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1505 - Dorina, die Friedensstifterin

Titel: 1505 - Dorina, die Friedensstifterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lief die schmale Leiter hinab, die seinetwegen an das Fenster gelehnt war. Dorina hörte es rascheln, als er von der letzten Sprosse in das Gewirr der Pflanzen sprang. Ein leises, schrilles Zirpen kündete vom Tod eines Autras. Gleich darauf war das Knacken, Krachen und Prasseln zu hören, mit dem der Panzer der Beute zwischen den scharfen Zähnen des Slucks zerbrach.
    Dorina traf eine Entscheidung.
    Sie wollte die Farm nicht verlassen. Sie wollte hier bleiben: Bei dem Sluck, den Autras, die Mi’inahs und den Pflanzen im Garten. Sie wollte die Hügel nicht verlassen, dieses Haus und die Felder.
    Sie wollte nicht in eine Schule gesperrt werden, bis ... ... bis sie erwachsen ist, hatte Segur gesagt, und das war nach Dorinas Begriffen mit der Ewigkeit identisch. „Nein!" flüsterte Dorina in der Finsternis. „Niemals!"
    Es dauerte sehr lange, bis sie einschlief.
     
    *
     
    „Nein!" sagte Dorina auch am nächsten Morgen, als Segur ihr mitteilte, daß er mit ihr nach Gurmayon fahren wollte, und obwohl Segur ihr die Freuden eines solchen Ausflugs in den verlockendsten Worten schilderte, gelang es ihm nicht, sie umzustimmen.
    Eine Zeitlang hörte sie ihm zu. Dann wurde ihr sein Gerede lästig. Sie begriff, daß er diesmal nicht nachgeben würde, und das ärgerte sie.
    In der Nacht, als sie endlich erkannt hatte, daß es wirklich ihre Schuld war, hatte sie sich vorgenommen, es nie wieder zu tun - was immer es auch sein mochte. Sie hatte selbst keine Ahnung, wie sie es angestellt hatte. Es war einfach geschehen.
    Wenn ich es wüßte, könnte ich es anwenden, sagte sie sich in Gedanken.
    Die guten Vorsätze in der Nacht waren ihr noch gut im Gedächtnis. Sie hatte es damit auch durchaus ernst gerneint.
    Aber andererseits ...
    Ich will nicht in diese Schule! dachte sie. „Ich möchte nicht in die heiße, weiße Stadt fahren", sagte sie langsam und suchte dabei nach jedem einzelnen Wort. „Ich möchte lieber hierbleiben und Warna helfen. Sie wird Hilfe brauchen. Ich bin schuld daran. Darum sollte ich bei ihr bleiben."
    Sie spürte es, dieses seltsame Gefühl. Es war, als könnte sie etwas sehen, was zwar schon immer dagewesen war, sich aber außerhalb der Reichweite ihrer Sinne befunden hatte. Ungefähr so wie die Sache mit dem Mikroskop, mit dessen Hilfe man die winzigen Tierchen in den Wassertropfen aus dem Teich beobachten konnte: Wenn man zuerst hineinsah, schien da gar nichts zu sein. Aber wenn man die Einstellung veränderte, erschienen Konturen und Dinge, die sich bewegten, und dann war das Bild plötzlich ganz klar und man erblickte eine völlig fremde, seltsame Welt. Eine winzige Drehung an einem Knopf, und es schien, als sei diese fremde Welt wieder weg. Aber man wußte, daß sie nicht wirklich verschwunden war und daß man sie sich jederzeit wieder sichtbar machen konnte.
    Noch bis vor wenigen Augenblicken hatte sie Segur angesehen, und er war einfach nur Segur gewesen und weiter nichts. Aber dann stellte irgend etwas oder irgend jemand ein paar Linsen scharf, und plötzlich waren da Dinge an Segur, die sie nie zuvor an ihm bemerkt hatte.
    Seltsame Dinge - winzige Zeichen. Zeichen, die mehr über Segur verrieten, als er mit Worten sagen konnte oder wollte.
     
    *
     
    Er wollte gar nicht in die Stadt. Er hatte nicht die geringste Lust, dorthin zu fahren. Er wollte zurück zu der Arbeit, die er gestern begonnen und wegen des „Unfalls" unvollendet zurückgelassen hatte.
    Zurück in den nördlichen Bezirk. Dort gab es eine Menge Arbeit für ihn. Dringende Arbeit. Er hatte keine Zeit zu verlieren. „Was wächst eigentlich im nördlichen Bezirk?" fragte Dorina gedehnt, „Schwarze Rüben", erwiderte Segur geistesabwesend und schlug sich dabei mit der Frage herum, wie er es seiner Frau beibringen sollte.
    Sie wollte lieber bei dir bleiben und für dich sorgen, formulierte er in Gedanken.
    Ob Warna das wohl akzeptieren würde? „Sind die schwarzen Rüben wichtig?" fragte Dorina weiter. „Alles, was wir ernten, ist wichtig", sagte Segur. „Aber gerade diese Rüben haben mich schon eine Menge Arbeit gekostet. Wenn es so heiß ist wie jetzt, treiben sie Blüten, und wenn sie blühen, sind sie hinüber."
    „Muß man sie dann wegwerfen?"
    „Ja", knurrte Segur.
    Schon seit der Zeit der Frühblüte hatte er sich mit den schwarzen Rüben herumgeärgert. Es war schwierig gewesen, die Roboter richtig zu programmieren. Segur war immer wieder auf die Felder gefahren, um die Arbeit der Maschinen zu überprüfen und ihr

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