104a - Die Braut der Bestie
Piloten, bediente auf Zuruf die Schubhebel für die Triebwerke und kontrollierte die Motorleistung auf den entsprechenden Instrumenten am vorderen Armaturenbrett.
Mit donnernden Triebwerken hob der Jumbo-Jet der JAL von der Startpiste ab und schob sich in den Nachthimmel empor. Er war 70 Meter lang, 19 Meter hoch und besaß eine Spannweite von 60 Metern. Von seinen 355 Plätzen waren 210 besetzt.
Yasuhiro Ariyoshi, ein 32 Jahre alter Mann mit sorgfältig gestutztem Schnauzbärtchen, gab ihre Position und ihren genauen Kurs auf Funkfrequenz 121,3 MHz an den Kontrollturm durch und holte die letzten Routinemeldungen ein. Er hatte den Kopfhörer noch übergestülpt, als er plötzlich eine undeutliche Bewegung in seinem Rücken ausmachte.
Ichikawa konnte nicht der Urheber sein. Er saß nach wie vor hinter den Piloten.
Ariyoshi wandte sich überrascht um. Seine Augen weiteten sich, und er erstarrte, so hart traf ihn die furchtbare Erkenntnis.
Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie sich die Erscheinung Einlaß ins Cockpit verschafft haben mochte. Sein Geist erörterte diesen Umstand auch nicht, war viel zu beschäftigt damit, die schätzungsweise zwei Meter große Gestalt in ihrer ganzen Schrecklichkeit zu erfassen.
Sie war in ein schwarzes Gewand gekleidet, das bis über die Knie hinabreichte. Zwei Langschwerter und ein Dolch steckten in kunstvoll verzierten Scheiden, die wiederum an einer breiten, blutroten Schärpe befestigt waren. Vor dem Gesicht trug der Mann eine schwarze Eisenmaske, die auch die Ohren verdeckte; sie war mit ehernen Spitzohren versehen, die sich hoch nach oben aufrichteten und wie Helmflügel wirkten. Eine rote Fratze war auf die Maske gemalt, und die ebenfalls künstlichen Augen sahen den Funker kalt und grausam an.
Ariyoshi streifte den kahlen Schädel und den kunstvoll geflochtenen Samuraizopf des Eindringlings mit einem furchtsamen Blick und sagte: „Das - kann nicht sein."
Da er die Worte in sein Kehlkopfmikrophon gesprochen hatte, vernahmen sie weder Flugkapitän Shoji noch sein Co-Pilot oder der Flugingenieur. Vielmehr fing sie der Fluglotse aus dem Turm des Osaka-Airports auf.
„Was ist da oben los, Mann? Was kann nicht sein?"
Der Schwarze Samurai riß eines seiner Schwerter aus der Scheide und schwang es über dem Kopf von Yasuhiro Ariyoshl. Dumpf klang seine Stimme. Sie drang in Ariyoshi ein.
„Ich bin Tomotada und habe diese Maschine bestiegen, um sie zu entführen. Gib das weiter!"
Der Funker bebte plötzlich vor Angst. Er wußte nicht, daß es sich bei dem Schwert um das Tomokirimaru handelte, hatte keinen Begriff davon, welch unvorstellbare Macht davon ausging. Auch den Namen Tomotada hatte er zum erstenmal vernommen. Warum die anderen drei Mitglieder der Crew den Schwarzen noch immer nicht bemerkt hatten, war ihm ebenso ein Rätsel wie die Tatsache, daß offenbar nur er, Ariyoshi, dessen Stimme vernahm. Nur eines wußte er: der Unheimliche meinte es ernst. Sein Leben hing an einem seidenen Faden.
„Hi-jacking", sagte er mit vibrierender Stimme in das Kehlkopfmikrophon. „Ein schwarzgekleideter Mann hat das Cockpit geentert und das Flugzeug in seine Gewalt gebracht. Ich kenne seine Forderungen nicht."
„Das kann nicht Ihr Ernst sein!" schrie der Fluglotse zurück.
„Es ist die Wahrheit."
„Verbinden Sie sofort mit dem Flugkapitän! Ich gebe an die Flughafenleitung weiter."
Ein schwarzer Samurai!" rief Yasuhiro Ariyoshi mit überkippender Stimme. „Ein Teufel ohne richtiges Gesicht, mit Schwertern und Dolch bewaffnet. Hilfe!"
Tomotada holte aus und schlug zu. Mit feinem Sirren fuhr die blaugraue, gekrümmte Klinge des Tomokirimaru durch die Luft. Viel Kraft brauchte der Samurai nicht aufzubieten, denn das Schwert der Schwerter vermochte mühelos Steine wie Metalle zu durchtrennen. Ariyoshis Hals bot der entsetzlichen Waffe kein ernsthaftes Hindernis.
Der Kopf des Funkers, noch mit Kopfhörer und Kehlkopfmikrophon versehen, wirbelte plötzlich durch das Cockpit. Die enthauptete Gestalt des Mannes sank auf dem Sitz zusammen, und es war nur dem vorschriftsmäßig angelegten Gurt zu verdanken, daß sie nicht vollends zu Boden rutschte. Flugingenieur Makoto Ichikawa hob den Kopf. Das Haupt segelte erst an ihm, dann schräg vor der Mittelkonsole vorüber und landete auf Toshio Okamotos Schoß.
Noch ehe der Flugkapitän und der Flugingenieur richtig begriffen, was gespielt wurde, packte Okamoto, der Co-Pilot, in einer Art sinnloser Reflexhandlung mit beiden Händen
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