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0792 - Gruß aus der Gruft

0792 - Gruß aus der Gruft

Titel: 0792 - Gruß aus der Gruft
Autoren: Jason Dark
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Schultern. »Wer weiß.« Dann strich sie ihre Haare zurück, die wie ein farbloser Schleier wirkten.
    »Mögen Sie es?«
    »Ich habe es mir ausgesucht. Man hat mir die Wahl gelassen, wenn Sie das meinen.«
    »Trotzdem gibt es die Bedrohung, die Sie nicht wegdiskutieren können, Diondra.«
    »Es stimmt.«
    »Hat sie denn etwas mit dem Haus zutun?«
    Mich überraschte ihr Lachen. »Sie wollen es aber sehr genau wissen, John.«
    »Deshalb bin ich hier.«
    »Es schafft mir Depressionen, wenn es das ist, was Sie meinen. Es ist einfach ich, und ich habe meine Ruhe. Ich werde sogar umsorgt, vier Männer haben für mich die Verantwortung übernommen. Ich brauche mich nicht zu beschweren.«
    »Und doch tun Sie es.«
    »Nur indirekt. Es hat nichts mit Ihnen zu tun, denn es gibt noch andere Dinge im Leben, von denen man nur nicht annehmen darf, dass sie tot sind, nur weil man sie nicht mehr sieht.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Macht nichts.« Sie ging einfach weiter und zeigte mir an, dass sie das Gespräch für erledigt hielt. Dass dem nicht so war, merkte ich, als ich sie eingeholt hatte, denn da kam sie auf ein anderes Thema zu sprechen. »Habe ich Ihnen gesagt, dass ich an diesem Abend noch Besuch bekomme?«
    »Nein, haben Sie nicht.«
    »Es ist ein Mann, Professor Palmer.«
    »Müsste ich ihn kennen?«
    »Das glaube ich nicht. Er ist Mathematiker und hat die Tests geleitet, die man mit mir machte. Er ist sehr nett, hochintelligent und trotzdem irgendwo arm, denn er schafft es einfach nicht, mit mir zurechtzukommen, John. Er ist überfordert.« Sie kicherte wie ein kleines Mädchen. »Stellen Sie sich mal vor, dieser Professor ist überfordert und beißt sich an mir die Zähne aus. Ist das nicht beinahe ein Wunder?«
    »Es scheint Sie zu freuen.«
    »Ja und nein. Sie werden ihn kennen lernen, und ich glaube, dass Sie von ihm lernen können.«
    »Sicher, als Mathematiker habe ich mich noch nicht…«
    »Nein, nicht so, John. Er weiß etwas über mich. Er hat so etwas wie eine Beziehung aufgebaut, der arme Kerl.«
    »Wieso der arme Kerl?«
    »Es macht ihn einfach mürbe, dass er nicht an mich herankann.«
    »Verstehe.«
    »Sie lügen, John, Sie verstehen nichts.«
    Wir hatten mittlerweile die große Eingangstür erreicht und auch die Treppe hinter uns gelassen. Bevor Diondra sie noch öffnen konnte, wurde sie von innen aufgezogen, und Cusor stand auf der Schwelle. Im Gegenlicht sah er beinahe schaurig aus, ein kompakter Klotz, hart und kompromisslos.
    »Hallo«, sagte Diondra.
    Cusor sah sie gar nicht, sondern blickte mich an. »Alles in Ordnung, Sinclair?«
    »Bei mir schon.«
    »Okay.«
    Diondra streichelte seine Wange. »Was machen Sie sich Sorgen, mein Lieber?«
    Cusor zeigte sich irritiert. Er war einen Schritt zurückgewichen.
    »Das ist mein Job. Ich nehme ihn ernst. Ich bin über meinen Schützling immer besorgt.«
    »Toll.« Sie drehte sich zu mir um. »Was soll mir denn noch passieren? Jetzt werde ich von fünf Männern bewacht. Wisst ihr was?« Sie jubelte beinahe.
    »Nein«, sagte ich.
    Diondra tippte mich mit dem Finger an. »Ich freue mich auf die Nacht. Ich freue mich auf die nächsten Stunden, denn ich weiß sehr genau, dass sie etwas Besonderes sein werden.«
    »Inwiefern?«, wollte ich wissen.
    »Das verrate ich Ihnen nicht, John.« Sie lachte wieder, und die Echos hallten wie Hammerschläge von den Wänden wider. »Lasst euch überraschen, ich bin in meinem Zimmer. Und wenn mein Freund, der Professor, erscheint, Cusor, erschrecken Sie ihn bitte nicht.«
    »Keine Sorge, ich weiß Bescheid.« Cusor wartete, bis Diondra verschwunden war. Danach beschäftigte er sich mit mir. »Einen guten Rat gebe ich dir, Bulle, häng dich nur nicht zu tief rein. Denk nicht, du wärst besser als wir.«
    »Habe ich das gesagt?«
    »Ich kenne eure Gedankengänge.« Nach diesen Worten drehte er sich um und ließ mich stehen.
    Ich wartete, bis seine Schritte verhallt waren, und konnte die Stille des Hauses nicht genießen. Sie war einfach anders. So kalt und bedrückend, sie kam mir vor wie ein Tier, das seinen Rachen weit geöffnet hatte, um alles zu verschlingen. Möglicherweise lag es an der Leere dieser großen Halle, in der keine Möbel standen. Jedes Geräusch wurde dadurch zu einer Lärmkulisse. Es war ein böses Haus, und der Begriff Gruft passte zu ihm.
    Irgendwo schlug eine Tür zu. Wahrscheinlich war Cusor in seinem Zimmer verschwunden. Das erinnerte mich wieder daran, dass auch ich mich zurückziehen wollte. Ich
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