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10 - Im Bann der Loge

10 - Im Bann der Loge

Titel: 10 - Im Bann der Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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entdeckten etwas auf dem Bildschirm, machten sich Notizen, kicherten wieder. Vermutlich Studenten, die für eine Arbeit recherchierten.
    Studenten!
    Toms Körperhaltung straffte sich.
    Rom verfügte über die größte Universität Europas: La Sapienza. Und dieser wiederum war mit Sicherheit eine gut sortierte Bücherei angegliedert.
    Nach einigen Klicks erreichte er über die Homepage der Uni ein Onlineverzeichnis der in der Bibliothek vorrätigen Werke. Er tippte die gewünschten Titel in die Suchzeile ein und konnte sein Glück kaum fassen, als beide Bücher als disponibile gekennzeichnet waren.
    Er trank den Wein aus und kehrte zurück ins Hotel, wo Maria Luisa immer noch schlief. Als sie erwachte, verkündete er die gute Nachricht.
    »Morgen fahre ich nach Rom und besorge die Bücher.«
    »Nach Rom?« Der Gedanke, ihn in der Stadt zu wissen, aus der sie eben noch geflohen waren, schien ihr nicht zu behagen. »Mit dem Fiat?«
    »Lieber nicht. Vielleicht mit dem Bus. Oder ich finde einen Weinhändler, der mich mitnimmt. Egal. Hauptsache, es geht voran!«
    Die Spanierin nickte geistesabwesend. Offenbar teilte sie seine Begeisterung nicht. Eine Spur zu Jandro wäre ihr lieber gewesen als alle Wörterbücher dieser Welt.
    ***
    London, am nächsten Tag
    Walter Jorgensens Büro roch durchdringend süßlich nach Kaugummi. Oder Zahnpasta. So genau konnte Spencer McDevonshire das Aroma nicht einordnen.
    Im Regal hinter dem Sektionsleiter stand ein Keramiktöpfchen, aus dem einige Stängel wie Mikadostäbe ragten. Ein Duftfässchen oder wie immer man diese Dinger nennen mochte. Jorgensen hatte nicht an Aromaöl gespart, um den Raum einzuduften.
    McDevonshire hingegen wäre am liebsten ver duftet. Obwohl er vor dem Schreibtisch seines Vorgesetzten stand, während dieser dahinter in einem komfortablen, rückenschonenden und eigens für ihn angeschafften Bürostuhl saß, schien Jorgensen auf ihn herabzublicken.
    »Commissioner«, sagte er in einem Tonfall, als freue er sich, McDevonshire zu sehen. »Schön, dass Sie die Zeit gefunden haben, mein Büro mit Ihrer Anwesenheit zu adeln.« Er tippte auf der Tastatur seines Computers herum und studierte den Monitor. »Wie ich sehe, kehren Sie gerade aus Rom zurück.«
    »Das ist richtig. Mein Instinkt hat mich nicht getrogen. Tom Ericson war dort!«
    »Ihr Instinkt, ja? Sehr schön, sehr schön. Ich glaube zwar eher, dass es ihr Spießgeselle Guignard war, der Sie mit Informationen versorgt hat, die Ihnen nicht zustehen, aber ich will mich nicht um Details streiten.« Mit einer großzügigen Geste winkte er ab. »Aber sagen Sie mir, funktioniert Ihr Gedächtnis genauso gut wie Ihr Instinkt?«
    McDevonshire atmete tief durch und befahl sich, die Ruhe zu bewahren. Nie wieder wollte er sich zu so einem Ausbruch hinreißen lassen, wie schon einmal. »Ich denke doch. Danke der Nachfrage.«
    »Tatsächlich? Dann scheinen Sie einen sehr großen Schreibtisch zu besitzen.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Nun, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, habe ich Ihnen eindringlich und mehrfach ans Herz gelegt, den Rest Ihrer Dienstzeit hinter dem Schreibtisch abzuleisten. Und wenn dieser nicht gerade von hier bis nach Rom reicht, dann weiß ich nicht …«
    »Aber die Spur zu Ericson …«
    »Ah ja, die Spur. Der mussten Sie natürlich nachgehen, ich verstehe. Wie endete Ihr nicht genehmigter Einsatz doch gleich noch mal?«
    Das weißt du ganz genau! , dachte McDevonshire, zog es aber vor zu schweigen.
    »Ein notgelandeter Gasballon …«
    »Dafür kann ich nichts!«
    »Ein gestohlener Leihwagen«, fuhr Jorgensen ungerührt fort. »Und natürlich ein weiterhin flüchtiger Schwerverbrecher, der nun auch noch im Besitz Ihrer Dienstwaffe ist. Für diesen durchschlagenden Erfolg hat es sich schon gelohnt, meine Anweisungen zu missachten, finden Sie nicht?«
    McDevonshire zuckte zusammen. Sonderbarerweise aber nicht wegen der Häme, die der Sektionsleiter über ihn ausschüttete, sondern wegen dieses einen Begriffs, den er benutzt hatte. Schwerverbrecher.
    Wieder und wieder waren ihm auf dem Rückflug nach London die Anschuldigungen durch den Kopf gegangen, die auf Ericson lasteten. Nach Aktenlage war der Mann ein mehrfacher Mörder, der auch nicht davor zurückschreckte, Unschuldige zu beseitigen, wenn sie seine Flucht behinderten. Da brauchte man nur die Besatzung der Sanjiata betrachten, die ihm offenbar in die Quere gekommen war.
    Aber entsprach das der Wahrheit? Warum hätte er sich auf ein

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