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20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

Titel: 20 - Im Reiche des silbernen Löwen I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sei, der das Recht besitzt, diesen Namen zu führen. Da er mich hierauf einen Lügner nannte, führte ich den Beweis, daß ich die Wahrheit gesagt hatte.“
    „Den Beweis? Wie denn?“
    „Ich gab ihm die Faust an den Kopf, daß er augenblicklich zusammenbrach.“
    „Well! Wollt Ihr die Güte haben, uns jetzt einmal diese Faust zu zeigen?“
    „Hier ist sie.“
    Ich hielt ihm meine Hand hin. Er nahm sie in die seinige, betrachtete sie, befühlte sie, drückte sie und erklärte dann lachend:
    „Ihr seid wirklich ein ganz außerordentlicher Spaßvogel. Das ist ja eine Frauenhand. So weiche Finger hatte unsere Tante selig. Ich weiß das sehr genau, denn ich habe manche tüchtige Backpfeife von ihr bekommen, bin aber nicht davon umgefallen oder gar ohnmächtig geworden. Und mit diesen Fingern schlagt Ihr einen Menschen nieder?“
    „Ja.“
    „Daß er die Besinnung verliert?“
    „Sogar daß er gar nicht wieder aufwacht, wenn ich will.“
    „Well. Seid doch so freundlich, und gebt mir jetzt einen solchen Hieb! Ich bitte Euch sehr darum, denn ich möchte gar zu gern einmal wissen, wie es ist, wenn man ohne Besinnung ist.“
    Er hielt mir lachend seinen Kopf hin. Es juckte mich förmlich in der Hand, zuzuschlagen, aber ich bezwang mich und antwortete:
    „Das dürft Ihr nicht von mir verlangen, Mr. Snuffle, denn bei Euch wären ganz sicher zwei Hiebe nötig.“
    „Warum?“
    „Für die Nase extra einen.“
    „Ah so. Habt Euch nicht übel herausgewunden, doch wissen wir, woran wir mit Euch sind. Wäret Ihr wirklich Old Shatterhand, so würdet Ihr jetzt zugeschlagen haben, denn dieser Mann läßt sich nicht ungestraft einen Spaßvogel nennen.“
    „Zumal dieses Wort hier eigentlich Lügner bedeutet“, fügte ich ruhig hinzu. „Ihr seid so gütig, Euch eines weniger ärgerlichen Ausdrucks zu bedienen. Aber eben diese Eure Freundlichkeit verbietet mir Euern Wunsch zu erfüllen.“
    „Wieder eine sehr gute Ausrede! Wißt Ihr vielleicht, was für Gewehre Old Shatterhand besitzt?“
    „Natürlich!“
    „Nun?“
    „Einen Bärentöter und einen Henrystutzen.“
    Ich muß bemerken, daß ich wegen des Regens, der in der letzten Nacht gefallen war, meinen Stutzen, um ihn nicht feucht werden zu lassen, in den Überzug geknöpft hatte. Jim Snuffle deutete auf die Büchse, welche neben mir lag, und fragte:
    „Wolltet Ihr etwa behaupten, daß diese alte, ungefüge Kanone der Bärentöter Old Shatterhands sei?“
    „Gewiß.“
    „Dann kann man eine Haubitze aus Washingtons Zeiten als Salonrevolver taufen! Und das Sonntagsgewehr, welches Ihr hier so zart eingebunden habt, ist wohl der Henrystutzen?“
    „Ja.“
    „So zeigt ihn einmal her! Möchte ihn gar so gern betrachten!“
    „Hat Euch der andere Old Shatterhand auf Fort Clark seine Gewehre gezeigt?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Wer wagt es, einen solchen Mann zu inkommodieren!“
    „Mich aber inkommodiert Ihr ganz getrost! Hatte er denn einen Bärentöter und einen Stutzen bei sich?“
    „Weiß es nicht. Ist auch gar nicht nötig, es zu wissen. Ich sage Euch, er war der Richtige: breitkrempiger Hut, Jagdrock aus Elenhaut, Jagdhemd aus Hirschleder, hirschlederne Leggins und lange Wasserstiefel; so geht Old Shatterhand; anders kann und darf man ihn sich gar nicht vorstellen. Nun aber seht Euch dagegen an! Euer Hut ist das einzige an Euch, was zu dem Worte Jäger oder Westmann paßt; alles andere gehört hinter den Ackerpflug oder in den Kaninchenstall. Und was die Hauptsache ist: Old Shatterhand ist gar nicht hier in dieser Gegend, kann überhaupt jetzt nicht hier sein.“
    „Warum?“
    „Weil er sich droben in den Gros Ventre-Bergen befindet.“
    „Das könnt Ihr so fest behaupten?“
    „Ja. Ihr wißt natürlich gar nicht, was da droben geschehen ist. Habt Ihr einmal von Winnetou gehört?“
    „Dem Häuptling der Apachen? Was wißt Ihr von ihm?“
    „Das er tot ist. Ja, denkt Euch, dieser herrliche Mann ist tot! Die Sioux-Ogellallah haben ihm im Hancockberg erschossen, und Old Shatterhand ist natürlich hinter ihnen her, um den Tod seines berühmten Freundes und Bruders blutig zu rächen. Ich sage Euch, daß kein einziger von ihnen mit dem Leben davonkommen wird! Old Shatterhand vergießt nie unnütz Blut; in diesem Fall aber wird er nicht ruhen und rasten, bis diese Kerls bis zum letzten Mann ausgelöscht sind. Wollt Ihr nun noch immer behaupten, Old Shatterhand zu sein?“
    „Ja.“
    „So erzählt uns doch einmal, was dort am und im

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