1901 - Tödliche Tessma
den Tasehen seiner Bordkombi und verließ wortlos die Zentrale.
„Er ist böse!" riefen die Swoons wie aus einem Mund aus der Höhe. „Wir verstehen nicht, was in seinem Dickschädel vorgeht."
„Er wird immer unberechenbarer", ächzte Tautmo Aagenfelt Und Bull fügte hinzu: „Es wäre angebracht, Poulton würde den Elefanten in den nächsten Tagen nicht mehr sehen."
„Ich schließe Norman nicht ein", protestierte Mondra sofort. „Nicht dieses ungehobelten Klotzes wegen ..."
„Schön. - Sehr schön. - Wirklich." Reginald Bull machte ein paar Schritte, hielt dann ebenso abrupt inne und schaute die Anwesenden der Reihe nach an. „Ein disziplinloser Haufen wie diese Besatzung ist mir noch nicht untergekommen."
Ska Kijathe begann zu grinsen. Ziemlich unverfroren sogar. „Darf ich dich daran erinnern, daß du die Auswahl getroffen hast?" fragte sie.
Bullys Seufzer kam aus tiefstem Inneren. „Ich weiß", gestand er. „Und ich habe sogar die besten Leute genommen, die ich kriegen konnte."
Wie zur Bestätigung ließ Norman ein freudiges Trompeten erklingen. Sein Rüssel spielte mit Mondras Fingern. Der kleine indische Elefant, Ergebnis der genetischen Wiederbelebung einer ausgestorbenen Tierart, suchte schon wieder Streicheleinheiten.
Ohnehin erkannte er mit untrüglichem Instinkt, wer es wirklich gut mit ihm meinte und für wen er nur nostalgische Dekoration oder Schlimmeres war.
„Wo ist Foremon?" fragte Perry Rhodan endlich. ,Bully antwortete mit einer fahrigen Handbewegung, die ungefähr soviel ausdrückte wie „weg, fort, verschwunden". Erst ein unwilliger Zug um Rhodans Mundwinkel zwang ihn zu einer ausführlicheren Antwort: „Ein zweiter Heliote ist erschienen, während du draußen warst, und hat den Adlaten mitgenommen. Sie wollten auf die Brücke. Ziel unbekannt."
„Wann kommt Foremon zurück?" Reginald Bull schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, daß wir ihn so bald wiedersehen. Wir sollten davon ausgehen, daß Foremon nicht mehr zur KAURRANG gehört."
„Hat er das gesagt?"
„Man kann auch schweigend kommunizieren, Perry. Der Heliote war plötzlich da, und unser wandelndes Skelett ging mit ihm. Punktum."
∗ Mondra Diamond spielte mit Norman. Seit Kreyn gegangen war, gab sie sich wieder ungezwungen. Nur ihre leicht gespannten Gesichtszüge verrieten, daß sie Rhodan und Bull zuhörte.
Tautmo Aagenfelt kauerte vorübergeneigt in seinem Sessel und verschlang Mondra schier mit seinen Blicken. Er schien überzeugt zu sein, daß keiner sein Starren bemerkte, „Irgend etwas verbirgt er vor uns!" Laut platzte Ska Kijathe mit ihrer Feststellung heraus.
Ska, im terranischen Bundesstaat Tibet geboren, wirkte seltsam geschlechtslos. Ihr kahlgeschorener Schädel und die orangefarbene, weit fallende Kutte unterdrückten ihre Weiblichkeit. „Du sprichst von Foremon?"
„Nein." Ska hantierte schnell und zielstrebig an etlichen Schaltungen; flackernd erlosch ein Teil der Beleuchtung vor ihr. „Ich rede von Aura. Der Schiffscomputer hat Geheimnisse vor uns, das wird mir immer deutlicher."
„Solange er uns nicht in die nächste Sonne fliegt ..." Bull seufzte ergeben. „Verdacht und Beweis, das sind zweierlei Stiefel, liebe Ska. Selbst ein Computer hat das Recht, als unschuldig zu gelten, solange das Gegenteil nicht bewiesen werden kann."
„Was nützen Beweise, die zu spät gefunden werden?"
„Bist du in der Lage, einen Fehler in der Nonggo-Technik zu beheben?" antwortete Reginald Bull mit einer Gegenfrage.
Ungezähmte Neugierde und Verachtung mischten sich in Skas Blick, als sie den Bordcomputer anstarrte. Sie schwieg, weil sie wußte, daß ihr die Hände gebunden waren. In ihren Augen geriet der Flug der KAURKANG bislang zum Wechselbad der Gefühle, ein Drahtseilakt zwischen Hoffnung und Niedergeschlagenheit, der die Stimmung an Bord nicht zum besten beeinflußte. Hätte Ska geahnt, daß 130 Meter Schiffslänge zum Gefängnis ausarteten, in dem die Besatzung sich gegenseitig auf den Nerven herumtrampelte, sie hätte es vorgezogen, in der Fabrik Karabani auf dem Kenteullen-Rad zu bleiben. „Mist, verflixter!" machte sie sich Luft.
Rhodans verständnisvolles Lächeln bemerkte sie nicht. Auch nicht, daß Aagenfelt sie interessiert betrachtete.
Der hagere Physiker zerrte gedankenverloren an seinen Fingern. Oft genug hatte er inzwischen von seiner Odyssee auf der endlosen Treppe auf dem Sphärenrad gesprochen, der einzigen Heldentat seines Lebens - er sah ganz so aus, als quäle er sich
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