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0809 - Mensch aus dem Nichts

Titel: 0809 - Mensch aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Stille?
    Merkwürdig. Ich kann mich nicht erinnern, vor kurzer Zeit gegessen und ausgerechnet dunkles Bier getrunken zu haben!
    Ich habe irgendwann das Bewußtsein verloren und bin von jemandem oder von etwas in eine ziemlich leer scheinende Raumstation im Einflußbereich des Reiches der Gataser-Abkömmlinge mit ihren tellerförmigen Köpfen gebracht worden.
    Darüber hinaus glaube ich zu wissen, daß mein Körper irgendwie anders ausgesehen hat. Oder anders war. Der Körper, den ich jetzt spüre, ist schlanker als meiner, den ich in Erinnerung habe.
    Ich glaube, ich werde noch einmal diese faszinierenden Sternanhäufungen studieren und dann versuchen, in diesem Observatorium jemanden zu finden, der meine Fragen beantwortet.
    Hoffentlich gibt es hier einschlägige Beobachtungsinstrumente, ich glaube zu wissen, daß ich inzwischen viel verlernt habe.
    Wo ist der Kollege, der die Bildschirme eingeschaltet hat?
    Abd el Puman sah sich zwanzig Minuten später in einem großen Spiegel. Eben noch war sein Gesicht anders gewesen, jetzt waren die Augen auf rätselhafte Weise dunkler geworden, die Mundwinkel zogen sich leicht nach unten, die Haltung der Schultern war die eines Mannes, der große Teile seines Lebens vor Instrumente, Tabellen und Rechnern verbracht hatte, dessen Liebe nicht Tieren, Maschinen oder Raumschiffen gehörte, sondern den Vorgängen in den Chromosphären und Kernen der Sterne aller Klassen und Größen.
    In einem brausenden Luftstrom trocknete sich Abd el Puman die schlanken Hände ab und drückte auf einen Schalter, der sein Gesicht mit einem feinen Nebel wohlriechenden Gesichtswassers einsprühte.
    „Das ist wieder ein solches Observatorium der Selbstgespräche", sagte er laut.
    In dem strahlend sauberen Toilettenraum hallten seine Worte wider. „Niemand da.
    Eine merkwürdige Stimmung. Na ja, immerhin stört mich keiner."
    Noch hatte er kein Identitätsproblem. Bisher war er überzeugt, daß er er war, nicht ein anderer. Aber ein deutliches Gefühl der Unsicherheit verließ ihn nicht, als er anfing, das Observatorium in dieser Sternensta-tion zu suchen und sich überhaupt einen Überblick zu verschaffen. Vielleicht, so dachte Abd el Puman skeptisch, fand er denjenigen, der ihn hierher gebracht hatte?
    Alle anderen Probleme, die mit seiner nicht vorhandenen Erinnerung, mit jener gewaltigen Lücke zu tun hatten, vergaß er zwar nicht, aber er verschob ihre Klärung auf später.
    Fünfhundert Minuten vergingen, ehe der Astronom müde wurde und mutlos zu werden begann. Er war endlose Gänge, Korridore und Rampen entlanggewandert.
    Er hatte in mehr als zweihundert verschiedene Räume hineingeblickt und hatte folgendes festgestellt: Alle Räume und Verbindungsgänge, die so eingerichtet waren, daß sie Menschen zum Aufenthaltsraum dienen konnten, waren klimatisiert, an eine „südpolar" orientierte Schwerkraftanlage angeschlossen, beleuchtet oder beleuchtbar, für mehr als hundertfünfzig Menschen berechnet, hervorragend ausgestattet und für eine kleine Ewigkeit verproviantiert.
    Er hatte große Magazine gesehen, in denen Ausrüstungsteile gelagert waren, benutzte und neue Raumanzüge, Wassertanks, Aufbereitungsanlagen und winzige, abgekapselte Systeme, die Grundsubstanzen herstellten, aus denen eine sinnreiche Automatik Proteine, Fette und Zucker herstellte.
    Ein Schwimmbad war ebenso vorhanden wie ein Solarium, ein Sportraum von phantastischen Ausmaßen konkurrierte mit einem Auditorium. Es gab auch ein Observatorium, aber die Geräte waren integriert in die Zentrale Kybernetik der Station.
    Die Station selbst wies einen von ihm geschätzten Durchmesser von etwa hundertfünfzig Metern auf und war sicherlich kugelförmig. Es gab kein einziges Raumfahrzeug - die Hangars für Space-Jets und andere Beiboote waren leer. Die Besatzung schien mit ihnen geflohen zu sein.
    Abd el Puman stöhnte auf: „Und es gibt keinen einzigen Menschen außer mir! Nicht einmal Spuren!"
    Er korrigierte sich. Es gab Spuren. Hier ein Bildwürfel, der eine junge Familie zeigte, dort einige Buchspulen, die einem Besatzungsmitglied gehört haben mochten und beim Aufbruch zurückgelassen worden waren.
    Dort ein großes Bild eines lachenden jungen Mannes oder eines lächelnden Mädchens. Seltsam.
    Warum lachen auf Photos die Personen immer? Warum waren sie nicht ernst? Warum weinten sie nicht, da sie doch ahnen müßten, daß sie denjenigen Menschen, der ihr Photo aufstellte oder an die Wand heftete, niemals wiedersehen

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