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079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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an den auf der Karte eingezeichneten Pfad gehalten. Der Kompaß war nicht zu gebrauchen. Die Nadel zeigte nicht nach Norden, sondern drehte sich ständig im Kreis. Ihr einziger Wegweiser waren die Eintragungen auf der Landkarte. Dorian war sich aber nicht ganz sicher, daß sie sich daran halten konnten, weil er nicht wußte, ob die Hinweise tatsächlich von Olivaro stammten. Als sie jedoch nach zwei Tagesmärschen, die praktisch ohne Zwischenfälle verlaufen waren, nur noch fünfzehn Kilometer von Asmodis – alias Chalkiris’ – Hauptquartier entfernt waren, hatte Dorian kaum noch Zweifel. Aber warum hatte ihm Olivaro nicht schon bei ihrer Zusammenkunft auf Sizilien verraten, daß die Karte ihre Geheimnisse erst nach und nach preisgeben würde?
    Dorian wußte darauf nur eine Antwort: Olivaro hatte in jenem Augenblick wahrscheinlich selbst noch nicht gewußt, ob er Dorian auf seinem Marsch zu Asmodis Hauptquartier behilflich sein konnte. Und um Dorians Hoffnung nicht zu hoch zu schrauben, hatte er lieber geschwiegen. Jedenfalls war die Warnung vor Valiora unmißverständlich, und Dorian richtete sich danach.
    Er wich allen Steinstatuen aus. Manchmal hatte er den Dschungelpfad verlassen müssen, um einen großen Bogen um eine Steinstatue zu machen. Er war aber nicht so sicher, ob Valiora sie nicht doch entdeckt hatte.
    Am Ende des zweiten Tages machten sie Rast an einem Tümpel. Die Versuchung war groß, von dem Wasser zu trinken. Aber da es am Nachmittag leicht geregnet hatte und sie mit ihren Mündern die Wassertropfen gierig aufgefangen hatten, waren sie nicht mehr so durstig, daß sie sich um jeden Preis Wasser verschaffen mußten.
    Dorian breitete wieder den Plan der Insel vor sich aus. Er deutete auf einen Fleck, der wohl den Tümpel darstellte, an dem sie lagerten, und sagte: „Wir sind hier. Der Hafen mit der kleinen Stadt, in der Chalkiris seine Gäste empfängt, ist nur noch fünfzehn Kilometer Luftlinie entfernt. Wir könnten diese Strecke bis morgen abend schaffen, selbst wenn wir Umwege machen, aber ich glaube, wir müssen noch auf einige Überraschungen gefaßt sein. Diese Ruine hier, die auf unserem Weg liegt, könnte Gefahr für uns bedeuten.“ „Dann weichen wir ihr eben aus“, sagte Gianni.
    „Wenn es uns gelingt.“
    Gianni las die Eintragung, die neben dem Symbol für die Ruine stand.
    „Was bedeuten die beiden Worte Stheno und Euryale?“ fragte er. „Sie kamen doch auch in der Botschaft vor.“
    „Stimmt“, pflichtete Dorian ihm bei.
    Die sechs Zeilen, die unter bestimmten Lichtverhältnissen auf dem Plan zu sehen gewesen waren, hatten sich inzwischen wieder aufgelöst. Aber Dorian hatte sich den Vers gemerkt.
    Er rezitierte: „Kommt Stheno oder Euryale Dir entgegen, wachsen Schlangen aus wildem Wein, und Deine Jugend ist gegangen. Erinnert Sie das nicht an etwas, Gianni? Denken Sie an die griechische Mythologie!“
    Gianni schüttelte den Kopf. Dorian hatte den Verdacht, daß er die griechische Mythologie nicht kannte, es aber nicht zugeben wollte. Das konnte auch der Grund sein, weshalb Gianni schnell das Thema wechselte.
    „Sehen Sie sich die Landkarte genauer an, Hunter!“ sagte er schnell. „Haben Sie die Kreuze hier vorher schon gesehen? Ich kann mich nicht an sie erinnern.“
    Dorian betrachtete die Karte. Tatsächlich waren darauf einige Kreuze zu sehen. Sie verteilten sich über das Gebiet des westlichen Dschungels. Ein
    Kreuz war bei der Ruine mit der Bezeichnung Stheno und Euryale eingezeichnet. Insgesamt waren es sechs.
    „Es sind aber keine richtigen Kreuze“, meinte Dorian.
    „Wenn schon!“ sagte Gianni. „Aber man hat den Eindruck, als seien es Kreuze.“
    „Sie sollen wahrscheinlich Orte markieren, an denen Leute von uns ihr Leben ließen“, sagte Dorian. „Das würde bedeuten, daß außer uns noch zwei am Leben sind. Wir müssen sie finden, weil anzunehmen ist, daß sie noch einen Teil der Ausrüstung bei sich haben, womöglich sogar die Sprengladungen. Und die brauchen wir unbedingt für unser Unternehmen.“
    „Damit haben Sie natürlich recht.“
    Es herrschte wieder Schweigen zwischen ihnen. Dorian starrte auf den Plan, auf dem in der fortschreitenden Dämmerung keine Einzelheiten mehr zu erkennen waren, und dachte an Olivaro, der trotz allem immer noch ein Dämon war. Hätte er sonst die Gräber ihrer Kameraden anstatt mit richtigen Kreuzen nur mit kreuzähnlichen Symbolen markiert? Aber Dorian zweifelte nicht daran, daß es Olivaro ehrlich damit

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