1745 - Sholunas Hammer
auszudrücken: Es kommt nicht auf den Intellekt des Weisen an, sondern auf seine Lebensenergie", sagte Moira kalt. „Und je mehr wir davon mitbringen, desto besser. Wir werden sehen, wie rasch wir vorankommen. Vielleicht schaffen wir es, alle Quarztürme ins Transportfeld zu bekommen. Aber wenn es wenigstens zehntausend sind, und das wäre die Mehrheit, dann bin ich hochzufrieden."
„Wir müssen den Weisen wenigstens darüber aufklären, was ihm blühen kann", forderte Siela.
„Laß uns erst einmal beginnen und dann weitersehen", sagte Moira abschließend. Sie warf Siela einen warnenden Blick zu und fügte hinzu: „Versuch nicht, irgend etwas hinter meinem Rücken zu drehen. Ich bin entschlossen, die Sache auf meine Art und Weise durchzuziehen!"
Siela mußte sich Moiras Willen fügen. Sie war ihr ausgeliefert. Aber es gefiel ihr nicht, daß der Weise hintergangen und vor vollendete Tatsachen gestellt werden sollte.
Moiras Taktik war klar: Wenn sie erst einmal etliche Quarztürme entwurzelt und in den Orbit geholt hatte, würde der Weise es nicht mehr riskieren, einen Rückzieher zu machen.
„Das ist hinterhältig und gemein", sagte Siela wütend.
„So bin ich nun mal", meinte Moira dazu lakonisch.
In Sielas geräumiger Kabine an Bord der STYX entstand ein Holo, das die Oberfläche von Nachtschatten mit den vielen, nach allen Seiten bis zum kurzen Horizont reichenden schwarzen Quarztürmen zeigte. Aus diesen ragte jener größte aller Quarztürme heraus, über den Siela den Weisen zu kontaktieren pflegte.
Siela war inzwischen dahintergekommen, daß Moira sämtliche Funktionen ihrer STYX über ihren Kampfanzug abrufen konnte. Dies ging auch von außerhalb ihres Rochenschiffes und über große Distanzen.
Moira hatte in das Holo auch ein Display eingeblendet, das unsichtbare Vorgänge grafisch veranschaulichte. Diese Grafik wies aus, daß von Pulk eins ein Bündel starker Gravitationsfelder nach der Oberfläche von Nachtschatten griff.
Plötzlich war zu sehen, wie der einzelne Quarzturm erbebte.
Gravitatorische Kräfte zogen an ihm, um ihn aus seiner Verankerung zu lösen.
„Der Weise scheint in Panik zu geraten", meldete MUTTER gleichzeitig. „Er fragt an, was diese Aktion zu bedeuten hat. Er ist völlig außer sich."
„Wir tun nur, was wir ihm ohnehin angekündigt haben und wozu er sein Einverständnis gegeben hat", sagte Siela unbehaglich.
„Das mußt du ihm persönlich erklären", verlangte MUTTER. „Sprich zu ihm, vielleicht kannst du ihn beruhigen."
Siela warf Moira einen fragenden Blick zu. Als diese mit einem knappen Kopfnicken ihr Einverständnis gab, fragte Siela: „Warum diese Aufregung, Weiser? Du hast dich bereit erklärt, dich für die von ES initiierte Aufgabe zur Verfügung zu stellen. Nun beginnen wir damit, deine Quarztürme der Reihe nach in den Orbit deines Planeten zu holen und für den Transport vorzubereiten. Du hast gewußt, was dich zu erwarten hat."
„Nein, das war mir nicht bewußt", widersprach der Weise von Fornax.
„Ich habe nie und nimmer daran gedacht, daß meine Überstellung auf eine solch barbarische Weise stattfinden soll. Ich will nicht, daß meine Quarztürme so brutal einzeln entwurzelt und auf die anstrengende und substanzraubende Reise mit einem Raumschiff geschickt werden. Es tut weh, spüren zu müssen, wie ich in meine Einzelteile zerlegt werde. Es ist wie..."
... Zähne ziehen ohne Narkose oder örtliche Betäubung, vollendete Siela den Satz in Gedanken. Wie sehr dieser Vergleich auch an den Haaren herbeigezogen sein mochte, so traf er doch den Kern des Problems. Es war ein vieltausendfaches Zähnereißen!
Sielas Verständnis und ihr ganzes Mitleid gehörten dem Weisen. Aber sie konnte nichts für ihn tun. Er mußte diese Tortur über sich ergehen lassen, wollte er dem Ruf von ES folgen.
„... ein langsamer, qualvoller Tod, als müßte ich Turm für Turm sterben. Gibt es keine elegantere und bequemere, eine weniger grausame Möglichkeit der Beförderung? Könnte man nicht ein Dimensionstor öffnen, das mir ein sanfteres Hinüberwechseln auf die andere Seite des Universums ermöglichen würde?"
Siela sah fragend zu Moira, diese schüttelte verneinend den Kopf. Siela schwieg daraufhin, so daß es Moira überlassen blieb, dem Weisen die schlechte Nachricht beizubringen.
„Wenn es eine solche Möglichkeit gäbe, dann hätten wir sie selbstverständlich genützt, Weiser", sagte Moira. „Auch für uns wäre diese Art des Transports bequemer und
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