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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ehrlichen Finder
glaube ich leider auch nicht. Neuerdings gibt’s sogar Diebe im Dorf. Was meine
Rente betrifft — die ist reichlich bemessen. Also nimm’s.“
    Er war so
gerührt, daß er schlucken mußte.
    Schon lange
nicht mehr war Oma von einem jungen Mann so herzlich umarmt worden.
    „Während
der Weihnachtsferien“, meinte er, „will ich sowieso jobben. Dann zahle ich’s
dir zurück.“
    „Das Geld
ist ein Geschenk. Aber das bleibt unser Geheimnis, nicht wahr?“
    „Vor Locke
habe ich eigentlich keine Geheimnisse.“
    „Meinen
Liebling habe ich auch nicht gemeint. Ihr kannst, mußt du’s erzählen. Aber
nicht meinem Sohn oder deiner Mutter. Sonst muß ich mir anhören, daß ich dich
verziehe.“
    Tom lachte.
„Das sei dir erspart. Gunter und Helga leiden — wenn sie nervös sind — an einem
Schlüsselkind-Schuldgefühl. Ich meine: Sie befürchten, daß sie bei Locke und
mir erzieherisch Fehler begehen. Bei Mike ist ja schon alles gelaufen. Aber
Locke fehle eben die Mutter, behauptet Helga. Und mir der Vater, behauptet
Gunter. Humbug! Die beiden zusammen ersetzen alle Eltern der Welt — und sind
schwer genug zu verkraften. Will damit sagen: Bessere können wir uns nicht
vorstellen.“
    Oma nickte.
„Es gibt keine besseren Eltern. Und jetzt mach dich auf den Weg. Damit du noch
bei Tageslicht in die Stadt kommst. Sonst fangen dich die Autobahn-Banditen.“
    Tom
grinste. „Weiß man’s. Neuerdings überfallen sie nicht nur Autobahn-Reisende,
sondern lauern auch auf den Landstraßen. Als Geldkurier wäre ich ein
willkommenes Opfer.“ Als er in seine Windjacke schlüpfte, kam Omas Katze Frau
Holle die Treppe aus dem Obergeschoß herunter.
    Sie mochte
Tom, schnurrte und rieb ihren Kopf an seinem Knie.
    Aber dann
stieg ihr ein Geruch in die Nase, der an Toms Outfit ( Kleidung ) haftet,
zwangsläufig: der Geruch von Nicki, dem mächtigen Hund der Conradis.
    Frau Holle
stutzte und krümmte den Rücken.
    „Sie riecht
unseren Tiger“, lachte Tom. „Wahrscheinlich überlegt sie, ob ich ihn in der
Tasche habe. Mitnichten, Frau Holle. In der Tasche habe ich Geld. Und das
verdanke ich der Oma.“

2. Einer will
aussteigen
     
    Es schneite
nicht mehr. Aber die Temperatur sank.
    Tom fuhr
zur Stadt zurück und auf kürzestem Weg nach Hause. Sein neuer Roller lief
prachtvoll. Er war stärker als der alte Hirsch, den er in Zahlung gegeben
hatte.
    Dr. Helga
Conradi befand sich in ihrer Tierarztpraxis. Wie sollte es anders sein an einem
Wochentag um diese Zeit.
    Drüben im
Anbau, wo die Praxis war, brannte Licht in allen Räumen. Vierbeinige Patienten
ersuchten um Rat.
    Tom
marschierte ins Haus, wo ihn Nicki vor Freude fast umriß.
    Der
mächtige Boxer-Wolfshund-Mischling liebte Kälte und Schnee. Nach
temperamentvoller Begrüßung setzte er sich in der Diele vor die Flurgarderobe.
Erwartungsvoll himmelte er die dort hängende Lederleine an.
    Hm!
Eigentlich bin ich knapp dran, dachte Tom. Aber wer kann dieser Aufforderung
widerstehen?
    Er legte
das Geld auf Helgas Schreibtisch und schlüpfte in seinen Trainingsanzug.
    Nicki wurde
angeleint, und sie joggten eine Runde durchs Viertel: vornehmlich durch
verkehrsberuhigte Wohn- und Spielstraßen, wo die Abgase nicht gleich wie
Granaten in die Lungenflügel reinhauen.

    Nicki legte
die Strecke in ständigen Hochsprüngen zurück und fiel anschließend geschafft
auf seine Matratze, wo er schläft, faulenzt, sich kraulen läßt und in
Rückenlage alle vier Pfoten in die Luft streckt.
    Tom machte
sich stadtfein und fuhr zu Lockes Adresse.
    Noch
herrschte Tageslicht, aber eine frühe Dämmerung kündete sich an.
    Einige
Wagen fuhren bereits mit Scheinwerferbeleuchtung, aber deshalb war der Tag noch
lange nicht zu Ende.
    Seit
Schulschluß, dachte Tom, habe ich meine Marzipanschnecke nicht gesehen, mein
Schatzi, mein Goldstück, mein Herzblatt,
meine Nachtigall. O weh! Hörte sie das, würde sie mir Bescheid stoßen.
Allenfalls läßt sie die Kratzbürste gelten - meistens jedenfalls.
    Er bog in
die Rehmsche Einfahrt. Die Garage war geschlossen. Im Haus brannte kein Licht.
Nanu!
    In diesem
Moment trat Mike aus der Haustür, bis zum Kinn in windschlüpfiges Leder
gehüllt, den Sturzhelm unterm Arm.
    „Hallo,
Tom!“ rief er gutgelaunt, kam heran und schüttelte seinem künftigen Stiefbruder
die Hand. „Unsere Prinzessin hat auf dich gewartet, dann geflucht wie ein
Henkersknecht, dich verwünscht und die Szene gewechselt. Meine Empfehlung,
ihrem Mofa Schneeketten

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