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1601 - 10. Januar 1200

Titel: 1601 - 10. Januar 1200 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Transmitter ein donnernder Krach. Joshu ließ sich instinktiv vornüberfallen und drückte sich eng an den Boden. Metallteile flogen heulend durch die Luft, klatschten gegen die Wände und fielen scheppernd auf den harten Konkritboden. Unter dem bogenförmigen Transportfeld verglomm die rote Glut einer Explosion. „Abschalten!" schrie Joshu, von Panik erfüllt. „Um Gottes willen - sofort abschalten!"
    Er kam zu spät. Kreischend und schreiend kam es unter dem leuchtenden Bogen hervor, wie ein Geschoß, das soeben den Lauf der Kanone verlassen hatte. Joshu Ionsons entsetzter Blick erfaßte ein blutüberströmtes Gebilde, das aussah wie ein riesiger Fleischklumpen. Es prallte gegen die Wand, die dem Ausgang des Transmitters gegenüberlag. Es gab ein häßliches, schmatzendes Geräusch. Das Ding fiel zu Boden. Das dämonische Gekreische war verstummt. Das hilflose Bündel Fleisch gab nur noch ein leises Wimmern von sich. Sekunden später war auch das erstorben.
    Joshus Nackenhaare hatten sich gesträubt. Kalte Schauder des Entsetzens liefen ihm über den Rücken. Wie in Trance, mit den Bewegungen eines Automaten ging er zur Konsole und schaltete den Transmitter ab. Am Rande und ohne daß ihm die Erkenntnis im Augenblick etwas bedeutet hätte, nahm er wahr, daß der Servo sich in nichts aufgelöst hatte. Zögernd und voller Angst vor dem, was er zu sehen bekommen würde, wandte Joshu den Blick in Richtung des Fleischklumpens. An der Wand war ein großer dunkelroter Fleck. Dünne Rinnsale aus klebrigem Blut liefen die graue Konkritwand herab. Der Klumpen lag am Fuß der Wand. Joshu spürte, wie sich ihm der Magen umzudrehen begann. Er überlegte ernsthaft, ob es nicht besser wäre, die blutige Fleischmasse einfach liegenzulassen, wo sie lag, und Lep Wagner oder die Polizei oder das nächste Krankenhaus oder sonstwen zu benachrichtigen. Sollten die sich doch um die Sache kümmern! Aber letzten Endes brachte er's doch nicht übers Herz. Er gab sich innerlich einen Ruck. Es war eine häßliche Angelegenheit, in die er sich da einließ, und wahrscheinlich würde er sich dabei das große Kotzen holen. Aber zuerst mußte er nach dem Unglückseligen sehen.
    Schließlich hatte er vor ein paar Sekunden noch Laute von sich gegeben. Es mochte durchaus sein, daß noch ein Funke Leben in ihm war.
    Zitternd beugte Joshu sich über den unförmigen Fleischberg. Es war nur noch mit Mühe zu erkennen, daß die blutige Masse einst der Körper eines Menschen gewesen war. Joshu Ionson hatte noch nie zuvor das Opfer eines Transmitterunfalls gesehen. Es gab im konventionellen Transmitterverkehr keine Unfälle mehr. Aber diese arme Kreatur hier war ganz eindeutig von einem falsch gepolten oder in sich verdrehten Transportfeld zermalmt worden. Die Kleidung war zu strähnigen Fetzen zerrissen. Ein Bein war verschwunden. Dafür hatte sich die Bauchdecke aufgewölbt und ließ deutlich die Konturen eines Knies und eines Fußes erkennen. Der Hals war abhanden gekommen. Der Schädel hatte sich bis über den Mund zwischen die Schultern gezwängt. Das mittellange Haar schimmerte in absolut unnatürlichem Grauviolett. Auf der Stirn prangte ein einziges großes, blutunterlaufenes Auge. Der starre, gebrochene Blick verriet Joshu Ionson, was er hatte in Erfahrung bringen wollen: Der Unglückselige war tot. Jor Cardenas - um wen hätte es sich sonst handeln sollen? - hatte sein Ziel nicht erreicht.
    Joshu richtete sich langsam auf und schüttelte sich. Er spürte ein Würgen in der Kehle. Er sah sich um. Der Antigrav-Modulator Typ KK-23, letzte Hoffnung der am Rande des Abgrunds schwankenden Firma Acme Intertech, lag in Tausenden von verbogenen, verdrehten, brandgeschwärzten Fragmenten über den Boden verstreut. Joshu Ionson schleppte sich zum Ausgang. Irgendwie gelang es ihm, den Inhalt des Magens bei sich zu behalten. Er prallte mit der Stirn gegen die Tür, die sich nicht wie üblich selbsttätig vor ihm geöffnet hatte. Mißmutig kurbelte er am manuellen Öffnungsmechanismus.
    Draußen auf dem Gang schlug ihm frische Luft entgegen. Er atmete tief durch. Ein paar Schritte den Gang entlang war ein Kommunikationsanschluß installiert. Das Gerät war auf Radakom geschaltet. Joshu wählte 911, den Notrufkanal der Ordnungsbehörde. Die Serie der unglaublichen Ereignisse wollte anscheinend kein Ende nehmen: Das Besetztzeichen schrillte ihm entgegen. Er ging auf Hyperkom-Modus über, aber bevor er noch einen Rufkode angeben konnte, merkte er, daß der

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