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1705 - Auf der Welt der Kristalle

Titel: 1705 - Auf der Welt der Kristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schwer zu beschreiben und nur für geübte Telepathen wie Gucky mit genügender Sicherheit zu kontrollieren.
    Manchmal kam es vor, daß die Schranken brachen und die Grenzen verwischten, dann wurde es für den Telepathen selbst unangenehm. Es war dann so, als lebte der Beobachtete ein zweites Mal, parallel zum normalen Ich, im Kopf des jeweiligen Telepathen. Der nahm dann die Empfindungen des Beobachteten nicht mehr wahr, wie man eine Nachricht vom Band abhörte, sondern gleichsam als eigenes Empfinden, als eigene Traurigkeit, eigenen Schmerz, der ihm so weh tat, als habe er ihn selbst zugefügt bekommen.
    Dieser besonders intensive Kontakt war für einen Telepathen recht anstrengend, besonders die unvermeidliche Trennung der beiden Gedankenströme.
    Derlei geschah aber nur selten, weil ein Telepath wie Gucky eine gewisse Reserve zu seinen „Kunden" einhielt. Außerdem brachte es diese besondere Begabung mit sich, daß er nicht nur die Hauptgedanken seines Kunden klar und deutlich auffangen konnte, sondern auch ein gewisses andauerndes, geistiges Grundrauschen, das dem „Sender" selbst gar nicht bewußt war.
    „Kannst du Einzelheiten erkennen?" fragte Reginald Bull. „Ist er einer Lösung auf der Spur?"
    Es war das letzte, was Magkue noch hatte sagen können, bevor er in diesen Zustand verfallen war.
    Er sei der Lösung auf der Spur, hatte der Ara behauptet und dabei auf eine Art und Weise gelächelt, die Reginald Bull kalte Schauder den Rücken hinuntergejagt hatte. Es war, als sei Magkue einer Erkenntnis nahe gewesen, die Menschen nicht hätten machen sollen, als habe er an ein schauriges Geheimnis gerührt.
    „Ich weiß es nicht", sagte Gucky ein wenig lauter und heftiger. „Ich verstehe nicht viel von diesen Dingen. Ich bin kein Mediziner oder Forscher."
    „Dann werden wir es nie erfahren", murmelte Bully.
    „Wozu auch?" ließ sich Michael Rhodan bitter vernehmen. Er blickte hinauf zur Decke. „Außerdem werden wir es früher oder später doch erfahren. So, wie ich meinen Vater kenne, wird er das Arresum auch nach dieser Katastrophe nicht meiden."
    „Würdest du?"
    Michael Rhodan lächelte matt. „Nein, ich ebenfalls nicht. Aufzugeben, das wäre Verrat an diesen Toten. Wir werden weitermachen, solange wir können."
    „Wenn wir können", erinnerte ihn Reginald Bull.
    Noch bewegte sich die ATLANTIS in der Todeszone. Offenbar war dieses Gebiet für die Ayindi lebensgefährlich, nicht aber für die Galaktiker. Aber dafür war Geschöpfen aus dem Parresum in diesem Bereich des Universums nur eine Frist von bis zu 50 Tagen beschieden, andernfalls mußten sie sterben, so, wie die Crew der ODIN gestorben war, von Tonya Cinistrella bis zu Mertus Wenig.
    Magkue war der letzte. Nach seinem Tod konnte das Kapitel ODIN abgeschlossen werden.
    Noch stand nicht fest, welchen Schaden die drei Aktivatorträger möglicherweise erlitten hatten. Eine gründliche medizinische Überprüfung durch die Fachleute der ATLANTIS hatte erbracht, daß bei ihnen keine Schäden aufgetreten waren. Keine beobachtbaren Schäden. Aber die Erfahrung auf Thyssan hatte gezeigt, daß dieser Tod anders war als andere Tode. Er hinterließ gewissermaßen keinerlei Fingerabdrücke.
    Magkue bewegte die rechte Hand, die Finger zuckten leise.
    Gucky erstarrte für einen Augenblick, preßte die Kiefer zusammen.
    Bull ahnte, was sein alter Freund tat - der Mausbiber versuchte gerade, die letzten Gedanken des Sterbenden möglichst genau aufzufangen. Es war, als dringe er in den eigenen Tod vor.
    In gewisser Weise traf diese Beschreibung präzise zu. Schon etliche Male hatten Telepathen versucht, das Geheimnis des Todes auf diese Weise zu lüften. Es war keinem von ihnen gelungen.
    In den letzten Minuten und Sekunden steigerte sich offensichtlich jenes eigentümliche „Grundrauschen" für den Telepathen zu einem unerträglichen Lärm, hinter dem das eigentliche Geschehen verborgen blieb.
    Früher oder später hatte jeder Telepath diesem Lärm weichen müssen, und so war das Geheimnis ungelöst geblieben.
    Magkue zitterte am ganzen Körper, minutenlang. Dann wurde er plötzlich schlaff und streckte sich. Die Monitoren zeigten es an. Sein Herz schlug nicht mehr, die Kurven des EEGs wurden flach und flacher, bis es keine meßbaren Impulse mehr gab.
    Magkue, der Ara, war tot.
    Gucky schwankte. Reginald Bull sprang hinzu und stützte ihn. Er spürte, daß der Ilt zitterte.
    „Ich habe nichts verstehen können", sagte der Mausbiber leise. „Nichts. Wirre

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