087 - Bei Vollmond kommt der Tod
besser. Eine sichtbare Erleichterung durchpulste ihn. Der Wolfskeim war von dem weißen Gift vernichtet worden.
Die Verwandlung in einen blutrünstigen Werwolf würde Pasquanell erspart bleiben.
Er atmete ruhiger, schwitzte nicht mehr, öffnete die Augen, und sein Blick war wieder klar.
Geschafft.
Einmal mehr geschafft, dachte er und erhob sich.
***
Am 2. August, einem Freitag, rief mich Tucker Peckinpah an und bat mich, zu ihm zu kommen. Er wollte mit mir etwas Wichtiges besprechen, deshalb setzte ich mich unverzüglich in meinen schwarzen Rover und fuhr zu dem reichen Industriellen.
Sein Leibwächter empfing mich: Cruv von der Prä-Welt Coor, ein häßlicher, jedoch überaus sympathischer Gnom.
Für gewöhnlich sehen Leibwächter anders aus - bullig, groß, furchteinflößend. All das war Cruv nicht, dennoch war er gefährlich, denn er konnte hart kämpfen und hatte das Herz eines Löwen.
Wer ihn unterschätzte, weil er ihn nur nach seinem Äußeren beurteilte, der konnte sehr leicht sein blaues Wunder erleben. Sogar mich hatte der Knirps schon mit seinem heldenhaften Mut verblüfft. Der Kleine schreckte vor keiner Gefahr zurück, und wenn man ihm eine Aufgabe übertrug, erfüllte er diese mit der größtmöglichen Zuverlässigkeit.
Er war jederzeit bereit, für Tucker Peckinpah sein Leben zu riskieren. Ohne Rücksicht auf Verluste hätte er sich für den Industriellen eingesetzt, wenn es nötig gewesen wäre.
Sein einziger schwacher Punkt war seine niedliche kleine Freundin Tuvvana, die er vor langer Zeit auf Coor verloren, aber schließlich wohlbehalten wiedergefunden hatte.
Seither kannte sein Glück keine Grenzen. Er war der zufriedenste Gnom, den es gab - mit Tuvvana.
»Hallo, Cruv«, sagte ich beim Eintreten.
»Tony«, sagte der Knirps. »Wie ist das werte Befinden?«
Ich grinste. »Seit wann sprichst du denn so geschwollen?«
Der Gnom verzog sein häßliches Gesicht. »Seit ich in den sogenannten besseren Kreisen verkehre. Aber im Ernst. Wie geht es dir? Es interessiert mich wirklich.«
Er spielte auf meine Probleme an. Zur Zeit fühlte ich mich gut, aber ich trug dieses verfluchte Marbu-Gift in mir, und das würde mir bald wieder zu schaffen machen.
Phorkys, der Vater der Ungeheuer, hatte etwas von diesem Gift aus mir abgezogen, um eine Gorgone zu schaffen, aber das verlorengegangene Gift würde sich mit der Zeit ergänzen.
Dann würde ich wieder unbeherrscht und jähzornig sein und Gefahr laufen, die Seiten zu wechseln. Ich würde zur großen Gefahr für meine Freunde werden, zu einem Risikofaktor, den man nicht berechnen konnte.
»Im Moment bin ich in Top-Form«, antwortete ich.
»Weiß noch keiner, wie dir endgültig zu helfen wäre?«
Ich schüttelte den Kopf. »Alle versuchen eine Lösung zu finden - Roxane, Mr. Silver, die Mitglieder des ›Weißen Kreises‹, Lance Selby…«
»Auch Tuvvana und ich haben uns schon den Kopf darüber zerbrochen. Es muß eine Lösung geben, Tony, und irgendeiner deiner Freunde wird sie irgendwann finden.«
Ich seufzte. »Irgendwann, ja. Hoffentlich ist es dann noch nicht zu spät.«
Tuvvana erschien, und ich begrüßte sie herzlich. Ich beugte mich zu ihr hinunter und küßte die kleine Sexbombe auf beide Wangen. »Oh«, sagte sie verlegen. »Dieser Tony Ballard weiß, was Mädchen mögen.«
Ich lachte. »Ich teste bei meiner Freundin, was ankommt, und lasse es anschließend allen Mädchen zugute kommen.«
»Und Vicky Bonney hat nichts dagegen?«
Ich grinste. »Warum sollte sie? Sie kommt ja dabei nicht zu kurz.«
»Ich soll dich sofort zu Mr. Peckinpah bringen«, sagte Cruv.
»Okay. Gehen wir«, erwiderte ich. »War nett, dich wiederzusehen, Tuvvana.«
Ich bat sie, uns wieder mal zu besuchen und Cruv mitzubringen. Dann folgte ich dem Gnom. Er führte mich zu Tucker Peckinpah, der mich in seinem großen Arbeitszimmer erwartete.
Ein rundlicher Mann mit stark gelichtetem Haupthaar und der unvermeidlichen Zigarre zwischen den Lippen, das war er. Ein Mr. Goldhändchen. Sein Geld arbeitete auf der ganzen Welt in zahlreichen Unternehmen.
Er mischte beim australischen Rindfleischgeschäft genauso mit wie in Betrieben, die sich mit der Verflüssigung von Kohle beschäftigten. Sein Vermögen steckte in Immobilien, und er mischte im Aktiengeschäft mit.
Ich glaube, er wußte nicht einmal selbst genau, wieviel Geld er besaß - und er setzte alles das sowie seine beispiellosen Beziehungen dafür ein, um das Böse zu bekämpfen, wo immer es
Weitere Kostenlose Bücher