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1415 - Die Spur des Propheten

Titel: 1415 - Die Spur des Propheten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Noch waren ungefähr achtzig Karten übrig. Die Kerzen brannten plötzlich heller, ihr Wachs verschmorte dort, wo es mit den brennenden Dochten in Berührung kam.
    An der Zimmerdecke sammelte sich schwarzer Qualm. „Ich bin beunruhigt", flüsterte Meryll, „sehr beunruhigt." Der Reihe nach deckte sie die Karten vom Stapel auf. „Was ich zu sehen bekomme, läßt sich nicht mehr deuten. Es ist Chaos. Dir wird weh getan.
    Du hast Schmerzen. Und weiterhin... Nein, es kann nicht sein!"
    „Was ist?" wollte der Meistersänger wissen. Seine Melodie klang schief, der psionische Anteil war mit dem akustischen nicht mehr im Einklang. Weshalb saugte die Klimaanlage den Kerzenrauch nicht schneller ab? Salaam Siin wußte, daß er überempfindlich reagierte. Er riß sich mühevoll zusammen. „Ich muß erst noch mehr wissen... Du wirst verletzt, schwer verletzt..." Eine Karte nach der anderen fiel aufgedeckt herunter. Schon seit einigen Sekunden machte sich Meryll nicht mehr die Mühe, sie ordentlich abzulegen; sie ließ die Karten fallen, wo es ihren Fingern günstig schien.
    Salaam Siin begriff, daß sich die Frau vom Instinkt lenken ließ. „Ich will erfahren, was du weißt!" sang er vehement - alle Vorbehalte waren dahin, er glaubte bedingungslos, was er zu hören bekam. „Erst brauche ich Gewißheit!"
    Nur ein paar Karten waren es noch.
    Salaam Siin stimmte einen hypnotischen Gesang an, mit dem er die Terranerin beeinflussen wollte. Aber er konnte sich nur schwer konzentrieren, weil immer wieder schwerer Kerzendampf in seine Atemöffnungen geriet und den Membrankranz blockierte.
    Dann lagen alle Karten offen. Alle, bis auf die letzte. „Du hast Angst!" warf Salaam Siin ihr in schrillem Tonfall vor. „Die hättest du besser auch", antwortete Meryll düster. „Schließlich geht es hier um deine Zukunft."
    „Meine Zukunft wird hier nicht entschieden!" wehrte sich der Meistersänger. „Nein, aber sie ist unausweichlich."
    „Dreh die Karte um. Du mußt sie doch schon kennen!"
    „Ja, ich kenne sie."
    Meryll gab sich einen sichtbaren Ruck.
    Die letzte Karte zeigte ein verschlungenes Symbol, mit dem er wenig anfangen konnte. Oder halt - erinnerten ein paar dieser Linien nicht an terranische Notenschrift? Ja, so war es. Musik, die letzte Karte hatte mit Musik zu tun. „Was bedeutet das?" fragte er mit fast suggestivem Druck. „Es ist eine schlechte Karte." Erst jetzt sah der Sänger den Schweiß auf ihrer Stirn. „In Zusammenhang mit den Karten davor bleibt nur eine Deutung."
    Ihr Schweigen hatte derart bedeutungsschweres Gewicht, daß Salaam Siin Angst bekam. „Sage es mir trotzdem", brachte er mühsam heraus. „Du wirst nie wieder singen.
     
    2. Das Antennenschiff
     
    Man schrieb den 10. Juli 1143 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, was nach alter Zeitrechnung einem Datum im Jahr 4731 entsprochen hätte. 695 Jahre hatten sie übersprungen, 695 Jahre gefangen im Innern eines Stasisfeldes, und die Zeit war vorübergegangen, ohne daß jemand in den vierzehn Schiffen etwas davon gespürt hätte.
    Das Heute sah anders aus als das relative Gestern. Überall in der Lokalen Gruppe hatten Kriege gewütet, in Hangay, in Andromeda, sogar im Leerraum zwischen den Galaxien. Und die Milchstraße war von einem undurchdringlichen Wall umgeben. Geister-Galaxis wurde sie genannt, manchmal auch der Ferne Nebel, aus dem niemand zurückkehrt. Aus der abgeschlossenen Zone jenseits des Chronopuls-Walls gab es keinerlei Nachrichten, weder Funksprüche noch Ortungsergebnisse, die man hätte deuten können.
    Aber sie mußten hinein. Um fast jeden Preis wollten sie heimkehren und feststellen, was in der Milchstraße geschehen war. Der Teufel selbst wohnt in Terras Hallen, das hatte der ermordete Geoffry Abel Waringer gesagt; doch sie hatten nicht mehr erfahren, was hinter den Worten steckte.
    Rhodan wußte, daß sie nicht nach üblichem Muster vorgehen durften.
    Ein Gegner, der sich nicht fassen ließ, würde kaum in Gefahr geraten. Jedenfalls nicht auf normalem Weg ... Stand denn fest, daß in der Milchstraße ein Gegner war? Nicht von vornherein, überlegte der Terraner, während er in der Zentrale der CIMARRON seinen Sessel aufsuchte und sich hineinsinken ließ. Die Umstände allerdings sprachen dafür. Der Chronopuls-Wall, die Ermordung Waringers, und natürlich die Gerüchte. „Startvorbereitungen abschließen!"
    Die leise, jedoch deutlich verständliche Stimme gehörte Ian Longwyn, dem Ersten Piloten und Kommandanten der CIMARRON.

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