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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Wenn es dir zu dunkel ist, mache ich Licht«, sagte der Reporter.
    »Nein, nein, laß mal. Das kann ich schon sehen. Danke.« Ich betrachtete den Inhalt.
    Die gleiche Farbe wie Blut. Vielleicht eine Spur dunkler. Von einer Quelle sollte es stammen, und Quellen sind für mich Orte im Boden, aus denen etwas hervorströmt. So mußte es dann auch mit dem Blut gewesen sein, das sich in diesem Röhrchen befand.
    Es war mit einem kleinen Gummistopfen verschlossen, so daß auch gekippt kein Tropfen entweichen konnte. Bill reichte mir sogar eine Lupe, durch die ich das Röhrchen und dessen Inhalt betrachtete. Auch dabei fiel mir nichts auf. Es war nicht gestockt, es bewegten sich keine Schlieren in ihm, es füllte die kleine Röhre einfach nur bis zum unteren Rand des Stopfens hin aus. Das war alles. Nicht einmal eine Luftblase malte sich in der Masse ab.
    Die Lupe legte ich zur Seite, die Hand mit dem Röhrchen ließ ich sinken. Dann schaute ich Bill an, der die Stirn gerunzelt hatte und mir zunickte. »He, ich warte auf deine Fragen, alter Geisterjäger.«
    »Ja, ja, schon. Keine Sorge, die kommen noch.«
    »Oder möchtest du zuvor etwas trinken?«
    »Gern.«
    »Ich hole uns einen Schluck Weißwein. Ein Glas kannst du trinken. Ist ein herrlicher Chablis.« Ein Kühlschrank war hier ebenfalls vorhanden, aber nicht als solcher sichtbar. Er war in die Möbel integriert worden.
    Bis Bill wieder bei mir war, hatte ich Zeit genug, mit Gedanken über den Inhalt der kleinen Röhre zu machen. Daß er aus einer Quelle stammte, war schon etwas Besonderes. Eine Quelle bedeutete immer Druck, der die Flüssigkeit aus der Tiefe gegen die Oberfläche trieb, um sie dann zu durchbrechen.
    Eine Quelle in der freien Natur, die kein Wasser, Öl, sondern einfach nur Blut ausspie. So jedenfalls stellte ich mir die Sache vor. Meine Fragen hatten sich zwangsläufig angesammelt, und ich war gespannt, welche Antworten mir Bill Conolly geben würde. Daß er mehr wußte, davon ging ich aus.
    Er schob mir das Glas mit dem kühlen, leicht grünlich schimmernden Chablis zu. »Worauf wollen wir trinken, John?«
    »Nicht auf uns.«
    »Auf den neuen Fall?«
    »Ist er denn einer?«
    »Ich denke schon.«
    »Dann okay.«
    Der Wein schmeckte gut. Er war vollmundig, nach Heu roch er ebenfalls, und ich mußte einfach noch einen zweiten Schluck trinken. Als das Glas wieder auf dem Tisch stand, nickte ich Bill zu.
    »Ich denke, wir sollten jetzt einmal zur Sache kommen. Woher hast du diese Blutprobe? Hat man sie dir mitgebracht? Hast du sie selbst entnommen?«
    »Nein. Jemand schickte sie mir zu. Ein Bekannter, Kollege, den ich leider nicht mehr erreicht habe, weil er verschwunden oder abgetaucht ist. Aber das weiß ich alles nicht, John. Du wolltest wissen, woher das Blut stammt. Okay, kannst du hören. Und es ist auch ein Grund, weshalb ich dich angerufen habe. Dieses Blut stammt von einem Ort, den du gut kennst. Man nennt ihn auch das englische Jerusalem…«
    »Glastonbury?« staunte ich.
    »Ja. Von dort stammt es. Da muß sich auch die Blutquelle befinden. Weißt du nun, weshalb wir uns hier getroffen haben?«
    »Und ob«, gab ich flüsternd zur Antwort und ließ mich zurücksinken. Ich war bisher ruhig gewesen, aber mit dieser Ruhe war es jetzt vorbei. Erinnerungen wühlten mich auf. Ich beschäftigte mich mit dem geheimnisvollen Ort Glastonbury, der in der letzten Zeit immer mehr zu einer Pilgerstätte für Mystiker geworden war. Ich sah vor meinem geistigen Auge den Hügel, auf dem das Tor stand wie ein Wächter. Ein Tor, das nach Avalon führte, dieser geheimnisvollen und rätselhaften Insel, auf die sich unter anderem Nadine Berger, eine alte Freundin von mir, zurückgezogen hatte und unter anderem über den Dunklen Gral wachte.
    »Überrascht, John?«
    »Das kannst du wohl sagen.«
    »Das war ich auch.«
    »Und dein Bekannter hat dir diese Probe geschickt?«
    »Wie ich dir sagte.«
    »Sonst nichts? Hat er sonst nichts getan? Dich nicht angerufen? Kein Schreiben dazugelegt?«
    Bill wiegte den Kopf. »Ein Schreiben im eigentlichen Sinne nicht. Mehr eine kurze Nachricht. Einige auf einem Zettel hingekritzelte Worte.«
    »Wie lauten sie?«
    Bill winkte ab. »Sie sind kaum der Rede wert. Er schrieb nur von einer Blutquelle, deren Entstehung er sich nicht erklären konnte. Das Blut muß aus dem Boden gedrungen sein, und ich will dir auch sagen, was ich denke, John. Das Blut ist nicht echt. Das ist kein normales Blut, wie wir

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