0892 - Facetten der Ewigkeit
Schiffe könnten unvermittelt an jedem gewünschten Ort auftauchen, das Ziel unter Beschüß nehmen und sofort wieder verschwinden."
„Wir alle hoffen, daß es nicht so weit kommt."
2.
Beim Durchblick durch den Spek-trographen mußte Goran-Vran unwillkürlich daran denken, daß Jar-kus-Telft diese Sonne auf den Namen Aggrath getauft hatte und den Planeten einfach Nummern gegeben hatte. Nur den dritten Planeten, der die Hauptwelt war, versah er ebenfalls mit einem Eigennamen: Lai-voth, und die Bewohner nannte er Laivother.
Wenn man den Raumfahrern an Bord der THAMID-FRHD-AKDIM zuhörte, mußte man zu der Erkenntnis kommen, daß diese Bezeichnungen in Vergessenheit geraten waren, denn sie bedienten sich der Namen, die von den Einheimischen stammten.
Sie nannten die Sonne Sol, den dritten Planeten Terra und das auf ihm lebende Wächtervolk Terraner, und sie gebrauchten auch die terra-nischen Namen für die anderen Planeten: Jupiter, Mars, Merkur, Venus und wie sie alle hießen, wobei Goran-Vran sich nicht sicher über die richtige Reihenfolge war.
Er tat sich mit der Astronomie und im Umgang mit Begriffen der Raumfahrttechnik überhaupt etwas schwer, obwohl er doch in diesem Schiff geboren worden war. Doch war das zu einer Zeit gewesen, als er noch keine Ahnung davon gehabt hatte, daß das „Haupthaus der großen Söhne" kein planetengebundenes Gebäude, sondern ein Raumschiff war.
Im übrigen hatte sich Goran-Vran jedoch gut eingelebt, und die Aussicht, unter jenen Auserwählten zu sein, die seinem Volk das Auge, den Schlüssel für die existenzbestimmende Materiequelle, zurückbringen sollten, beflügelte ihn zusätzlich.
Er hätte nicht gedacht, daß ihm das Umdenken so leichtfallen würde. Er hatte geglaubt, entelechisches Denken verlaufe in starren, vorgezeichneten Bahnen. Aber bei den Raumfahrern hatte er eine neue Dimension der Entelechie kennengelernt und erkannt, daß die Denkprozesse im Tiefenbewußtsein das gesamte Universum in sich einschlössen.
Nach der letzten Transition, kaum daß die Flotte in den Grenzraum des Solsystems eingeflogen war, hatte Fanzan-Pran die Führung der THA-MID an Goran-Vran übergeben. Der Unterführer mußte zu einer Lagebesprechung auf die ATALLIN, das Schiff des Flottenkommandanten Hergo-Zovran.
„Ich bin stolz auf dich, Goran", hatte Fanzan-Pran zum Abschied gesagt. „Es ist geradezu bewundernswert, wie du das viele Wissen, das so plötzlich über dich gekommen ist, verarbeitet hast. Ich werde Hergo-- Zovran von deinen Fortschritten berichten."
„Wird Hergo-Zovran bei der Besprechung den Sturm auf dieses Sonnensystem befehlen?"
fragte Goran-Vran erwartungsvoll.
„Wäre das entelechisch?" fragte Fanzan-Pran zurück. „Erinnere dich daran, wie Gleniß-Gem gehandelt hat, als er mit seinen Leuten Alkyra-II besetzte und die Duade als potentielle Gefahr erkannte."
„Gleniß-Gem hat das Plasmawesen überlistet", sagte Goran-Vran.
„Und warum sollte Hergo-Zovran einen weniger zielführenden Weg beschreiten?" meinte Fanzan-Pran. „Gewalt ist nur selten zielführend, denn Gewalt ist ein Zeichen der Schwäche."
Als Fanzan-Pran sich im Materie-transmitter zur ATALLIN abstrahlen ließ, war Goran-Vran mit seinen Gedanken kurz auf Alkyra-II. Er hatte sich bislang nie Gedanken darüber gemacht, daß Gleniß-Gem selbst es gewesen war, der schon vor Generationen die Neunturmanlage auf Alkyra-II mit seinen Leuten besetzt hatte. Er hatte einfach nicht bedacht, daß Türmer die Fähigkeit besaßen, ihr Leben so lange hinauszuzögern, bis sie eine Aufgabe zu Ende geführt oder ihre Bestimmung gefunden hatten. Gleniß-Gems Mission war erfüllt - würde er jetzt sterben? Er hatte die Verantwortung an Hergo-Zovran übergeben.
Goran-Vran fand schnell in die Gegenwart zurück.
Vor ihnen lag das Sonnensystem, auf dessen drittem Planeten vor langer Zeit das Auge von seinem Volk versteckt worden war. Es ruhte dort unzählige Generationen lang, bis der Quellmeister Pankha-Skrin endlich die dazugehörige Materiequelle gefunden hatte.
Nun, da man das Auge zurückholen wollte, stellte sich heraus, daß ein Volk von wahren Evolutionsstürmern diesen Schlüssel zur Materiequelle bewachte. Dies war erschrek-kend, denn damit war nicht zu rechnen gewesen. Unter diesen Umständen war es nicht auszuschließen, daß der Feind von jenseits des Kontinu-ums dahintersteckte.
Aus dieser Überlegung heraus hatte Hergo-Zovran auch die Flotte von zweitausend mal neun Raumschiffen
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