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149 - Auf Messers Schneide

149 - Auf Messers Schneide

Titel: 149 - Auf Messers Schneide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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dienen.
    Obwohl sein verbliebenes Augenimplantat über Infrarot und Thermosicht verfügte, konnte Aiko nicht sehen, was ihn am Grunde des Felsschlauchs erwartete. Trotzdem zögerte er keine Sekunde, mit den Füßen voran hinein zu schlüpfen.
    Ohne auf Widerstand zu stoßen, glitt er in die Tiefe. Eben noch stützte er sich mit beiden Händen am Einstieg ab, im nächsten riss er sie schon über den Kopf und ergab sich seinem Schicksal. Zuerst spürte er, wie er mit Beinen und Rücken an eine glatte Rundung stieß, dann wurde es stockfinster um ihn.
    Unangenehme Schläge gegen Schultern und Hände begleiteten die ungebremste Rutschpartie. Er befürchtete schon, dass seine frisch verheilten Wunden wieder aufbrechen könnten, doch ehe es noch schlimmer wurde, knallten seinen Sohlen bereits gegen etwas Festes, Metallisches, das mit einem hohlen Klang gegen den harten Stoß protestierte.
    Aiko knickte in den Knien ein, um den Aufprall abzufedern, trotzdem spürte er einen brennend heißen Stich von den Fersen bis hinauf zur Schädeldecke schießen. Er negierte die angebotene Option, einen Schmerzlaut auszustoßen, und wälzte sich zur Seite.
    Um ihn herum blieb es weiter stockdunkel.
    Durch den halbrund verlaufenden Schacht fiel nicht der kleinste Sonnenstrahl herein. Der Restlichtverstärker blieb somit nutzlos und die Thermosicht verriet höchstens, dass es hier unten keine einzige Wärmequelle gab, die stärker als die Umgebungstemperatur abstrahlte.
    Nicht mal kleine Nagetiere trieben sich hier herum. Seltsam.
    Fehlte es etwa an Platz? Oder stieg vielleicht schon zwei Meter entfernt die nächste Wand vor ihm auf?
    Aikos kybernetischer Verstand verspürte keine Angst, doch die völlige Orientierungslosigkeit sorgte für Verwirrung im System. Er musste seine gesamte abgespeicherte Erfahrung aufbringen, um zu verhindern, dass sich die Subroutinen in endlosen Wiederholungsschleifen verfingen.
    Der Aufenthalt in völliger Dunkelheit löste körperliche Beklemmung aus. Aikos technische Seite strebte nach Übersicht und mathematischer Klarheit, doch alles, was er im Moment bieten konnte, war sein Vertrauen in einen Mann, der ihn in den letzten Wochen gesund gepflegt hatte.
    In Navok, dem Nosfera mit der zwielichtigen Vergangenheit, der seit geraumer Zeit für die Allianz arbeitete und zu Matthew Drax' Freunden zählte. Aiko konnte nur Gutes über diesen Mutanten berichten. Ohne ihn und seine Kräuterverbände hätte er die Folgen des Absturzes wohl kaum so glimpflich überstanden.
    Flackernder Lichtschein tanzte die Schachtwände herab und wölbte sich, einer fahlen Halbkugel gleich, in die unterirdische Höhle. Gleich darauf kroch Navok herein, eine primitive Stalllaterne in der Hand, die erstmals die gewaltige Dimension der Höhle ausleuchtete.
    Mindestens fünfzehn mal dreißig Meter Grundfläche, stellte Aiko mit Hilfe des Restlichtverstärkers fest, und bis zu acht Meter hoch. Vermutlich zweigten noch weitere Kavernen ab, die ebenfalls mit Beutestücken voll gestopft waren. Der Blick darauf wurde jedoch von unzähligen Kisten, Tonnen und Metallröhren versperrt, die sich rund um ihn aufstapelten.
    Als Aiko einen Blick auf den Hohlkörper warf, der seine Talfahrt gebremst hatte, fuhr ihm ein heißer Schreck durch die Glieder. Auf der Oberseite prangte nämlich ein Schild mit drei schwarzen Dreiecken auf gelbem Grund, deren abgeflachte Spitzen sich um einen gemeinsamen Mittelpunkt gruppierten.
    Ein altes Zeichen, das vor nuklearen Gefahren warnte.
    Ausgerechnet dagegen musste er mit seinen Absätzen stoßen!
    Navok fing den Blick seines geweiteten Auges auf und folgte ihm bis zu der matt glänzenden Sprengkopfhülle.
    »Habe ich extra quer vor die Öffnung gelegt«, erklärte er stolz. »Damit man nicht mitten in die Höhle saust, falls man auf den Weg nach unten ins Rutschen kommt.«
    »Gute Idee«, log Aiko, denn er fühlte sich im Augenblick nicht in der Lage, einen Vortrag über atomare Kettenreaktionen zu halten.
    Ein Blick in die Runde offenbarte nämlich, dass fast alles, was hier lagerte, gelbe Warnschilder trug.
    »Unglaublich«, entfuhr es ihm. »Das darf doch wohl alles nicht wahr sein.«
    »Das ist eine sehr wichtige Kammer, nicht wahr?« Navok schwenkte die Laterne, um die dunklen Ecken der Höhle besser auszuleuchten. »Der Eingang ist schwer abgesichert, da kommt niemand herein. Aber die Daa'muren haben nicht mit Graz und seiner Spürnase gerechnet. Er hat die Echsenkrieger durch das Luftloch gewittert, als

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