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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gebieterisch aus, daß der Raïs ohne ein weiteres Wort zu Pferde stieg und schweigend davonritt. Dann wandte sich der Bey zu den andern:
    „Holt die Wachen herbei, und folgt uns nach Lizan! Ihr sollt von unseren Freunden bewirtet werden.“
    Mehrere eilten fort; die anderen löschten die Feuer aus, und ohne daß ein Wort der Frage oder des Widerspruchs gefallen war, hatten wir bereits nach zehn Minuten die Lichtung verlassen und ritten auf Lizan zu.
    Als wir dort anlangten, bot sich uns eine sehr lebendige Szene dar. Man hatte mächtige Haufen Holz errichtet, um die Feuer zu vermehren und zu vergrößern; viele Chaldani waren beschäftigt, Hammel zu schlachten, und sogar zwei prächtige Ochsen lagen am Boden, um abgehäutet, ausgenommen, zerstückelt und dann an den Feuern gebraten zu werden. Dazu waren alle Üjütasch (Mahlsteine) des Ortes zusammengeschleppt worden; sie bildeten eine lange Reihe, und an ihnen saßen die Frauen und Mädchen, um Körner in Mehl zu verwandeln und aus dem Mehl dann breite Brotfladen herzustellen.
    Man begrüßte sich zunächst still, und die eine Schar mengte sich vorsichtig und noch mißtrauisch unter die andere; aber bereits nach einer Viertelstunde hatte man sich in Freundschaft vereinigt, und überall erklangen fröhliche Stimmen, die den Geist der Höhle lobten, weil er das Leid in Freude verwandelt hatte.
    Wir Honoratioren (ich gebrauche dieses Wort natürlich mit ungeheurem Stolz) saßen im Parterre des Melek vereint, um beim Schmaus über die Begebenheiten der letzten Tage zu reden. Natürlich war auch mein wackerer Halef dabei, der meine öffentliche Anerkennung seiner Treue und seines mutigen Verhaltens mit sichtlicher Genugtuung entgegennahm. Der Tag war bereits angebrochen, als ich mich mit den Gefährten in den oberen Raum des Hauses begab, um einige Stunden zu schlafen.
    Als ich erwachte, hörte ich unten die bekannte Stimme des Raïs von Schohrd. Ich eilte hinab und wurde von ihm mit großer Freundlichkeit begrüßt. Er hatte mir alles mitgebracht, was mir abgenommen worden war; es fehlte nicht das geringste, und dazu sagte er mir, daß er zu jeder Genugtuung bereit sei, die ich von ihm fordern möchte. Natürlich wies ich das entschieden ab.
    Vor dem Haus lagen Kurden und Chaldani wirr durcheinander. Sie schlummerten noch friedlich.
    Da sah ich von unten herauf zwei weibliche Gestalten langsam nahen. Ich legte die Hand wie einen Schirm über die Augen und erkannte Ingdscha mit der holden ‚Petersilie‘. Die alte, süße Madana hatte sich wahrhaft prachtvoll herausgeputzt, wie ich sah, als sie näher kamen. Ihr Haupt wurde beschattet von einem Hut, der bloß noch aus einer unendlich breiten Krempe bestand, und um den übrigen Teil zu ersetzen, war ein großer Busch von Hahnenfedern über die klaffende runde Öffnung gebunden. An Stelle der Schuhe waren zwei prachtvoll rote Fußlappen um die Füße gewickelt, leider aber war die Farbe nicht mehr zu erkennen. Von ihren Hüften wallte ein buntscheckiger Teppich hernieder, der die Stelle des Rockes zu vertreten hatte und von einer Schärpe festgehalten wurde, die ich an einem andern Ort für ein altes Küchenhandtuch gehalten hätte. Ihr Oberkörper war eingehüllt in ein Ding, für das den richtigen Namen zu entdecken selbst dem gründlichsten Garderobekenner nicht gelungen wäre. Es war teils Kasawaika, teils Kartoffelsack, teils Beduine und teils lateinisches Segel, teils Konzerttuch und teils Stuhlkappe, teils Saloppe und teil Geiferlatz. Zwischen diesem geheimnisvollen Toilettenstück und dem Teppich guckte das Hemd hervor – aber, o süße Petersilie, ist dies Leinen oder Mastrichter Sohlenleder? Gibt es denn im Zab kein Wasser, traute Erretterin eines Emirs aus Germanistan?
    Ganz anders wandelte Ingdscha nebenher. Ihr dichtes, volles Haar hing in zwei Zöpfen weit über den Rücken herab; auf dem Scheitel kokettierte ein kleines, in Falten gelegtes türkischrotes Tuch; schneeweiße, weite Frauenbeinkleider gingen bis zu niedlichen Smyrnaer Stiefelchen herab; ein blaues, gelbbeschnürtes Baschi-Bozukjäckchen reichte grad bis zu der Taille, und darüber trug sie einen Saub (Weites Obergewand, das von den Schultern bis zum Knöchel reicht) von dünnem, blauen Baumwollstoff.
    Als sie näher kam und mich erblickte, färbten sich die Wangen ihres bräunlichen Gesichtes dunkler. Meine ‚Petersilie‘ aber kam sofort mit Siebenmeilenschritten auf mich losgestiegen, legte die Arme über die Brust und forcierte eine

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