Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1211 - Der gute Geist von Magellan

Titel: 1211 - Der gute Geist von Magellan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
geleugnet, verdrängt, vergessen habt. Daß ihr euren wahren Namen nur euren engsten Freunden nennt, daß ihr es verzieht, die Gestalt von Dingen oder fremden Wesen anzunehmen, sogar dann, wenn ihr allein seid... dies ist Ausdruck eures verborgenen Wissens um den Betrug, dem ihr zum Opfer gefallen seid...
    „Betrug?" krächzte Sulvanyin.
    Betrug, bestätigte die Stimme. Du sagst, daß ihr aus freien Stücken zu Elementen geworden seid. Ich sage: Dies ist eine Lüge.
    „Ich lüge nicht!" protestierte Sulvanyin.
    Nein, du lügst nicht, aber du bist ein Opfer einer Lüge. Masken, Margenane - Beides Namen, die ebenfalls Lüge sind. Eine Lüge wie jene Gestylt, die ihr eure wahre Gestalt nennt, ohne zu ahnen, daß es für Werkzeuge des Dekalogs keine Wahrheit gibt. Ich sehe zwölftausend von eurem Volk hier am Howalgonium-Strand van Baykalob. Zwölftausend, und wie viele sind auf Maskenball zurückgeblieben?
    Sulvanyin schwieg.
    Noch einmal viertausend, sagte die Mentalstimme. Du siehst, vor mir gibt es keine Geheimnisse... Und damit, Sulvanyin, ist der Großteil deines Volkes in Magellan. Äh, ein großes Volk, das nicht einmal zwanzig tausend Köpfe zählt... Wieder dieser Spott, und obwohl er gutmütiger Natur war, schmerzte er.
    „Jedes Volk, dessen Mitglieder individuell unsterblich sind, ist zahlenmäßig klein", erklärte Sulvanyin.
    Aber einst, raunte der gute Geist von Magellan, seid ihr groß gewesen. Erinnerst du dich nicht? Erinnerst du dich nicht an Gys-Progher...?
    Die Maske spürte ein leichtes Brennen. Und einen Druck hinter der Stirn, als ob etwas Vergessenes aus den Tiefen des Bewußtseins nach oben steigen wollte und daran gehindert wurde. „Ich... ich verstehe nicht."
    Nein, du verstehst nicht. Noch nicht. Ich sehe das Wissen in dir, Maske, aber es ist tief vergraben. Eine Sperre verhindert, daß du dich erinnerst. Die Sperre ist künstlichen Ursprungs und so alt wie eure Mitgliedschaft im Dekalog ... Ihr seid nicht freiwillig zu Elementen geworden. Die Mächte des Chaos haben stets nach nützlichen Werkzeugen gesucht, und vor vielen Jahrtausenden sind sie auf euch gestoßen. Sie haben euch gewaltsam in ihren Dienst gepreßt. Ihr seid mächtig gewesen, ihr Masken, doch eure Gruppe war nur eine kleine Gruppe, ein Häuflein Versprengter, unfähig, sich der Macht des Dekalogs entgegenzustellen. So nahm man euch eure Erinnerung an Gys-Progher, an Aggluth und an das Tba, so, wie man euch eure Erinnerung an eure wahre Gestalt, euren wahren Namen raubte...
    „Nein", ächzte Sulvanyin, während das Brennen wuchs, sich in Spannung verwandelte, in ein Reißen und Zerren, in glühenden Schmerz. Er schrie, und er hörte andere Schreie, Schreie aus dreitausend Kehlen.
    Das Erinnern ist mit Schmerzen verbunden, raunte die Mentalstimme mitleidig, aber es ist der einzige Weg. Der Dekalog hat euch jedes Wissen um eure Herkunft genommen, damit er euch als Werkzeuge benutzen konnte. Denn wie könnte sich ein Gys-Voolbeerah, der um seine Herkunft weiß, als Werkzeug mißbrauchen lassen? Wie könnte ein Wesen, dessen Volk einst über Hunderte von Galaxien geherrscht hat, zu einem Diener werden?
    „Das Tba!" keuchte Sulvanyin. „Das mächtige Tba!" Und plötzlich brach eine Flut von Erinnerungen über ihn herein: die Lichter ferner Milchstraßen und die Finsternis des intergalaktischen Raumes, in dem die AMELYUK trieb, geborsten und versengt, mehr ein Wrack, im letzten Augenblick der Vernichtung entgangen - der Vernichtung durch die Flotte der Orst, des größten Volkes der Galaxis Cynivar an der Grenze des kosmischen Reiches von Tba... Überall im Reich erhoben sich die unterdrückten Völker, das Tba zerbrach, und wie überall, so suchten auch in Cynivar die überlebenden Gys-Voolbeerah ihr Heil in der Flucht.
    Fünfzigtausend Flüchtlinge an Bord der AMELYUK, und die AMELYUK war ein Wrack, ein riesiger Sarg im riesigen Friedhof des Leerraums... Sulvanyin erinnerte sich, denn der gute Geist von Magellan hatte die Sperre in seinem Bewußtsein niedergerissen. Er erinnerte sich an das titanische Schiff, das aus dem Nichts erschien, eine MASCHINE des Elements der Technik.
    „Nein!" schrie er wieder, flenn nun kam der schrecklichste Teil der Erinnerungen: Nebel, der die Gedanken der Gys-Voolbeerah verdunkelte, der ihnen alle Kraft und jeden Widerstandswillen raubte, als die Technos die AMELYUK enterten und die Flüchtlinge zur MASCHINE schafften. Wo das Vergessen auf sie wartete...
    Wo ihnen das Wissen um ihren Namen

Weitere Kostenlose Bücher