0876 - Der Dämon von Nigeria
versuchte, seine Augen zu fokussieren, aber sobald er den Kopf nach links oder rechts bewegte, begann wieder alles vor ihm zu verschwimmen. Malborough kam zu dem Schluss, dass es doch keine so gute Idee gewesen war, den Wagen zu verlassen. Die schwüle, drückende Atmosphäre und der penetrante Geruch verbrannten Benzins und Öls, das laute Hupen, das immer wieder kaskadenartig über die Blechlawine rollte… der Kopfschmerz nahm ebenso zu wie die Übelkeit, die langsam in ihm heraufkroch.
Er schwankte. Erneut blieb er stehen. Er kniff die Augen zusammen, doch die Schärfe wollte nicht zurückkehren. Jetzt waren umstehende Passanten auf den sich seltsam verhaltenen weißen Mann aufmerksam geworden. Zwei Männer in Geschäftsanzügen traten an seine Seite, stützten ihn. Malborough versagten die Kräfte. Seine Beine knickten ihm weg. Die beiden Geschäftsleute ließen ihn vorsichtig zu Boden gleiten. Eine Traube von Zuschauern bildete sich um den Briten, wie er niedersank.
Ein Zittern durchlief den Körper des Mannes. Es erfasste seine Gliedmaßen und schien in Wellen zu verlaufen. Rufe nach einem Arzt wurden laut, nach einer Ambulanz. Jeder wusste, dass es keine Ambulanz in Reichweite gab und bei diesem Verkehr auch kein Auto hierher durchkommen würde. Schließlich ergriffen einige beherzte Männer den zitternden Körper und trugen ihn die Straße hinunter, fast zehn Minuten lang, gefolgt von einer Traube von Menschen, bis eine Polizeistreife sie anhielt und ihnen nach kurzer Konversation den Weg mit Schlagstöcken frei machte. Dann hatten sie die Privatpraxis eines Arztes erreicht. Der immer schwächer zitternde Körper des Briten wurde auf ein Bett gelegt, der Arzt machte seinen Oberkörper frei, wollte sein Stethoskop ansetzen, als er das Mal auf der entblößten Brust sah. Er hielt unwillkürlich inne, wechselte einen schnellen Blick mit seiner Sprechstundenhilfe, die trotz ihrer tiefschwarzen Haut plötzlich aschgrau aussah.
Als der Arzt schließlich das Gerät doch auf die Brust des Mannes setzte, hatte Malboroughs Herz bereits aufgehört zu schlagen.
***
Professor Zamorra hatte sich in seinem Arbeitszimmer an dem großen, hufeisenförmig geschwungenen Schreibtisch niedergelassen. Hier gab es drei Arbeitsplätze mit Computerzugriff sowie einen A-3-Scanner und Farblaserdrucker. Zamorra saß an »seinem« Platz vor der Tastatur und sah sich an, was der 22-Zoll-TFT-Monitor ihm zeigte.
Es war nicht gerade viel.
Er wollte Protokolle über Nicoles und seine jüngsten Aktionen anlegen, um später Berichte daraus zu machen. Aber er konnte sich nicht richtig auf seine Arbeit konzentrieren. Der Monitor zeigte ihm erst gut zwei Dutzend Zeilen an, obgleich er schon seit wenigstens drei Stunden vor der Tastatur saß, Text eingab und wieder löschte.
Dabei konnte er sich an die Geschehnisse deutlich erinnern.
Da war das »Ungeheuer« von Loch Ness und die seltsame Welt zwischen den Wassern. Sie hatten Nessie vor den magischen Mordversuchen eines Llewellyn retten müssen, der sich zum Negativen entwickelt hatte. Auch Rhett Saris, der etwa 14jährige Erbfolger , war mit von der Partie gewesen.
Dann in Weltraumtiefen der Mond der Magie, auf dem sie gemeinsam mit Dalius Laertes und Dr. Artimus van Zant gekämpft hatten…
Im Dschungel von Peru der Gedankentöter, ein seltsames Wesen, das Menschen Horror-Gedankenbilder aufzwang und sie damit ermordete. Dieser Gedankentöter verfügte über unglaublich starke Magie und konnte Pflanzen verformen und sich sogar körperlich mit ihnen verbinden.
Entstanden war er vermutlich als Mutation infolge einer vor gut 20 000 Jahren stattgefundenen atomaren Explosion. Wer die hervorgerufen hatte - möglicherweise Außerirdische -, war ebenso unklar wie das Alter des Gedankentöters. Zamorra bezweifelte, dass er damals schon lebte. Eher war er eine der späteren Generationen. Auch wenn man sein Alter mit dem eines Baumes verglich - so alt wurde kein Baum.
Weniger rätselhaft war die Rückkehr des Jägers Jean Fournier. Vor Jahren hatte er Dämonen gejagt und diese Jagden als TV-Shows getarnt an die Öffentlichkeit gebracht. Aber irgendwann wollte niemand mehr die »TV-Dämonen« sehen, und um Fournier wurde es ruhig.
Bis er vor kurzem mit einer gewaltigen Werbekampagne seines Senders ein überwältigendes Comeback feierte.
Dahinter steckte sein neuer Produzent, der einen persönlichen Rachefeldzug gegen einen Dämon durchführte. Es endete in einem infernalischen Fiasko. Ohne
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