2000 - ES
den Moharion Mawrey nicht ändern konnte.
Mutantenschulen hatten die bestmögliche Integration für Kinder und Jugendliche anzubieten, so der Grundsatz.
Als Vorreiter galt die Mutantenschule Fellmer Lloyd. In der Lloyd-Schule waren einige der fähigsten und seltsamsten Mutanten untergebracht. Moharion Mawrey übernahm persönlich die Leitung der Schule, denn die Ziele, mit denen sie ihre Arbeit angetreten hatte, schienen zu diesem Zeitpunkt erreicht zu sein.
Eines Tages ergab sich jedoch ein Problem, das nicht so einfach zu lösen war.
Auslöser war ein Mutant namens Trim Marath, ein Junge vom Planeten Yorname - unter den Talenten der Lloyd-Schule vielleicht das seltsamste.
*
Die Mutantenschule Fellmer Lloyd befand sich in Terranias Westen, in einem Ballungsgebiet, das sich um einen chaotisch unaufgeräumten Marktplatz namens Forum Andromeda gruppierte. Die dreißig Kilometer entfernte Residenz war in ihrer himmelstürmenden Eleganz von diesem Ort deutlich erkennbar.
Mawrey hatte das Grundstück mit Berechnung ausgewählt. Das Gelände der Lloyd-Schule - nach einem berühmten Mutanten der Vergangenheit benannt - war riesengroß und von außen nicht einsehbar.
Der dichte Publikumsverkehr am Forum ließ Mutanten und Bevölkerung keine Möglichkeit, einander aus dem Weg zu gehen - auch das ein wichtiger Gesichtspunkt.
Trim Marath galt als das Nesthäkchen der Schule.
Er war der kleinste von allen und wies zugleich die stärksten Psi-Werte auf, die an einem Monochrom-Mutanten jemals gemessen worden waren.
Auf der anderen Seite besaß Marath keinerlei konkrete Parafähigkeit. Er war auf den ersten Blick ein normaler Junge, der in sein Elternhaus gehörte, nicht in eine Mutantenschule. Auf der anderen Seite verfügte er über ein so beängstigendes Potential, daß Mawrey hoffte, es möge nicht irgendwann hervorbrechen, über sie kommen und sie alle vernichten.
Der Junge schien ein ungeschliffenes Juwel zu sein, eine brachliegende Kostbarkeit.
Bis zu jenem Tag, an dem Marath zum ersten Mal auffällig wurde: Moharion Mawrey hätte einiges darum gegeben, wäre es nicht ausgerechnet in dieser Weise geschehen.
Auf dem Rückweg vom Forum Andromeda in die Lloyd-Schule erlitt Trim Marath einen lebensbedrohlichen Zusammenbruch.
Der Junge starb nicht und erlitt keine gesundheitlichen Schäden. Im Gegenteil, der Zusammenbruch entpuppte sich als das äußere Anzeichen eines mentalen Kontaktes. Marath beschrieb den Vorgang hinterher als innere Explosion, einen universellen Urknall, der seinen Geist zerfetzte und die Atome in die auseinanderstrebende Materie einer neugeborenen Schöpfung verwandelte.
Doch es war eine dunkle Materie. Ein Stoff, der kein Licht in den Kosmos trug, sondern nur einen alles verschlingenden Hunger.
Trim Marath behauptete, er habe soeben eine unfreiwillige Begegnung erlitten, einen Kontakt mit einer Wesenheit namens Morkhero Seelenquell. Mawrey spürte die tiefe Furcht, die Trim Marath innerlich beben ließ. In seinen großen braunen Augen stand ein kaum zu unterdrückendes Entsetzen, das ihr Mitleid weckte.
Dieser Junge log nicht. Das wußte sie genau.
„Morkhero ist eine zutiefst bösartige Wesenheit", berichtete der Junge düster, als er aus dem Koma erwachte. „Ich habe Morkheros Geburt gesehen. Er ist noch nicht sehr stark, aber ich befürchte, daß er in jeder Sekunde stärker wird. Er wird... Morkhero wird uns verschlingen, Moharion. Ich weiß, wie dumm das klingt. Aber ich habe furchtbare Angst vor ihm."
„Ist Morkhero ein Mensch? Einer von euch Mutanten?"
„Nein! Er ist mit keinem Wesen zu vergleichen, das wir kennen."
„Wo befindet sich Morkhero Seelenquell?"
Trim Marath zuckte hilflos mit den Achseln. „Irgendwo in der Milchstraße. Vielleicht ganz nahe, vielleicht sehr fern."
Mawrey war weit davon entfernt, Trim Marath nicht ernst zu nehmen. Auf der anderen Seite, wer lieferte die Garantie, daß der Junge sich den Vorgang nicht eingebildet hatte?
Moharion Mawrey trat in den Garten der Lloyd-Schule hinaus. Sie blickte ratlos zur Solaren Residenz empor, die sich im Licht der untergehenden Sonne als rötlich angestrahlte, riesenhafte Orchidee aus Glas und Terrastahl präsentierte, als ein mythischer Wächter über das Schicksal der Stadt Terrania.
Sie fing zu frösteln an und zog den Kragen ihrer Jacke enger.
Irgendwo in der Galaxis erwuchs möglicherweise eine ernste Bedrohung für die Erde, wenn Marath recht hatte. - Wenn.
Terra trieb in eine ernste Krise,
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