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1238 - Zentrum des Kyberlandes

Titel: 1238 - Zentrum des Kyberlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ständig ausbreitende Macht der Grauen Lords.
    „Ich hatte recht", empfing der Wächter ihn. „Warum hast du mir nicht geglaubt? Jeder deiner Versuche hinterließ ein Beben in meinen steinernen Fasern. Je mehr ich versteinere, desto intensiver spüre ich es. Aber ich sehne den Zeitpunkt herbei, an dem auch mein Bewußtsein versteinert und ich aufhöre zu existieren."
    Etwas wie Tragik schwang in den Gedanken des Wächters mit.
    „Wer bist du?" fragte der Kundschafter.
    „Ein Stein. Aber ich war ein Grauer Lord, der versagte. Zur Strafe wurde ich aus dem Grauleben ausgestoßen und in die steinernen Kammern geschickt. Ich bin der letzte, der auf diese Weise bestraft wurde. Inzwischen gibt es eine andere, stärkere Methode!"
    „Welche?"
    Der steinerne Wächter gab keine Antwort mehr. Der Kundschafter spürte, wie das Bewußtsein erlosch, weil es versteinerte. Das Felsengebilde begann zu beben, und es bildeten sich Risse darin. Ein Knirschen und Ächzen kam auf, dann brach der Fels auseinander und legte sich als feiner, mehlartiger Staub über den Boden an der Grenze des Landes Ni.
    Der Kundschafter entmaterialisierte schaudernd. Er war jetzt ein Heimatloser, und es war fraglich, ob er jemals in die Lichtebene zu den Raum-Zeit-Ingenieuren zurückkehren konnte. Er glaubte es eigentlich nicht Er hoffte nur noch und dachte an die Prophezeiungen, die sein einziger Halt blieben.
    Er kehrte nach Schatzen zurück.
     
    *
     
    Wieder einmal verfolgten sie ihn, ohne das Sinnlose ihres Unterfangens einzusehen.
    Grund dafür war, daß er die Gegenstände als Relikte bezeichnet hatte, was den Archivaren nicht genug war. Sie bestanden darauf, daß man ihre Schätze Artefakte nannte.
    Die Jagd ging durch ganz Schatzen. Das Land war ein einziges Museum. Ein Museumsgebäude reihte sich an das andere, selbst auf Freiflächen waren viele Artefakte ausgestellt. Die Archivare selbst lebten in planlos über das Land verteilten Katen und pflegten nur wenig Kontakt untereinander. Die Jagd auf den Kundschafter zwang diese Kontakte herbei, und die Archivare verloren bald wieder das Interesse daran, so daß der Kundschafter seine Teleportationen einstellte und sich in der Nähe eines der Eingänge zum Zentralmuseum niederließ. Er wartete, und sein Warten wurde belohnt, denn nach einer Weile erschien ein völlig erschöpfter Gluschuw-Nasvedbin.
    „Es geht so nicht weiter", pfiff der Alesterwane, und der symbiontische Zyrmii auf dem Rücken keifte: „So nicht, Kasten!"
    „Ich will nichts von euch", erklärte der Kundschafter. „Alles was ich brauche, ist ein Platz, den ich als meine Heimat ansehe!"
    „Wir betrachten dich als Artefakt", schlug der Archivar vor. „Dann hast du einen Platz, zu dem du gehörst!"
    Er wandte sich in Richtung der Grenze zum Nachbarland, wo der von ihm betreute Museumskomplex stand. Der Kundschafter folgte ihm bis hinein in einen der Räume, wo Gluschuw-Nasvedbin auf einen Sockel zeigte.
    „Leer!" pfiff der Archivar. „Ein Diebstahl, begangen vor langer Zeit. Einer der Besucher des Landes, die zu ihrer Fortbildung herkommen, war unehrlich und hat das Artefakt mitgehen lassen. Seither ist der Sockel verwaist!"
    „Ich nehme ihn", erklärte der Kundschafter. „Er soll meine Ruhestatt sein!"
    „Gut, ich werde alles vorbereiten, damit du gegen Diebstahl gesichert bist."
    „Nein. Nichts wirst du tun. Vergiß nicht, daß ich der Kundschafter der Raum-Zeit-Ingenieure bin. Ich muß jederzeit fähig sein, aufzubrechen!"
    „Du verscheuchst uns die letzten Besucher", ereiferte Gluschuw-Nasvedbin sich. „Es sind sowieso nur noch wenige!"
    „Ich verhalte mich still, und niemand wird die Geheimnisse erfahren, die sich in meinem Innern verbergen!"
    Er ließ sich auf dem Sockel nieder ein schwarzes, lichtschluckendes Gebilde. Es sah gar nicht aus wie ein Artefakt, und Gluschuw-Nasvedbin schritt eine Weile ratlos um den Sockel herum.
    „Was sind das für Geheimnisse?" wollte er wissen.
    „Nicht alle sind für das Wissen anderer bestimmt."
    Der Archivar wandte sich schweigend ab und verließ überraschend schnell den Raum.
    Er meldete sich lange Zeit nicht mehr, und der Kundschafter wurde langsam traurig und einsam. Durch die lange Trennung von der Lichtebene schlich sich Resignation in sein Bewußtsein, und er fand nicht mehr die Kraft, sich auf den Weg durch das Tiefenland zu machen. Er versuchte, die Unausweichlichkeit seines Schicksals zu bekämpfen und zu sublimieren. Er machte sie durch zunehmende Frechheit und

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