1825 - Schreie aus dem Fegefeuer
weiß ich. Nur wird man den Gedanken schlecht los, wenn ich daran denke, was alles dahintersteckt.«
»Aber es hat nichts mit dem Fall zu tun, den Sie angehen wollen. Oder irre ich mich?«
»Nein, nein. Das will ich doch hoffen.«
»Gut, John. Ich überlasse die Entscheidung Ihnen. Sie müssen wissen, ob das, was Sie gehört haben, ein Eingreifen lohnt.«
»Es ging um das Fegefeuer.«
»Hm. Gibt es das denn?«
»Gibt es Engel, Sir?«
»Das müssen Sie am besten wissen.«
»Ja, es gibt sie. Ich habe sie erlebt, und es gibt sie unterschiedlich. Ich könnte mir vorstellen, dass es irgendwie auch ein Fegefeuer gibt, das nichts mit Aibon zu tun hat.«
Sir James nickte. Dann fragte er: »Existiert das Paradies der Druiden denn noch?«
»Klar, Sir. Allerdings nur die eine Hälfte. Die andere ist zerstört worden.«
»Durch Sie?«
»Sagen wir so, Sir. Ich war daran beteiligt.«
»Verstehe. Und jetzt wollen Sie herausfinden, ob sich ein zweites Fegefeuer gebildet hat.«
»Das hatte ich vor.«
»Dann gute Reise.«
»Danke.«
»Wann fliegen Sie los?«
»Ich weiß es nicht. Darüber muss ich noch mit Harry Stahl reden. Ich denke aber, dass wir uns in Zürich treffen werden.«
»Okay, und Sie wissen, dass Sie auf sich selbst gestellt sind. Oder ist die einheimische Polizei eingeweiht worden?«
»Das musste sie.«
»Wird man Harry denn agieren lassen?«
»Ich weiß noch nicht mal, ob er schon richtig angefangen ist. Jedenfalls werde ich fliegen.«
»Und dann haben Sie noch Glück, John.«
»Inwiefern?«
»Na, der Winter ist vorbei. In den Alpen regiert der Frühling.«
»Ja, da haben Sie recht, Sir. Ich weiß nur nicht, ob ich davon viel mitbekomme.«
»Gönnen würde ich es Ihnen. Die Frühlingssonne zu genießen ist bestimmt angenehmer, als in der Hitze des Fegefeuers zu leiden.«
»Da sagen Sie was, Sir. Ich werde es mir merken.«
»Tun Sie das.«
Es war sein letzter Satz. Damit war ich entlassen und verließ auch sein Büro …
***
Der nächste Weg brachte mich in ein anderes Büro, und das teilten sich Suko und ich.
Mein Freund und Kollege saß im Moment nicht an seinem Platz, dafür hielt Glenda Perkins die Stellung. Sie schaute mich an, als ich das Vorzimmer betrat und sagte: »Aha.«
»Wieso aha?«
»Du siehst mal wieder so aus, als würdest du bald losgehen wollen.«
»Das möchte ich auch.«
»Also fliegst du doch?«
»Klar. Wer weiß, was sich da zusammenbraut. Das kann ganz schön in die Hose gehen.«
»Du musst es wissen.«
»Haha, weiß ich auch.«
Glenda stützte ihr Kinn gegen eine Handfläche und setzte ihr Ich-weiß-was-Gesicht auf.
»Na, was hast du denn?«, fragte ich sie und sprach so wie der besorgte Vater zur Tochter.
»Da hat jemand für dich angerufen.«
»Aha. Und wer war es?«
Glenda wollte es spannend machen. »Er ruft zurück«, sagte sie.
»Dann rate ich.«
»Bitte.«
»Aber erst hole ich mir einen Kaffee.«
»Tu das.«
Ich kannte diese Spielchen zwischen uns ja. Wäre der Anruf sehr wichtig gewesen, hätte Glenda mir den Namen des Anrufers sofort genannt.
Die Tasse war gut gefüllt. Mit ihr in der Hand drehte ich mich um und nickte Glenda zu.
»Es war Harry Stahl, nicht wahr?«
Sie verzog das Gesicht.
»Was habe ich gewonnen?«
»Eine Kanne Pudding.«
Ich grinste sie an. »Lecker, und ich freue mich auch darauf, dass wir sie gemeinsam leeren.«
»Da streike ich.«
»Ich bin mal gespannt«, sagte ich.
»Worauf?«
»Darauf, dass du deine Winterklamotten im Schrank hängen lässt und hier wie ein bunter Frühlingsgruß erscheinst.«
»Soll ich jetzt lachen?«
»Warum?«
»Dann geh doch mal nach draußen. Da kannst du fühlen, wie warm oder kalt es ist.«
»Ach so …«
»Ja, ach so. Außerdem kann ich mich allein auf den Arm nehmen.«
»Gut, ich verschwinde in meinem Büro«, erklärte ich leicht grinsend. Dort angekommen setzte ich mich hinter meinen Schreibtisch und wartete darauf, dass sich das Telefon meldete.
Das passierte auch. Es war Harry Stahl.
»Aha, du bist also doch noch ins Büro gekommen«, sagte er zur Begrüßung.
»Warum auch nicht.«
»Dann will ich dir mal was erklären.«
»Genau darauf habe ich gewartet, Harry.«
Nach nicht mal fünf Minuten wusste ich Bescheid. Es ging um einen Mann, der ein Phänomen erlebt hatte, der darüber auch mit der Polizei hatte sprechen müssen, wobei diese nichts getan und ihm auch nicht geglaubt hatte.
Harry Stahl aber sah das anders. Edith Truger, die Witwe eines verstorbenen
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