Bibi Blocksberg - 06 - Bibi im Orient
Das Morgenland ruft!
» Frühstück, ihr Lieben!!!«, rief Barbara Blocksberg fröhlich aus dem Esszimmer und schenkte zwei Tassen Kaffee ein. Als sie aber aus dem ersten Stock keine Antwort bekam, rief sie noch einmal: »Bibi! Bernhard! Nun macht endlich! Beeilt euch! Die FünfMinuten-Eier werden sonst kalt! Oder soll ich euch an den Tisch hexen?«
» Lieber nicht!« Herr Blocksberg kam eilig die Treppe herabgelaufen und ließ sich auf seinen Stuhl plumpsen. »Davon bekomme ich immer gleich Ohrensausen.«
Jetzt kam auch Bibi angeflitzt. Sie umarmte ihre Mutter und ihren Vater und gab beiden einen dicken Kuss auf die Wange.
» Guten Morgen, Mami. Guten Morgen, Papi! Hhmmm! Du riechst aber gut. Hast du ein neues Rasierwasser, Papi?«
Herr Blocksberg nickte und freute sich, dass sein Hexentöchterchen eine so gute Nase hatte.
» Ach, Bibi, ehe du dich hinsetzt und dein Frühstücksei köpfst, tu mir bitte einen Gefallen«, sagte er und warf seiner Tochter einen bittenden Blick zu. »Hol mir doch die Zeitung aus dem Briefkasten.«
Bibi saß jedoch schon und wollte nicht mehr aufstehen. Deshalb entschied sie sich für einen Hexspruch: »Eene meene schlapper-papper, komm aus dem Kasten mit Geklapper! Hex-hex!«
Ein helles Pling-pling ertönte, kleine, bunte Funken sprühten, Sternchen blitzten. Ein kurzes Heulen und Pfeifen – und schon kam die Neustädter Zeitung durch das offene Fenster geflogen und landete schwungvoll auf dem Frühstückstisch.
»Da! Bitte sehr!«, sagte Bibi stolz. »Aus der Druckerei ganz frisch liegt die Zeitung auf dem Tisch!«
»Ach, Bibi!« Herr Blocksberg verzog ein wenig das Gesicht. »Das war zwar ein hübsches, kleines Gedicht, aber du solltest sie herholen und nicht herhexen. Du weißt, ich vertrage es am frühen Morgen einfach nicht, wenn du mich daran erinnerst, dass du und Mami etwas könnt, was ich nicht kann: nämlich hexen!«
»Entschuldige, Papi. Das habe ich vergessen«, sagte Bibi. »Warte, ich hexe sie zurück in den Kasten und hole sie dir dann noch mal richtig. Eene meene starkes Stück, Morgenzeitung, hüpf zurück! Hex…«
Sie sprach nicht weiter, weil ihr Vater energisch mit der Hand abgewinkt hatte. Er griff nach der Zeitung, schlug sie auf und sagte: »Ach nein, lass es. Es ist schon in Ordnung so.«
Frau Blocksberg beugte sich zu ihrer Tochter. »Ich glaube, ich muss deinem Vater mal wieder einen Hexentrank zur Stärkung seines Selbstbewusstseins brauen!«, flüsterte sie und kicherte hinter der Hand.
» Au ja, Mami! Das mach mal«, flüsterte Bibi zurück. »Darf ich dabei zusehen? So einen Trank kann ich vielleicht auch mal gebrauchen.«
Herr Blocksberg räusperte sich kurz, denn er hatte alles mit angehört. Aber er sagte nichts, sondern vertiefte sich in seine Morgenlektüre. In Ruhe Zeitung lesen, das war eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Doch die Ruhe im Haus der Familie Blocksberg hielt nicht lange an.
Bernhard Blocksberg faltete plötzlich ärgerlich die Zeitung zusammen und knallte sie so heftig auf den Tisch, dass die Kaffeetassen klirrten. Auf seiner Stirn erschien eine steile Zornesfalte.
Erschrocken zuckten Barbara und Bibi Blocksberg zusammen. Was war denn jetzt passiert?
» Das ist doch die Höhe!«, schimpfte Herr Blocksberg los. »Abwählen sollte man sie! Einen wie den anderen!«
» Aber Liebling«, versuchte ihn seine Frau zu beruhigen. »Worüber regst du dich denn so auf?«
» Worüber? Darüber!« Herr Blocksberg schlug wütend mit der flachen Hand auf die Zeitung. »In der heutigen Zeitung steht es: Die Benzinpreise sind schon wieder gestiegen, diesmal gleich um zehn Pfennige pro Liter. Zehn Pfennige! Die ticken wohl nicht mehr richtig!«
Bibi war sofort bereit ihrem Papi zu helfen.
» Soll ich das Benzin billiger hexen?«, fragte sie eifrig.
» Unsinn!«, wehrte ihr Vater ab. »Aus solchen Sachen halte dich bitte heraus. Dazu bist du noch zu klein.«
» Gar nicht!« Bibi zog eine Schnute und fügte in Gedanken hinzu: Zum Geschirrspülen bin ich ja auch nicht mehr zu klein! Ihr Vater hatte es sich inzwischen mit der Zeitung in seinem Lieblingssessel gemütlich gemacht und schaute, was es noch so auf der Welt gab. Kurz darauf entdeckte er wieder etwas Interessantes.
» Aha! Was steht denn hier?«, murmelte er halblaut vor sich hin und las dann laut: »Bürgermeister reist in den Orient zum Sultan von Labu-Dabu um sich für einen direkten Anschluss unserer Stadt an die transkontinentale Pipeline einzusetzen.«
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