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2008 - komplett

2008 - komplett

Titel: 2008 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 3 Romane
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Zwar hörte er sich den Bericht eines Dieners an, der die Milchvorräte und die für die Feiertage notwendigen zusätzlichen Schlachtungen betraf, aber mit den Gedanken war er anderswo. Schließlich entließ er den Mann mit einer geistesabwesenden Geste und eilte zum Saal. Noch auf dem Weg nach unten wurde ihm bewusst, dass die freudige Erwartung, die ihn überkommen hatte, sicherlich das übertraf, was seine Gäste ihm tatsächlich zu bieten haben mochten.
    Auch seine Erleichterung war übermäßig, die ihn erfasste, als er Lady Warwick entdeckte. Sie saß auf dem schweren Stuhl gleich neben seinem, als sei es ihr rechtmäßiger Platz. Bei ihrem Anblick verspürte Campion deutliche Befriedigung.
    Selbst Reynold, der eine noch finsterere Miene als üblich aufgesetzt hatte, als er den Saal verließ, konnte wenig an dieser sonderbaren Zufriedenheit ändern.
    „Ich grüße dich, Vater!“, sagte Stephen und verbeugte sich vor ihm. Nicht zum ersten Mal fragte Campion sich, wie sein Sohn sich die ganze Nacht um die Ohren schlagen konnte, ohne dass man es ihm am nächsten Tag ansah. „Wir gehen eislaufen“, erklärte Stephen und hielt einen Satz geschliffene Tierknochen hoch.
    Campion sah, dass mehrere Ritter und auch einige ihrer Damen bereits die Mäntel anzogen. Er wusste, dass das Wetter ideal war für eine solche Unternehmung, denn nach den Temperaturen der letzten Tage, die für kalte, klare Luft sorgten, musste sich auf dem Teich außerhalb der Burgmauern eine dicke Eisschicht gebildet haben.
    „Aber ich konnte unseren reizenden Gast nicht davon überzeugen, sich in diesem Sport zu versuchen“, fuhr sein Sohn fort, der sich zu Lady Warwick umdrehte und sich erneut verbeugte. „Ich glaube, sie wagt es nicht, sich in meine Obhut zu begeben. Dabei würde ich dafür sorgen, dass Ihr nicht hinfallt, Mylady. Kommt doch“, rief er ihr zu, und obwohl Joy entschieden den Kopf schüttelte, versuchte er es weiter und beugte sich zu ihr herunter, bis Campion einen Schritt nach vorn machte.
    „Vielleicht schließe ich mich euch ja an“, sagte er, woraufhin sich Stephen umdrehte und ihn verdutzt ansah. Campion konnte in den Augen seines Sohnes sehen, welche Frage ihm auf der Zunge lag, aber nicht über seine Lippen kam, weil in diesem Augenblick Lady Warwicks Dienstmagd die Gelegenheit ergriff und Stephen am Arm fasste.
    „Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr es mir beibringen könntet, Mylord“, sagte sie und lächelte ihn strahlend an. Stephens anfängliches Entsetzen verlor sich in seinem Grinsen, das er schnell aufsetzte.
    „Aber gern, es wäre mir ein Vergnügen, Euch alles beizubringen, was ich weiß“, schnurrte er, während Campion den beiden kopfschüttelnd nachsah, als sie davongingen. Obwohl der Saal schon gut besucht war, musste er feststellen, dass er mit Lady Warwick allein am Kopfende des Tisches saß. Er kämpfte gegen den Wunsch an, sich für das Verhalten seines Sohnes zu entschuldigen. Doch Stephen war alt genug, um selbst die Verantwortung dafür zu übernehmen, auch wenn sein Betragen in der letzten Zeit recht wüst und ausschweifend war.
    „Erzählt mir nicht, es ist wirklich Eure Absicht, Euch diese unmöglichen Dinger unter die Stiefel zu schnüren!“
    Campion drehte den Kopf und sah Lady Warwick an, die mit einem amüsanten Ausdruck von Abscheu dasaß und einen der schmalen Knochen in der Hand hielt.
    Sofort hatte sie seine ganze Aufmerksamkeit, und er lächelte sie an.
    „Doch, doch“, entgegnete er, dann musste er sich räuspern. „Eislaufen lernte ich schon, als ich noch ein kleiner Junge war.“
    „Aber warum?“, fragte sie und zog dabei ihre dunklen Augenbrauen zusammen, als könne sie das beim besten Willen nicht verstehen, was Campion zum Lachen brachte.
    „Einfach nur, weil es Spaß macht“, erklärte er, wobei seine Gedanken gegen seinen Willen um andere Dinge kreisten, die ebenfalls Spaß machten, auf die er aber schon viel zu lang hatte verzichten müssen.
    Lady Warwick schien noch immer nicht überzeugt zu sein, also griff er nach ihrer Hand. „Kommt, ich werde es Euch zeigen“, sagte er und beugte sich über sie. Es war eine einfache, unschuldige Geste, aber ihre schmalen Finger in seiner Hand zu fühlen, war auf eine sonderbare Weise aufregend, und als sich ihre Blicke trafen, war er einen Moment lang desorientiert, so als würden ihre violetten Augen ihn zu sich nach Hause rufen.
    Der Blickkontakt war zu schnell vorüber, als dass Campion einen Schluss daraus hätte

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