10 - Operation Rainbow
später auch Alistair Stanley. Im nächsten Moment tauchten rechts zwei weitere Männer auf, gingen direkt an Clarks Sitz vorbei.
»Verdammter Mist!« hauchte er so leise, daß nur Sandy ihn hörte. Sie fuhr herum und sah es, doch bevor sie etwas sagen konnte, griff er nach ihrer Hand. Es genügte, um sie verstummen zu lassen. Trotzdem schrie die Dame von gegenüber auf - wenigstens fast. Die Frau vom Nebensitz hielt ihr den Mund zu und erstickte den Schrei halb. Ungläubig starrte die Stewardeß auf die beiden Männer vor sich. Das war doch seit Jahren nicht mehr vorgekommen. Wieso passierte es jetzt?
Clark stellte sich dieselbe Frage, und gleich darauf eine weitere: Wieso hatte er seine Dienstwaffe in der Reisetasche, über ihm in der Gepäckablage? Welchen Sinn macht es, dein Schießeisen mit ins Flugzeug zu nehmen, wenn du im entscheidenden Moment nicht drankommst, blöder Idiot? Ein hirnverbrannter Anfängerfehler! Ein Seitenblick genügte, um denselben Gesichtsausdruck bei Alistair festzustellen. Zwei der erfahrensten Profis im Geschäft, ihre Knarren kaum einen Meter weit weg, doch ebensogut hätten sie tief im Gepäckraum verstaut sein können...
»John...«
»Ruhe bewahren, Sandy«, gab ihr Mann zurück. Leichter gesagt als getan. Das wußte er selbst nur zu gut.
John straffte sich, hielt den Kopf bewegungslos, wandte sich aber vom Fenster ab und blickte nach vorn zur Pilotenkanzel. Er ließ die Augen schweifen. Drei waren es. Einer, der mutmaßliche Anführer, nahm eine Stewardeß mit nach vorn, wo sie ihm die Zwischentür auf schloß. John sah sie die Kanzel betreten und die Tür hinter sich verriegeln. Na schön, gleich würde Kapitän William Garnet merken, was gespielt wurde. Hoffen wir, daß er Profi ist, der in einer solchen Situation die Nerven behält. Der nichts anderes sagt als »ja, Sir« - »nein, Sir« - »drei Koffer voll, Sir«, wenn er in eine Revolvermündung schaut. Im Idealfall hatte er seine Ausbildung bei der Luftwaffe oder Marine absolviert und vermied es, Dummheiten zu machen und den gottverdammten Helden zu spielen. Seine Mis sion war es, das Flugzeug zu landen, irgendwo, denn es war viel schwerer, dreihundert Leute zu massakrieren, solange das Flugzeug noch mit blockiertem Fahrwerk auf dem Rollfeld stand.
Drei waren es, einer vorn in der Kanzel. Er mußte drinbleiben, um die Piloten in Schach zu halten und über Funk mit wem auch immer zu verhandeln und die Forderungen zu stellen. Zwei standen vorne, weitere in der ersten Klasse, von wo sie beide Abteile des Fliegers überwachen konnten.
»Meine Damen und Herren, hier spricht der Kapitän. Bitte bleiben Sie angeschnallt, solange das Warnlicht an ist. Wir haben Luftlöcher vor uns. Bewahren Sie die Ruhe, in wenigen Minuten melde ich mich wieder. Danke.«
Gut so, dachte John, und erwiderte einen Blick von Alistair. Der Kapitän hörte sich gelassen an, und die Kerle drehten nicht durch - noch nicht. Hinten ahnten die Passagiere vermutlich noch gar nichts von dem Geschehen. Auch gut. Menschen geraten schnell in Panik - nicht zwangsläufig, aber besser noch, wenn niemand auch nur mit einem Anlaß für Panik rechnete.
Drei. Nur drei? Womöglich noch ein Helfershelfer, als Passagier getarnt? Der mußte die Bombe im Griff haben, wenn's eine Bombe gab. Eine Bombe war so ziemlich das Schlimmste, das ihnen blühen konnte. Eine abgefeuerte Kugel konnte ein Loch in die Flugzeugwand reißen; dann ging es im Sturzflug abwärts, einige würden zur Kotztüte greifen, andere sich in die Hosen machen, aber davon starb man nicht. Die Explosion einer Bombe dagegen tötete vermutlich alle Insassen des Fliegers... Reine Glücksache, dachte Clark, aber wer's drauf ankommen läßt, riskiert sein Leben. Besser, der Flieger nahm Kurs auf das Ziel, wohin die drei hier wollten, und wo man in aller Ruhe verhandeln konnte. Bis dahin wußte man draußen, daß es drei ganz spezielle Passagiere an Bord gab. Wahrscheinlich ging es schon jetzt rund. Die Gangster hatten sich gewiß über Funk bei der Fluggesellschaft gemeldet und für die schlechte Nachricht des Tages gesorgt, und der Sicherheitschef von United - Clark kannte ihn, Peter Fleming, Ex-Assistent des Vizepräsidenten im FBI - würde seinen ehemaligen Arbeitgeber verständigen. Und wenn dieser Stein erst ins Rollen kam, waren CIA und Staatssicherheit, das FBI-Geiselrettungsteam in Quantico und Delta Force, Little Willie Byrons Eingreiftruppe in Fort Bragg, auch nicht weit. Pete würde ihnen
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