1339 - Ijarkors letzte Schlacht
gewesen, sich die technischen Wunder zu Gemüte zu führen, die ein unbekannter Bauherr in den Zimmern, Gängen, Kammern und Hallen installiert hatte.
Scharrolk hatte sich in dieser Zeit wenig um ihn gekümmert. Es gab auf Etustar zahlreiche Wesen seiner Art, alle von ungewöhnlich kleinem Wuchs und mit überdurchschnittlich ausgebildetem Steißbein. Sie waren allesamt Pterus, daran gab es keinen Zweifel. Aber Kor gewann den Eindruck, sie hätten sich schon vor geraumer Zeit vom zentralen Zweig des ptersichen Volkes abgesondert und seien seitdem einer eigenen Entwicklung unterlegen. Es gab, seitdem die Pterus vor rund zweitausend Jahren die interstellare Raumfahrt entwickelt hatten, zahlreiche Fälle von Mutation unter Kolonisten auf den Außenwelten. Aber Vorkommnisse dieser Art waren sporadisch. Noch nie hatte man davon gehört, daß ein ganzer Volkszweig so einheitlich mutiert worden war. Es war möglich, dachte sich Kor, daß die Bewohner von Etustar sich gezielt einer genetischen Manipulation unterzogen. Sie legten Wert darauf, eine andere Erscheinung zu besitzen als die Pterus von Anamuun.
Etustar war eine Welt, die kein eingeborenes intelligentes Leben besaß - abgesehen vielleicht von dem unbekannten Architekten der Anlage, der jedoch nicht in Erscheinung trat. Auf Etustar wohnten nur kleinwüchsige, großsteißige Pterus. Kor wußte nicht, ob sie tatsächlich alle dem erlauchten Kreis der Singuva zugehörten. Auf diesbezügliche Fragen erhielt er keine Antwort. Überhaupt gab man sich Mühe, ihn spüren zu lassen, daß er zwar ein Gast sei, aber einer, um dessen Belange man sich nicht zu kümmern brauchte.
Kor wußte jedoch, daß der Schein trog. In Wirklichkeit wurde er scharf beobachtet. Es hing alles, nahm er an, mit dem Auftrag zusammen, den die Singuva an ihn zu vergeben hatten. Er wurde geprüft, aber er sollte davon nichts merken.
Bei seinen Wanderungen durch die Wildnis hatte er einen Ort gefunden, der ihm besonders behagte. Es war eine kleine, runde Lichtung inmitten des dschungelgleichen Dickichts. Man fand sie nicht leicht, und wenn er dort im Gras saß, konnte er jeden hören, der sich ihm zu nähern versuchte. Denn die Bäume und Büsche ringsum wuchsen sehr dicht.
Am Rand der Lichtung wuchs Gestrüpp, das mit feuerroten, wohlriechenden Blüten über und über bedeckt war. Die Blüten hatten es Kor besonders angetan; denn bei seinem ersten Besuch hatte sich eine an ihrem Zweig zu ihm herabgebeugt, und es hatten sich Worte in seinem Bewußtsein geformt: „Ich bin ESTARTU."
Er war zuerst erschrocken. Vielleicht, dachte er, hatte er etwas gegessen, was ihm nicht bekommen war. Es gab Speisen, die Halluzinationen erzeugten. Die Blüte mußte seinen Schreck bemerkt haben; denn er hörte ein sanftes, beruhigendes Wispern: „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin ESTARTU."
Da hatte er Mut gefaßt und gefragt: „Wer ist ESTARTU?"
Er hatte die Frage laut ausgesprochen, weil sich so die Gedanken in seinem Bewußtsein leichter formulieren ließen. Er begriff, daß die Unterhaltung zwischen ihm und der Blüte auf mentaler Ebene stattfand.
„ESTARTU ist die Mächtige", erhielt er zur Antwort. „Ich bin ESTARTU."
Mehr wußte die Blüte nicht zu sagen. Seit jenem ersten Besuch war Kor des öfteren auf der Lichtung gewesen. Immer wieder hatte die Blüte ihm zugeflüstert, sie sei ESTARTU.
Sie war gewelkt und schließlich abgefallen, aber an einer anderen Stelle des Busches war eine weitere Blüte gewachsen, die ebenfalls behauptete, ESTARTU zu sein. Kor verstand genug von der Wissenschaft der Psionik, um zu erkennen, daß er es mit einem im Grunde unintelligenten Geschöpf zu tun hatte, in dessen Neutronen der Abdruck eines fremden, intelligenten Bewußtseins verblieben war.
Die Fettsteiße, mit denen er sprach, stellten sich unwissend, wenn er den Namen ESTARTU erwähnte. Daß aus Etustar durch einfache Transposition gewisser Laute ESTARTU zu machen war, hatte er natürlich sofort erkannt. Er dachte an das übergeordnete Wesen, von dem Scharrolk gesprochen hatte. War das ESTARTU?
Auch an diesem Tag kam er zur Lichtung. Es war ihm nicht danach zumute, sich von einer der Blüten die ewig gleichbleibende Botschaft zuflüstern zu lassen. Deswegen streckte er sich dort ins Gras, wo keiner der Zweige ihn erreichen konnte. Er starrte in den wolkenlosen Himmel hinauf und fragte sich, wann die Singuva endlich an ihn herantreten und ihm erklären würden, was sie mit ihm vorhatten.
Da hörte er Laub
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