1600 - Wenn die Sterne erlöschen
Roboter weg und übernahm selbst die Betreuung Voltagos, der über Nacht wieder seinen Platz im Gästezimmer eingenommen hatte.
Das war ein leichter, wenn auch einsamer Job, denn der Kyberklon verharrte weiterhin in seiner seltsamen Katatonie. „Es gefällt dir wohl im Winterschlaf", sprach Rhodan zu ihm. „Das ist natürlich eine bequeme Art, dem Alltag zu entfliehen. Einfach abschalten. Aber dafür entgeht dir auch einiges."
Rhodan benutzte Voltago in diesen Tagen als eine Art Klagemauer, um sich alles, was ihn belastete oder bewegte, von der Seele zu reden. Es ging dabei natürlich hauptsächlich um die gesellschaftlichen Verpflichtungen, die er über sich ergehen lassen mußte. Die meisten Abgesandten anderer Milchstraßenvölker, die das neue Jahrhundert auf Terra begingen, verbanden dieses Ereignis auch mit der Erledigung diplomatischer Verpflichtungen - und sie alle wollten natürlich auch ihn, Perry Rhodan, den größten lebenden Galaktiker kontaktieren.
Rhodan entledigte sich dieser Verpflichtungen so gut es ging, zog sich danach aber immer wieder an den Goshun-See zurück.
Und Voltago war ihm der geduldigste Zuhörer, den er sich nur vorstellen konnte.
Natürlich wäre es ihm lieber gewesen, wenn Voltago zu sich gekommen und mit ihm in Dialog getreten wäre. Doch sein seltsamer Diener deutete durch nichts an, daß sein Erwachen bevorstand. „Ist es vielleicht so, daß du unfreiwillig in diese Starre verfallen bist, Voltago?" spekulierte Rhodan. „Hat dich jemand oder etwas in diese Lage gezwungen? Wenn es so ist, gib mir ein Zeichen."
Natürlich reagierte Voltago nicht.
Rhodan sprach so, weil ihm etwas eingefallen war, das Myles Kantor einmal zu ihm gesagt hatte, als sie das Thema Voltago erörterten. Myles spielte auf einen Zwischenfall während der lange zurückliegenden Estartu-Expedition an. Damals hatte es einen Triebwerksunfall gegeben, bei dem durch die überlasteten Grigoroffs unkontrollierte Hyperkräfte frei wurden. Das hatte keine weiteren dramatischen Auswirkungen gehabt, außer der, daß Voltago durch die Strahlung in körperliche und geistige Starre verfallen war. Voltago hatte danach keine Erinnerung mehr an den Vorfall gehabt. „Seit damals weiß ich, wie ich Voltago jederzeit lahmlegen könnte", erklärte Myles Kantor. „Aber ich habe keine Ahnung, wie er jetzt zu erwecken wäre. Da versagt meine Kunst."
Rhodan ging nicht soweit, Myles Kantor zu verdächtigen, an Voltagos augenblicklichem Zustand schuld zu sein. Aber die Erinnerung an diese Worte schlössen für ihn nicht aus, daß irgendeine bestimmte Art von Hyperstrahlung an Voltagos Zustand schuld sein könnte. Oder vielleicht das Fehlen einer solchen?
Wie auch immer. An Voltagos Zustand änderte sich vorerst nichts.
Am Abend des 7. Januar meldete sich sein Sohn Mike aus der Eastside. Die Verbindung mit der MONTEGO BAY war so schlecht, daß kein erkennbares Holo zustande kam und Michael lediglich als verzerrtes Phantombild durch den Raum geisterte. Rhodan mußte sich gewaltig anstrengen, um aus dem durch Störgeräusche zusätzlich zerhackten Rauschen wenigstens ein paar Worte verstehen zu können. Im übrigen war die Verbindung einseitig, denn Mike ließ ihn wissen, daß er überhaupt kein Bild und keinen Ton von Terra bekam und er sich fühlte, als spreche er ins Nichts. „ ... schöne Zeit bei den Linguiden ... könnte noch weise werden ... alten Tage ... Dennoch ... mich bald verabschieden... zu ruhiges Leben ... das Abenteuer... Wird wohl nichts mit...
Unterhaltung ... Aktivitäten im Milchstraßenzentrum ... Schluß Danach wurde die Verbindung abrupt unterbrochen und war nicht wiederherzustellen, und es kamen nicht einmal mehr Störgeräusche durch.
Perry Rhodan versuchte daraufhin, die Ursache für die ungewöhnliche Störung der Hyperkomverbindung herauszufinden. Aber er mußte sich mit der lapidaren Auskunft begnügen, daß es über diese gewaltige Distanz, und vor allem über das Milchstraßenzentrum hinweg, schon mal zu kleineren Kommunikationsstörungen kommen könne. „Ein Bagatellfall, nicht der Rede wert."
Perry Rhodan hatte tags darauf auch Kontakt mit Atlan. Er rief den Arkoniden an und erreichte ihn schließlich über Relais an Bord der ATLANTIS, mit der er auf einer Goodwilltour bei den Welten der Akonen unterwegs war. Der Arkonide machte keinen Hehl daraus, daß er diese unmittelbaren Nachfahren der Lemurer, von denen die Arkoniden in direkter Linie abstammten, stärker an Arkon binden wollte.
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