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079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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fest, der durch das Fernrohr blickte. „Rund um die Siedlung ist ein Stacheldrahtzaun gezogen. Bis an die Zähne bewaffnete Wachtposten stehen dort. Wahrscheinlich hat man auch Minen gelegt. Und außerhalb des Hafens kreuzen Kanonenboote. Sehen Sie sich das einmal an, Hunter!“
    Dorian überzeugte sich davon, daß Gianni in keinem Punkt übertrieben hatte. Er stellte zusätzlich noch fest, daß die Wachtposten Untote waren, die man mit konventionellen Waffen nicht töten konnte.
    „Weg von der Terrasse!“ rief Valiora in ihrem Rücken. „Wenn man Sie hier entdeckt, sind Sie verloren.“
    Dorian wandte sich um. Der verführerische Duft von Kaffee, Eiern und gebratenem Speck stieg ihm in die Nase.
    Valiora stellte das Tablett auf dem Eßtisch ab, und Dorian und Gianni stürzten sich wie ausgehungerte Wölfe darauf. In wenigen Minuten hatten sie alles verputzt. Satt, zufrieden und müde lehnten sie sich in den Sesseln zurück. „Sie können sich ausruhen“, sagte Valiora. „Hier wird Sie niemand finden.“ „Das ist zwar ein sehr verlockendes Angebot, aber wir sind hier nicht auf Urlaub“, sagte Gianni herzhaft gähnend. „Wir haben heute abend noch viel vor und müssen daher fit sein.“
    „Eben“, sagte Valiora. „Deshalb sollten Sie sich ausruhen. Ich werde Sie noch vor Einbruch der Dunkelheit wecken.“
    Dorian fielen die Augen zu. Sein letzter Gedanke, bevor er einschlief, war, daß sie ihnen irgendein Schlafmittel in den Kaffee gegeben hatte. Oder hatte sie sie verhext?
     

     

Dorian befand sich in einem Zustand zwischen Wachen und Schlaf. Er sah alles wie durch einen Nebel, so unwirklich, daß er nicht wußte, ob es Traum oder Realität war.
    Er lag auf einem weichen, federnden Untergrund. Vor ihm saß Valiora.
    „Du hast dir viel vorgenommen“, hörte er sie sagen, und ihre Stimme klang so sanft, als würde sie zu einem schlafenden Kind sprechen. „Aber du wirst deine selbstgestellte Aufgabe bewältigen. Ich fühle es. Du bist anders als alle anderen Menschen, stärker, entschlossener, und du besitzt außergewöhnliche Fähigkeiten. Das habe ich sofort gemerkt, als ich dich zum erstenmal sah. Ich wußte gleich, daß ich mich dir anvertrauen kann. Deshalb habe ich dich beschützt, damit du mir zur Flucht von dieser Teufelsinsel verhilfst. Niemand sonst würde es gelingen, mich aus Asmodis Gefangenschaft zu befreien. Ich werde dir jetzt alles sagen, was du wissen willst. Du brauchst nicht zu fragen. Es soll keine Geheimnisse zwischen uns geben. Ich weiß, daß du nur gekommen bist, um mich zu töten. Du wolltest Asmodi damit schlagen. Das könntest du auch mit meinem Tod. Aber höre zuerst meine Geschichte und dann befinde, ob du mich immer noch töten willst.
    Ich wurde vor über zweihundert Jahren auf Haiti geboren. Mein Vater war Franzose, meine Mutter eine Eingeborene, eine Sklavin. Mein Vater verstieß mich und wollte mich mit sechzehn Jahren bei einem Voodoo-Ritual opfern, um alle Spuren seines einstigen Fehltrittes zu verwischen. Der Dämon, dem ich geopfert werden sollte, war Asmodi. Er nahm mich, raubte mir die Unschuld, doch er tötete mich nicht. Aus irgendeinem Grund fand er Gefallen an mir. Vielleicht war es meine Jungfräulichkeit oder aber meine reine Seele, die ihn faszinierte. Für einen Dämon, der nur das Böse kennt und nichts anderes kann, als alles Gute zu vernichten, ist es eine besondere Art der Perversion, wenn er an etwas Schönem und Reinem Gefallen findet. So mußt du es sehen, Dorian. Asmodi gab mir sogar ein Pfand, um mir seine Liebe zu beweisen. Er nannte seine Gefühle zu mir natürlich nicht Liebe. Er gebrauchte furchtbare, obszöne Worte, als er mir den Hof machte, aber ich bin sicher, daß er so etwas wie Liebe meinte. Dieses Gefühl ist ungewöhnlich für einen Dämon, und er versuchte, es daher vor der Schwarzen Familie zu verbergen.
    Asmodi hätte mich gewaltsam nehmen können, doch das widerstrebte ihm wohl, denn sonst hätte er nicht versucht, mich ohne die Macht der Schwarzen Magie für sich zu gewinnen. Ich widersetzte mich ihm jedoch. Er brachte mich daraufhin auf diese Insel und verlangte sein Pfand zurück. Ich sagte ihm, daß ich es auf Haiti zurückgelassen und dort gut versteckt hätte. Von da an ließ er mich seine ganze Grausamkeit spüren. Er konnte mich nicht töten lassen, weil er dann fürchten mußte, das Pfand nie wieder zurückzubekommen. Ja, wenn es jemandem in die Hände fiel, der Asmodi schaden wollte, mußte der Fürst der Finsternis

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