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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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diesem natürlichen Licht ein blaues Schimmern, das Spiegelbild des Himmels auf dem blankpolierten Stahl.
    Solch ein wundervolles Ding. Und so anders – oder ist es gar nicht anders? –, wenn das Metall nicht mehr mit Blut verschmiert ist. Selbst dieser dünne Film von Rot, der von einem direkten Stoß herrührt, welcher das Leben eines Mannes vernichtet hat … Ich fühle mich nur selten besser als in jenen Augenblicken, da ich ein Rapier, ein Breitschwert oder einen Dolch in Händen halte.
    Ein Mann kann dem Hass genauso schnell verfallen wie der Liebe, mit genau der gleichen Leidenschaft und in dem gleichen kurzen Zeitraum.
    Ich werde Robert Fludd töten.
    Ich hob die italienische Klinge hoch und atmete sanft ein. Die Waffe besaß den metallischen, halbverbrannten Geruch von Stahl, der mich stets an Schmiedefeuer erinnert.
    Vor dem Fenster schlugen die Kirchenglocken zur vollen Stunde. Das Rufen der Frauen nach ihren Kindern und den Lehrlingen ihrer Männer, die zum Mittagessen kommen sollten, war in Southwark genauso laut wie in Paris. Nachdem ich Fludds Pferd unauffällig untergebracht hatte, war ich zum Dead Man's Place zurückgekehrt – Hühner und Hunde huschten mir aus dem Weg, und jeder, der mir entgegenkam, beeilte sich, mir den Vortritt zu lassen. Vermutlich war es für jedermann offensichtlich, dass es besser war, in den Rinnstein zu springen, anstatt mir Gelegenheit zu geben, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
    Ich fand die Waffen von Mademoiselle Arcadie de la Roncière auf ihrem Bett neben dem Helm des Nihonesen. Alles war noch so wie eine Woche zuvor.
    Der Helm, der nicht aus einem Stück Stahl gefertigt war wie zum Beispiel die spanische Sturmhaube, der Morión, sondern aus mehreren schmalen Teilen bestand, war mit leuchtenden Emaillefarben bemalt, auf denen sich die Sonnenstrahlen spiegelten, die durch das halb geschlossene Fenster fielen. Ich dachte: Bis heute habe ich den Helm nie ohne Saburo gesehen.
    Wo steckt er übrigens? Haben sie ihn auch entführt?
    Ich muss zu Cecil. In einem Augenblick …
    Ich setzte mich, putzte weiter Darioles italienisches Rapier und den Dolch und suchte schließlich ihre Ausrüstung zusammen. Die Scheide schob ich in das Wehrgehänge und machte dann alles am Gürtel fest. Das Leder fühlte sich noch immer glitschig vom Öl an, wie es stets der Fall ist, wenn es erst vor kurzem behandelt worden ist.
    Auf halbem Weg den schmalen Hüftgurt entlang markierte eine Linie die Grenze zwischen geöltem und trockenem Leder.
    Ich werde Fludd umbringen – und auch die anderen Männer, die Dariole entführt haben.
    »Wenn du den wahren Schuldigen willst, musst du aber noch viel besser werden«, sagte ich laut, saß kurz einfach nur da und starrte auf den bemalten Putz an der Wand, ohne ihn wirklich zu sehen.
    Was war in diesem Raum geschehen?
    Ich nahm wieder das italienische Rapier und zog den Schleifstein über die Klinge. In dem leeren Zimmer klang das sich wiederholende Geräusch geradezu dünn. Für meine Finger war es schwer, das Heft richtig in den Griff zu bekommen. Darioles Hand war deutlich kleiner als meine und somit auch ihr Heft.
    Silberne Punkte funkelten auf dem Handkorb unterhalb der Parierstange.
    Die Tür schwang auf.
    Darioles Schwert in der Hand sprang ich auf.
    Im trüben Licht sah ich nur eine Silhouette in der Tür.
    Das Leinengewand des Nihonesen war an den Schultern weit, sein Haar auf fremdländische Art zurückgekämmt und gebunden, und die beiden krummen Schwerter steckten in seinem breiten Stoffgürtel.
    Ich rief: » Wo ist sie?«
    Seine Hand wanderte noch nicht einmal in die Nähe der Kattanklingen. Er trat zwei Schritte in den Raum hinein und fiel dann hart genug auf die Knie, um die Bodenbretter beben zu lassen. Bevor ich reagieren konnte, legte er die Hände flach auf den Boden und drückte die Stirn aufs Holz.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch eine schwache Hoffnung gehegt.
    Er sprach laut und mit rauer Stimme; sein Gesicht war nicht zu sehen. »Ich habe in Erfüllung meiner Pflicht versagt. Sie ist meine Dienerin. Ich schulde ihr Schutz, bin ihr verpflichtet. Giri. Ich habe versagt!«
    Die heiße Luft in dem fast verschlossenen Raum drohte, mich zu ersticken. Ich bewahrte gerade noch genug Fassung, um dem Samurai nicht einfach ins Gesicht zu treten.
    »Ich kann Euch meinen Tod nicht anbieten.« Saburo setzte sich auf die Fersen und schaute mich mit seinen teerschwarzen Augen an. »Erst muss ich zu Hidetada zurückkehren, dann

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