von diesen Geschöpfen Gefahr droht, sollten wir doch zu flüchten versuchen.“
    Sie hatten die Ruine betreten und mußten nun über herumliegende Steinquader, umgestürzte Säulen und andere Trümmer klettern.
    „Stheno und Euryale brauchen wir nur des Nachts zu fürchten“, sagte Dorian. „Und bis dahin werden wir längst das Weite gesucht haben.“
    Sie kamen in einen schmalen Tunnel, der in den Fels hineinführte. Er wurde von einer Fackel beleuchtet. Der Alte holte die Fackel aus der Halterung. „Ihr seid zwei. Das ist gut“, sagte er und kicherte.
    „Wieso ist das gut?“ wollte Gianni wissen.
    „Zwei ist eine runde Zahl.“
    Der

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