1756 - Das Grauen hieß Elvira
Zu dunkel, zu regnerisch, auch irgendwie zu warm. Aber es hätte mit dem Verkehr noch schlimmer sein können, wenn nicht viele Menschen in der Zeit zwischen den Jahren und auch schon kurz vor Weihnachten in den Urlaub gefahren wären. So hatte ich mit weniger Staus zu rechnen und gelangte schneller an mein Ziel.
Es war nur eine Sache weniger Minuten, als sich das Tor zur Tiefgarage vor mir öffnete und ich den Rover die Rampe hinunter fuhr, um von dem kantigen Maul verschluckt zu werden, hinter dem sich die Kehre befand, die etwas erhellt war und auch das Licht auf zahlreiche Fahrzeuge verteilte, die hier unten parkten.
Auf der Herfahrt hatte ich auf Verfolger geachtet und meiner Ansicht nach keine gesehen. Bei dem Wetter war es sowieso unmöglich, etwas zu erkennen.
Jeder hier hatte seine eigene Parktasche. Ich lenkte den Rover in die Nähe des Fahrstuhls und stellte ihn dort ab. Direkt neben Sukos BMW, der mittlerweile auch schon seine Jahre auf dem Buckel hatte.
Der Motor verstummte. Ich blieb noch im Wagen sitzen und schaute mich um. Dafür benutzte ich die drei Spiegel. Den innen und die beiden außen.
Es war nichts Verdächtiges in meiner Umgebung zu sehen, da schien mir wirklich niemand gefolgt zu sein. Es war im Prinzip auch nicht nötig. Die Besucherin konnte kommen und schellen.
Aussteigen, mit dem Lift nach oben fahren und auf Elvira warten. Das war es.
Entspannt war ich nicht gerade, als ich die Tür öffnete. Ich drückte mich aus dem Auto, schaute mich um, sah wieder nichts, was mir gefährlich werden konnte, und schlug den kurzen Weg zum Fahrstuhl ein, der mich nach oben brachte.
Es war eine Fahrt wie immer. Nur drehten sich meine Gedanken jetzt um Suko. Ich glaubte einfach nicht daran, dass er außen vor bleiben würde.
Irgendetwas würde ihm schon einfallen, wobei ich hoffte, dass er nichts zerstörte.
Als ich den Lift verließ, rechnete ich mit einem leeren Flur.
Das war ein Irrtum.
Einige Meter vom Lift entfernt wartete eine Frau auf mich. Es war diejenige, die ich auch auf dem Parkdeck gesehen hatte. Elvira Little. Sie hatte ihr Versprechen gehalten und war tatsächlich schon hier erschienen.
Sie sah mich und schaute mir entgegen. Ich ließ mir Zeit und betrachtete sie. Ihr Gesicht war von den dunklen Haaren umrahmt, die es blasser machten. Eine Bewegung sah ich dort nicht, und auch ihre Augen zeigten so gut wie keinen Ausdruck.
»Da sind wir also«, sagte ich, als ich stehen blieb.
Sie nickte mir zu. »Ja, es ist gut, dass du gekommen bist. Da können wir einiges bereden.«
»Finde ich auch. Nur nicht auf dem Flur – oder?«
»Nein.«
Ich griff in die Tasche und wurde von ihr beobachtet. Aber sie musste keine Angst haben. Ich holte keine Waffe hervor, sondern meinen Wohnungstürschlüssel.
Sie stand hinter mir, während ich das Schloss öffnete und danach die Tür nach innen drückte. Es war alles so normal. Ich wollte meine Besucherin auch vorgehen lassen, doch sie dachte nicht daran und flüsterte hinter mir: »Nein, du zuerst.«
Klar, sie wollte in meinem Rücken bleiben, das stand fest. Aber ich wollte keinen Stress, und deshalb tat ich, was sie von mir verlangte. Dass es ein Fehler war, bemerkte ich zu spät. Da war die Tür gerade offen. Zudem hätte ich im Rücken Augen haben müssen, was leider nicht der Fall war. Vielleicht war ich auch in diesen Augenblicken zu naiv gewesen.
Und so erwischte mich der harte Schlag ins Kreuz.
Elvira Little hatte wirklich hart zugeschlagen. Der Schmerz jagte durch meinen Rücken. Für einen Moment wurde mir die Luft knapp. Ich fiel nicht, sondern taumelte nach vorn in den kleinen Flur, aber es war nur für den Augenblick, dann traf mich der Schlag Nummer zwei, und der hatte es ebenfalls in sich.
Ich brach endgültig zusammen und landete auf dem Bauch. Diesmal brannten die Schmerzen in meinem Körper. Ich hatte das Gefühl, meinen Rücken nicht mehr zu spüren.
Ich blieb liegen, atmete durch den offenen Mund und hatte den Eindruck, dass mein Kopf um einiges gewachsen war.
Etwas klappte hinter mir zu. Die Tür war zugefallen. Dann hörte ich Schritte, vernahm auch das Atmen, das schon einem Schnauben glich, und dann hörte ich Elvira Littles Kommentar.
Er war beschämend für mich.
»Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht sein würde.«
Obwohl ich es nicht gern tat, musste ich der Person zustimmen. Es war für sie leicht gewesen, mich zu überwältigen. Sie hatte ihre Chance eiskalt genutzt.
Aber wer war sie wirklich und
Weitere Kostenlose Bücher