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1238 - Zentrum des Kyberlandes

Titel: 1238 - Zentrum des Kyberlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er haderte erneut mit sich, ob er nicht auf dem schnellsten Weg zur Lichtebene eilen sollte, um die Raum-Zeit-Ingenieure zu informieren. Er verwarf diese Absicht, denn er wußte noch immer nicht genug über die Herrscher des Tiefeneinflusses.
    Er gelangte nach Marrschen-Print an der Krümmung. In diesem Land lebte ein Volk, mit dem er sich irgendwie identifizierte, vielleicht, weil es einen ähnlichen Körper besaß wie er selbst. Es bediente sich auch derselben Fortbewegungsart wie er. Und es verfügte über einen starken Vitalenergiespeicher und gutfließende Ströme in den Kavernen.
    Aber Marrschen-Print wurde vom Graueinfluß bedroht.
    Der Kundschafter wechselte über die deutlich sichtbare Grenze in das geröllähnliche Nachbarland Dohms über, ein kleines Land, in dem es kaum Vegetation und lediglich Spuren einer früheren Besiedlung gab. Es war kein Problem, ein solches Gebiet zu erobern und mit dem Graueinfluß zu überziehen. Die Kavernen waren von dem Verbundsystem der Speicher abgeschottet worden und abgestorben. Nichts pulsierte mehr in ihnen.
    Der Kundschafter suchte das Zentrum von Dohms auf, wo sich das Hauptlager der Grauen befand. Wie immer wurde sein Erscheinen bald bemerkt, es lag an der Aura, die er noch immer mit sich trug. Sie war schwächer geworden, aber noch wirkte sie, und der Kundschafter fragte sich, ob er jemals in die Lichtebene zurückkehren konnte, wenn er sie nicht mehr besaß. Er vertraute auf seine Auftraggeber, die brennend an seinen Informationen interessiert waren.
    In Hurlemynn war es Lord Mandhell gewesen, der herrschte. Hier in Dohms nannte sich der Feldherr Lord Gaveaux, und auch er war ein wesenloses Ding in einer häßlichen Kutte, das man nicht berühren konnte, weil ihm irgendwie die volle Körperlichkeit zu fehlen schien.
    Der Kundschafter verglich die Erscheinungsform der Grauen Lords mit jener der Raum-Zeit-Ingenieure in der Lichtebene und kam zu dem Ergebnis, daß die Grauen Lords ein häßliches Zerrbild darstellten und eine Verhöhnung der RZI waren. Er hatte jedoch keine Gelegenheit, sich weiter mit diesen Gedanken zu befassen, denn ein Fesselfeld griff nach ihm, und als er im ersten Schreck teleportieren wollte, da spürte er die hyperdimensionalen Linien, die seinen Standort umgaben und ihn bei weiteren Versuchen unweigerlich aus dem Tiefenland hinaus in das Nichts schleudern würden. Der Kundschafter war gefangen.
    Lange Zeit geschah nichts. Er verlor ein wenig das Zeitgefühl, weil er spürte, wie sich der Zeitablauf innerhalb des Gefängnisses immer wieder änderte. Als Lord Gaveaux endlich kam, da verströmte er die Zuversicht eines Siegers.
    „Marrschen-Print ist gefallen", verkündete er dem Kundschafter. „Dein Volk befindet sich unter dem Graueinfluß!"
    „Du irrst", entgegnete der Kundschafter. „Es ist nicht mein Volk, und ich bin dort gewesen, bevor du mich einfingst!"
    „Wenn es nicht dein Volk ist, was suchtest du dort?"
    Der Kundschafter ahnte die Falle, aber er war selbst an Informationen interessiert, und er strengte alle seine Sinne an und versuchte, die Gedanken des Grauen Lords zu erspüren. Manchmal zogen sie, Nebelfetzen gleich, an ihm vorbei, und er haschte nach ihnen.
    Er empfing Bruchstücke, Unzusammenhängendes und würde später versuchen, es auszuwerten.
    „Ich bin der Kundschafter aus der Lichtebene", gab er zur Antwort. Seine Gedanken wurden von dem Lord aufgesogen wie von einem gierigen Schwamm.
    „Was erkundest du, Kundschafter?"
    Er gab keine Antwort und freute sich innerlich, als er den Zorn des Grauen erkannte.
    „Du kannst mich nicht ausfragen. Ich bin nicht befugt, dir in deiner jetzigen Erscheinungsform Auskunft zu geben!"
    Lord Gaveaux wandte sich ab und verschwand in der Ferne zwischen den aufragenden Blöcken des Gerölls. Ein Ziehen und Zerren breitete sich in dem Gefängnis aus, aber der Kundschafter widerstand ihm mühelos. Er war unangreifbar, und sie konnten ihn ewig gefangenhalten, ohne daß er einen Schaden davontrug. Der Graue Lord erkannte dies auch nach einer geraumen Zeit, und er schaltete das Gefängnis ab und ließ ihn frei.
    „Ich brauche die Projektoren für einen anderen Zweck", verkündete er. „Ich werde ein weiteres Gebiet zum Grauland machen."
    „Du wirst vielleicht Erfolg haben", sagte der Kundschafter. „Aber vergiß nie, daß die Raum-Zeit-Ingenieure alles beobachten!"
    Er ahnte nicht, daß seine Unangreifbarkeit die Grauen Lords bereits zu einer Änderung ihrer Pläne veranlaßt hatte.

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