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20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

Titel: 20 - Im Reiche des silbernen Löwen I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das ist allerdings sehr wahrscheinlich. Euer Gesicht, Euer Anzug, ja, ja, es ist alles deutsch an Euch. Man darf wohl erfahren, was Ihr hier treibt und wie Ihr heißt?“
    „Warum nicht? Aber ich war zuerst hier und habe also das Recht, diese Frage zunächst an Euch zu stellen.“
    „Wetter, sieht dieser Mann auf Ambition! Na, da wir wirklich später gekommen sind, wollen wir gemütlich sein und Euch sagen, daß wir Westmänner sind, echte, wirkliche Westmänner und keine Aasjäger, wie sie jetzt zu Hunderten die alte Prärie unsicher machen. Und wie wir heißen? Unser eigentlicher Name wird Euch wohl gleichgültig sein, denn wir werden von aller Welt nur ‚Die beiden Snuffles‘ genannt, nämlich wegen unserer Nasen, müßt Ihr wissen. Es ist das vielleicht ein wenig ärgerlich; aber wir sind es nun so gewöhnt, daß wir uns nichts daraus machen. So, jetzt wißt Ihr, was wir sind und wie wir heißen, und ich denke, daß Ihr meine Frage nun auch beantworten werdet.“
    „Sehr gern“, erwiderte ich, indem ich mich nun fast genau seiner eigenen Worte bediente. „Ich will auch gemütlich sein und Euch sagen, daß ich ein Westmann bin, ein echter, wirklicher Westmann und kein Aasjäger, wie sie jetzt zu Hunderten die alte Prärie unsicher machen. Und wie ich heiße? Mein eigentlicher Name wird Euch wohl gleichgültig sein, denn ich werde von aller Welt nur Old Shatterhand genannt.“
    Bei diesen meinen Worten sprang Jim Snuffle in die Höhe und rief aus:
    „Old Shatterhand? Alle Wetter! Da haben wir ja die große Ehre, den berühmtesten – – –“
    Er konnte nicht weiter sprechen, denn sein Bruder Tim fiel ihm in die Rede:
    „Unsinn! Laß dir doch nichts weismachen, alter Jim! Sieh dir diesen Mann doch richtig an! Er und Old Shatterhand! Ich weiß doch genau, daß du auch Augen im Kopf hast!“
    Jim folgte dieser Aufforderung, indem er seinen Blick über mich gleiten ließ, und stimmte dann in enttäuschtem Tone bei:
    „Well, hast recht, alter Tim; dieser Mann ist kein Old Shatterhand. Was habe ich nur gedacht! Wenn er Old Shatterhand wäre, so dürfte man einen Waschbär für einen Grizzly halten.“
    Während er dies sagte, setzte er sich wieder nieder; ich bemerkte ihm:
    „Ob Ihr meinen Worten Glauben schenkt oder nicht, kann an der Wahrheit derselben gar nichts ändern.“
    „Pshaw!“ lachte er. „Ihr heißt nicht Old Shatterhand. Ich weiß besser, wer und was Ihr seid.“
    „Nun, wer?“
    „Ein Joker seid Ihr, ein Spaßvogel, der uns an unsern langen Nasen spazierenführen will. Aber das wird Euch nicht gelingen. Ich habe vorhin vor Überraschung, so unerwartet den Namen Old Shatterhand zu hören, gar nicht daran gedacht, daß ich diesen berühmten Jäger kenne.“
    „Ah! Ihr kennt ihn, Mr. Snuffle?“
    „Ja.“
    „Vielleicht sogar genau?“
    „Sehr genau freilich nicht. Wir haben ihn einmal in Fort Clark am Missouri gesehen.“
    „In Fort Clark? Sollte er wirklich einmal dort gewesen sein? Davon weiß ich nichts.“
    „Das glaube ich gern, denn ich bin überzeugt, daß Ihr von Old Shatterhand überhaupt weiter nichts als nur den Namen wißt. Ich sage Euch, dieser Jäger ist ein baumlanger, ungemein breitschulteriger Mann mit einem rabenschwarzen Vollbart, der ihm bis auf die Brust herabreicht. Er hat von Winnetou, natürlich ehe sie befreundet wurden, einen Beilhieb über die Stirn bekommen, dessen Spur man noch heute sieht.“
    „Einen Beilhieb über die Stirn? Eine sehr lange, doppelbreite Gestalt mit langem, schwarzem Vollbart? Hm! Da habt Ihr Euch wirklich an Eurer langen Nase spazierenführen lassen, Mr. Snuffle. Old Shatterhand ist nie in Fort Clark gewesen. Der, welchen Ihr soeben beschrieben habt, ist ein aus Iowa gebürtiger Fallensteller Namens Stoke, welcher sich allerdings verschiedenemal und an verschiedenen Orten für Old Shatterhand ausgegeben hat, bis ihm dieses Handwerk gelegt wurde.“
    „Von wem?“
    „Von dem wirklichen Old Shatterhand.“
    „Also von Euch?“
    „Ja.“
    „Ah! Wie ist das denn zugegangen, Sir? Bin wirklich neugierig, es zu hören.“
    „Das ging sehr glatt und klar zu. Es war auch in einem Fort, aber nicht Fort Clark, sondern Fort Randall, auch am Missouri. Ich kam dorthin, um meine Munition zu ergänzen, und fand im Store eine Gesellschaft von Männern, welche um ihn saßen und mit Begierde seinen Flunkereien lauschten. Ich fragte ihn, ob er wirklich Old Shatterhand sei, und als er diese Frage bejahte, erklärte ich, daß ich der einzige Mann

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