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1822 - Die neue Haut

Titel: 1822 - Die neue Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war Bewegung, kein verräterisches Geräusch war zu hören.
    Thea spürte ihren Herzschlag schneller gehen. Was für eine schlimme Überraschung würde sie diesmal erwarten? Kummerog hatte sie wohl kaum ohne Grund herbestellt.
    Sie wandte sich dem Hintereingang zu. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, schlug ihr Kummerogs übler Atem entgegen. Sie wurde von kräftigen Armen gepackt und ruckartig ins Innere geschleudert. Thea flog förmlich durch den Flur. Sie schlug hart zu Boden und schlitterte über die Dielen bis ins Wohnzimmer. Dort blieb sie benommen liegen.
    Aber ihr war keine Erholungspause gegönnt.
    Kummerog war augenblicklich über ihr, hob sie hoch und warf sie aufs Sofa. Dabei schlug ihr einer seiner gallertartigen Hautfetzen ins Gesicht.
    Kummerog keuchte. Nicht vor Anstrengung, sondern aus unterdrückter Wut.
    „Es ist genug!" stieß er schweratmend und pfeifend aus. „Du hast es geschafft, Katze. Du hast mich zum Kochen gebracht!"
    Er drehte sie auf den Rücken, packte mit einer seiner Pranken ihre beiden Hände und preßte sie ihr in den Unterleib, daß ihr die Luft wegblieb. Die andere Hand hielt er ihr mit gespreizten Fingern übers Gesicht und senkte sie langsam auf sie hinab.
    Thea konnte sehen, daß sich zwischen seinen Fingern durchsichtige Hautlappen spannten; wie Schwimmhäute.
    Von dem einen Daumen baumelte etwas wie ein zentimeterlanger Fingerling aus Gallert. Als Kummerogs Hand knapp über ihrem Gesicht schwebte, da entwickelte der halbtransparente Fingerfortsatz so etwas wie ein Eigenleben. Das Ding wand sich und zuckte, dehnte sich und versuchte, sie zu erreichen.
    Es war, als hätte dieser Hautlappen Individualität und giere nach der Berührung mit ihr. Aber Kummerog hielt die Hand in ausreichendem Abstand, so daß es nicht zur Berührung der Überhaut mit Thea kam.
    „Du gehörst mir", sagte Kummerog hoch über ihr. Er streckte sich und neigte den Kopf etwas nach hinten, so daß seine Haltung herablassend und noch überlegener wirkte. „Ich habe die Wahl,, dich zu töten oder dich in Besitz zu nehmen. Mal überlegen, was sinnvoller ist. Eines ist jedoch gewiß. Du wirst dieses Haus nicht als freier Mensch verlassen."
    Thea nahm all ihre Kraft zusammen, um sprechen zu können.
    „Was ... was ist in dich gefahren, Kummerog?" brachte sie hervor. „Was soll ich getan haben, daß du so reagierst?"
    „Was du getan hast?" fauchte der Cantrell. „Du hast mir einen Spion geschickt!"
    „Was?" Diese Anschuldigung verblüffte Thea. „Ich habe niemandem etwas verraten. Keiner weiß, daß das Haus meines Vaters euer Unterschlupf ist."
    „So, tatsächlich? Und wie kommt es, daß dieser Corby plötzlich hier auftaucht und Rudy auszufragen versucht? Das ist doch kein Zufall."
    „Corby war hier?" fragte Thea entsetzt. „Davon hatte ich keine Ahnung, Kummerog. Das mußt du mir glauben."
    Thea verfluchte Corben Matala innerlich. Dieser Narr hatte es doch tatsächlich gewagt, ihr nachzuspionieren! Damit konnte er für sie und Rudy das Todesurteil besiegelt haben.
    Sie hatte schon immer gewußt, daß Corby nicht der richtige Partner für ihre augenblickliche Situation war. Aber sie hatte wenigstens gehofft, daß er sie soweit verehrte, daß er ihre Wünsche achtete und sie in Ruhe ließ.
    „Wer außer diesem Hanswurst weiß noch von uns?"
    „Corby weiß überhaupt nichts", beteuerte Thea verzweifelt. „Ich habe zu niemandem ein Sterbenswort über euch gesagt. Das schwöre ich!"
    Kummerog ließ ihre Hände los und setzte sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihre auf dem Bauch liegenden, gefühllos gewordenen Hände.
    „Letztlich ist es egal, ob du uns verraten hast oder nicht", sagte er wie nebenbei. Er hatte sich inzwischen wieder beruhigt und völlig in der Gewalt. „Der Status quo ist nicht länger tragbar, so oder so. Ich muß dafür sorgen, daß du mir treu bist, daß du zu mir hältst bis in den Tod. Wie Bruno. Und das geht nur auf eine Art und Weise."
    Kummerog preßte ihr plötzlich die Hand aufs Gesicht. Thea spürte, wie ihr der Hautfortsatz des Daumens in den Mund drang und ihren Gaumen elektrisierte. Sie verspürte keinen Schmerz, die elektrischen Schläge waren eher aufputschend. Sie pochten durch ihren Schädel bis ins Gehirn. Sie konnte nicht mehr klar denken.
    Ihr Ich wurde verdrängt, schwand dahin und wurde im selben Maße, wie es erstarb, von etwas anderem verdrängt. Etwas von Kummerog drang in Theas Geist und breitete sich darin aus.
    „Tu’s nicht, Kummerog!" erklang da

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