ETF-Handbuch der Börse Frankfurt
Moderne Portfoliotheorie als Grundlage der passiven Anlage
Zwei Faktoren bestimmen den Erfolg einer Geldanlage: die Rendite und das Risiko. Höhere Gewinne erfordern in der Regel höhere Risiken. Ein effizientes Portfolio minimiert die Risiken gegenüber der angestrebten Rendite bzw. maximiert die Rendite bei passendem Risikoprofil. Die moderne Portfoliotheorie versucht, die effizienteste Streuung von Einzeltiteln im Depot zu ermitteln.
Zahlreiche Studien belegen, dass es bei der Risikobetrachtung eines Investments von großer Bedeutung ist, ob jeweils das Risiko einer einzelnen Aktie oder ob das Risiko des zu beurteilenden Portfolios im Gesamtzusammenhang betrachtet wird. In der Regel erfolgt die Geldanlage auf den Kapitalmärkten durch die Investoren nicht in einzelnen Wertpapieren, sondern in Wertpapiermischungen, den Portfolios. Auf diese Weise werden die Vorzüge einer breiten Streuung von Finanzanlagen genutzt, denn durch das Mischen von Wertpapieren beeinflussen sich die Risiken der einzelnen Wertpapiere gegenseitig.
Diese Risiken zu messen, ist Dank der Erkenntnisse von Harry Markowitz’ und seiner Theorie der „Portfolio Selection“ möglich. Interessierte finden eine ausführliche Beschreibung von Markowitz‘ Theorie im Anhang ab Seite 85. Das Ziel seiner Arbeit war die Ermittlung eines Risikomaßes, mit dem die in einem Portfolio auftretenden Diversifikationseffekte (die Auswirkung der Streuung auf verschiedene Märkte, Regionen oder Anlageformen) gezielt eingesetzt werden können.
Die Moderne Portfoliotheorie besagt, dass gekonnt gehandhabte Investments in Asset-Klassen auf lange Sicht exakt die Rendite einbringen, die ihrem Risikograd entspricht.
Überdurchschnittliche Renditen einer Asset-Klasse durch aktives Management gehen auch mit überdurchschnittlichen Risiken einher. Dieses Gesetz kann kein Anleger aushebeln. Mit der Diversifikation von Anlageformen ist es jedoch möglich, das Risiko ohne gleichzeitigen Verlust an Renditechance zu reduzieren, bzw. bei gegebenem Risiko die Ertragschancen zu erhöhen.
Die Verteilung auf Asset-Klassen ist wichtiger als die Wahl der einzelnen Wertpapiere
Eines der wichtigsten Erfolgskriterien besteht darin, wie Sie Ihr Portfolio auf einzelne Asset-Klassen verteilen. Nach welchen Methoden Sie die einzelnen Wertpapiere einer Anlageform aussuchen, ist nebensächlich. Viele Anlagemanager glauben z. B., mit optimalem Timing-Geschick am Ende einer Hausse rechtzeitig mit maximalem Gewinn aus dem Markt aussteigen und nach abgeschlossener Baisse Aktien kurz vor der nächsten Aufwärtsbewegung zum Tiefstkurs wieder einsteigen zu können. Langfristig liegen jedoch mehr als 90 Prozent der Anlagemanager damit falsch.
Der Versuch, den Markt zu schlagen, kostet viel Geld, Zeit und Nerven
Den Markt dauerhaft schlagen zu wollen, ist für den Anleger bei Berücksichtigung von Risiko und Transaktionskosten langfristig nicht nur fast aussichtslos, sondern auch gefährlich: Diese Absicht erhöht das Risiko, die unter dem Markt liegenden Renditen zu erzielen, beträchtlich. Aufgrund der hohen Effizienz der Wertpapiermärkte ist aktives Portfoliomanagement ein Spiel, bei dem Investoren langfristig häufiger verlieren als gewinnen. Das liegt vor allem daran, dass auf eine optimale Diversifikation verzichtet wird und sich die Anleger stattdessen an Meldungen, Meinungen, eigenen Überlegungen und den entsprechenden Kursentwicklungen orientieren. Diese Faktoren bestimmen die Zusammensetzung des Depots.
Zudem haben Anleger, die eine aktive Strategie verfolgen, höhere Kosten als Anleger, die kaufen und halten. Ausgabeaufschläge, Verwaltungsgebühren und Handelsspesen drücken zusätzlich auf die Rendite. Tägliches Studieren der Finanz- und Wirtschaftspresse, unablässiges Ausschauhalten nach interessanten Werten sowie wiederholte Einschätzungen der Marktentwicklung kosten nicht nur viel Zeit, sondern auch Nerven.
Theorie der effizienten Märkte
Dreh- und Angelpunkt der Modernen Portfoliotheorie von Markowitz ist die Theorie der effizienten Märkte. Sie hat unter allen Forschungsergebnissen innerhalb der Finanzwirtschaft die größte Bedeutung für Anleger, weil sie wissenschaftlich belegt und somit gegenüber den Ansätzen des aktiven Managements, insbesondere der fundamentalen und charttechnischen Analyse, zu bevorzugen ist.
Die passive Anlagestrategie basiert auf der Annahme, dass Kapitalmärkte weitgehend effizient sind. Das bedeutet, dass es Anlegern mit Hilfe von
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