2008 - komplett
überzuspringen schien, und mit einem Mal stürmten Bilder und Wünsche auf ihn ein, die besser zu seinem liederlichen Sohn Stephen gepasst hätten. Er fühlte, wie etwas Unerklärliches von ihm Besitz ergriff, und zu seinem Entsetzen musste er feststellen, wie sehr ihr zierlicher Po auf seinem Schoß ihn erregte, so sehr, dass er Schmerzen verspürte.
Campions Hände zitterten, als er sie an ihr Gesicht legte. Er wollte in diesem Moment nichts lieber, als seine Finger in ihrem vollen Haar zu vergraben, sie zu küssen und mehr ... um diesen wilden Durst mit ihrem Körper zu stillen. Er wagte einen Blick in ihre Augen, da er erwartete, in ihnen den gleichen Schock zu sehen, den er selbst verspürte. Doch sie schaute ihn einfach nur an, und die Welt kam um ihn herum zum Stillstand. Es wurde mit einem Mal so ruhig, dass Campion sie atmen hören konnte, während er ihre Wärme auf seiner Haut spürte und sich in seinem Inneren Versuchung und Ehrgefühl eine heftige Schlacht lieferten.
Ein Ruf schallte über den Teich und ließ sie beide zusammenfahren. Dankbar für diese plötzliche Ablenkung, ließ Campion sie von seinem Schoß rutschen, erhob sich und half ihr dann hoch. Als sie neben ihm stand, ließ er sie los und wusste nicht, ob er lachen oder sich bei ihr entschuldigen sollte. Ihm war keine annähernd so peinliche Situation in Erinnerung, andererseits vermochte er auch nicht zu sagen, wann ihn das letzte Mal ein so brennendes Verlangen im Griff gehabt hatte.
Verlangen.
Joy zwinkerte ein paar Mal und versuchte, ihre Fassung wiederzuerlangen. Einen Moment lang hatte sie sich nicht regen können, da sie eine aufwallende Hitze spürte, die so intensiv war, dass eigentlich das Eis unter ihnen hätte schmelzen müssen.
Diese Hitze überkam sie so plötzlich, so unvorbereitet, dass sie nicht einmal das Gefühl erkannte, das sie ausgelöst hatte.
Verlangen.
Stets hatte sie jene Damen mit Verachtung angesehen, die mit einem Mann eine Liaison eingingen, denn sie bestätigten damit doch nichts anderes als die Behauptung der Kirche, Frauen würden sich in ihrem Handeln von ihrer Lust bestimmen lassen. Als eine Frau mit kühlem Kopf, die in der Lage war, ihre Geschäfte selbst zu regeln, hatte sich Joy immer von derartigem Unsinn distanziert.
Selbstverständlich konnte sie einen gut aussehenden Mann bewundern wie jede andere Frau auch, doch sie hatte sich nie veranlasst gefühlt, dieser Bewunderung Taten folgen zu lassen. Bis jetzt.
Joy schauderte bei dem Gedanken daran, wie sie auf seinem Schoß gesessen hatte, wie ihr Lächeln verblasste, als sie seine Wärme spürte. Zugleich hatte sie wahrgenommen, welche Kraft und Macht er besaß, welcher ihr fremde Schutz von ihm ausging. Und dazu das Gefühl seiner Nähe! Ihr Herz schien einen Schlag lang stillzustehen, und sie rieb sich über die Arme, als könne sie so die für sie untypische Reaktion abwehren.
„Ist Euch kalt? Dann lasst uns zur Burg zurückkehren“, sagte Campion, den die Beinaheumarmung gar nicht zu berühren schien. Vielleicht hatte sie sich die freudige Erregung in seinem Blick auch nur eingebildet, denn jetzt war da nichts weiter zu sehen als höfliche Sorge um ihr körperliches Wohl.
Joy nickte, froh darüber, dass sie erst einmal eine Weile nicht in der Gesellschaft des Earls verbringen würde. Während sie sich mit wackligen Bewegungen dem Ufer näherte, suchte sie nach einer Erklärung für ihre sonderbare Reaktion auf Campion.
Er ist ein Mann wie jeder andere, sagte sie sich. Er benahm sich wie jeder andere Mann ... außer dass seine Stimme sehr tief und rau war und auf Joy besänftigend und erregend zugleich wirkte. Und er bewegte sich mit einer ansprechenden Eleganz, mit der es niemand aufnehmen konnte – ob er wie aus einem Traum entsprungen über einen zugefrorenen Teich lief oder ob er mit ausholenden Schritten seinen Saal durchquerte.
Mühsam schluckte sie und fragte sich, wieso von allen Männern dieser Welt gerade dieser eine solche Wirkung auf sie ausübte. Sicher, er sah gut aus. Es hieß, dass alle männlichen de Burghs von beeindruckendem Äußeren waren, auch wenn Stephen und Reynold es in dieser Hinsicht mit ihrem Vater nicht im Mindesten aufnehmen konnten.
Doch da war noch etwas anderes außer seinem gefälligen Äußeren, das ihn für sie so anziehend machte. Vielleicht seine Macht?, überlegte sie, als sie sich hinsetzte, um die Kufen von ihren Stiefeln zu lösen. Die Bänder hatten sich verheddert, und sie mühte sich mit
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