1482 - Der Alleingang des Außenseiters
wieder auf und rief im Befehlston: „Jemand soll diesen Narren Loydel Shvartz herbeischaffen! Ich habe mit ihm zu reden."
Er hatte das Geräusch, mit dem das Hauptschott sich öffnete, überhört. Eine helle, durchdringende Stimme erklang: „Der Narr ist schon hier. Was hast du mit ihm zu reden?"
Reginald Bull fuhr herum. Loydel Shvartz näherte sich mit raschem Schritt der Kommandokonsole. Bull war durch das unerwartete Auftauchen dessen, den er soeben lauthals gescholten hatte, zwar ein wenig aus der Fassung gebracht, reagierte aber dennoch mit der Strenge und der Entschlossenheit der Autorität. „Wir sind hier auf einem militärischen Unternehmen, Shvartz", donnerte er den kleinen Mann an. „Da wird gemacht, was der Vorgesetzte anordnet. Ich habe dir klar zu verstehen gegeben, daß du an Bord des Raumforts nichts verloren hast."
„Das ist mir wohl klar", antwortete Loydel Shvartz in bescheidenem Tonfall, den man noch nie zuvor von ihm vernommen hatte. „Ich rechne damit, daß ich mich in einem Disziplinarverfahren zu verantworten haben werde. Das will ich gerne tun." Plötzlich erhellte sich sein Gesicht. Er begann zu strahlen. „Aber was kann mir ein Disziplinarverfahren anhaben, nachdem ich der galaktischen Technik das Lieberman-Prinzip präsentiert habe?"
„Lieberman-Prinzip?" fragte Bull verstört. „Was ist das?"
„Die neue Art der Energiegewinnung durch gepulste Hypertrop-Zapfer", antwortete Loydel Shvartz mit leuchtenden Augen. „Nur über minimale Distanz ortbar und daher von eminenter Bedeutung für die galaktische Raumfahrt. Ich habe auf Shomrach alle Geräte erbeutet, die für den Nachbau entsprechender Zapfer gebraucht werden."
Reginald Bull schüttelte den Kopf. „Lieberman-Prinzip", brummte er. „Wer ist Lieberman?"
„Das bin ich!" antwortete Loydel Shvartz stolz. „Du...?"
„Sobald wir nach Heleios zurückkehren, stelle ich offiziellen Antrag auf Namensänderung.
Ich kann das Ding doch nicht Shvartz-Prinzip nennen. Wie hörte sich das denn an?"
Reginald Bull war eine Sekunde lang verblüfft. Dann fing er schallend an zu lachen. Sein Gelächter war ansteckend. Lalla stimmte ein, und von der Kommandokonsole aus verbreitete sich die Heiterkeit durch den gesamten Kontrollraum.
Am lautesten aber lachte Loydel Shvartz.
*
Das Gelächter war längst verstummt, als die CIMARRON auf ihren Landeplatz zwischen den Bergen von Heleios einschwebte. Auf der Zentralwelt der Organisation WIDDER hatte sich inzwischen nichts geändert. Die VALDEZ und die RACHMANINOFF waren planmäßig eingetroffen. Die zwölf cantarischen Gefangenen hatte man mit der Besatzung des ehemaligen Raumforts Choktash zusammen einquartiert. Die Cantaro hatten erklärt, daß sie zur Zusammenarbeit mit WIDDER nicht bereit seien. Damit war zu rechnen gewesen. Sie waren mental ebenso wie genetisch konditioniert Nur die Zeit und die allgemeine Entwicklung der Dinge würden sie von ihrem Starrsinn befreien.
Reginald Bull traf sich zu einer Lagebesprechung mit Homer G. Adams. Perry Rhodan war mit der ODIN wieder in der Eastside unterwegs und organisierte dort Hilfsaktionen, die weiter abgelegenen, ins Kreuzfeuer der Cantaro geratenen Widder-Stützpunkten zugute kamen.
Im großen und ganzen war zu vermerken, daß der cantarischen Offensive allmählich der Dampf ausging. WIDDER hatte vorgesorgt. Die Mehrzahl der vorgeschobenen Posten war evakuiert worden. Wo die Droiden zuschlugen, da schlugen sie zumeist ins Leere.
Bull hatte ursprünglich an ein Gespräch unter vier Augen gedacht. Er war überrascht, außer Homer G. Adams auch den Pararealisten Sato Ambush vorzufinden, als er den kleinen Konferenzraum betrat. Adams erklärte sofort: „Es ist eine Entwicklung eingetreten, über die du informiert sein mußt.
Keiner kann sie dir besser erklären als Sato."
Reginald Bull nickte. Dann erstattete er Bericht. Das Raumfort Shomrach war planmäßig vernichtet worden. Der Beweis war erbracht, daß die Zerstörung des Chrono-Monitors ausreichte, um die Schaltstationen, die den Chronopuls-Wall kontrollierten, außer Betrieb zu setzen. Sobald aus Andromeda die Meldung eintraf, daß das Zentralplasma transportbereit sei, würde es keine Schwierigkeit mehr sein, eine ausreichend große Lücke in der Wahnsinnsbarriere zu schaffen. Über Loydel Shvartz' Eskapade berichtete Reginald Bull nicht. Er wollte dem kühnen Entdecker des „Lieberman-Prinzips" den Triumph nicht stehlen. Loydel würde von sich aus schon früh genug
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