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2011 - komplett

2011 - komplett

Titel: 2011 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 3 Romane
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wirst dich ins Geschäft einarbeiten lassen müssen, um die Fabrik bald übernehmen zu können.“
    „Ich fürchte, ich habe andere Pläne.“
    Rafes klare Stimme konnte man bis in die entfernteste Ecke des Raums hören, doch es war Onkel Abners empörter Ton, der alle Anwesenden erstarren ließ.
    „Was für Pläne? Was zum Teufel könnte wichtiger sein als der Direktorenposten der Mayhew-Besteckfabrik?“ Abner hatte unwillkürlich die Serviette in seiner Hand zerknüllt, und Halbert saß so unbeweglich neben ihm, als hätte ihn der Schlag getroffen.
    Rafe wandte sich mit einer Entschuldigung an Claire. „Es tut mir leid. Ich hätte zuerst mit dir reden müssen, aber gerade heute habe ich mit drei Männern, die ich in Indien kennenlernte, eine Abmachung getroffen. Wir wollen ein neues Unternehmen gründen. Unser Ziel ist es, es kleinen Farmbetrieben und unabhängigen Plantagenbesitzern zu ermöglichen, ihre Produkte zu einem fairen Preis anzubauen und zu verkaufen, ohne der Korruption oder ausbeutenden Arbeitsbedingungen ausgeliefert zu sein. Es ist schon seit geraumer Zeit mein vorrangigstes Ziel, und gerade eben haben wir die nötige Finanzierung dafür erhalten.“
    „Was bedeutet das?“ Tante Hortense sah sich verzweifelt um. „Abner, was bedeutet das?“
    „Es bedeutet, er will zu jenem gottlosen Fleckchen Erde zurück“, stieß Eloise empört hervor.
    „Mit unserer Claire.“ Tillie konnte ein Stöhnen nicht ganz unterdrücken. „Er nimmt uns unsere Claire weg.“
    Fassungslose Stille herrschte, während Tillies Worte langsam einsanken.
    „Den Teufel wird er tun.“ Onkel Abner schoss hoch. „Wie wagen Sie es, Sir! In unser Heim zu kommen, unsere Gastfreundschaft anzunehmen, unsere Claire zu stehlen und sie an das andere Ende der Welt zu entführen ... Das ist undenkbar und ...
    unverschämt!“
    „Du willst uns wieder allein lassen und unsere Claire mitnehmen?“ Es hörte sich an, als würde Tante Hortense fast an den Worten ersticken.
    „Nur über meine Leiche“, verkündete Halbert dramatisch.
    „Wer spricht denn hier vom Sterben?“, jammerte Tillie.
    „Aber wir haben auf dich gezählt, Ralph.“ Sonst immer so dynamisch, machte Tante Hortense jetzt einen eher kläglichen Eindruck. „Es ist zu viel ... einfach zu viel ...
    zuerst verlieren wir Stephen und jetzt Ralph und unsere liebe, liebe Claire!“
    Langsam liefen ihr die Tränen über die Wangen.
    Tante Hortense in solcher Verzweiflung zu erleben, war mehr, als Claire ertragen konnte. Sie eilte an die Seite ihrer Pflegemutter und umarmte und tröstete sie, während Abner und Eloise sich anschickten, Rafe Vorhaltungen zu machen. Cousin Halbert verschaffte sich einen Besen und riss die überall im Esszimmer, in der Halle, im Frühstückszimmer und im Salon verteilten Mistelzweige herunter. Tillie wurde ganz blass und schnappte, wohl in einem Anfall von Asthma, keuchend nach Luft.
    Es war der reine Wahnsinn!
    Claire konnte sehen, dass Rafe versuchte, vernünftig mit ihnen zu reden, zu erklären und sie daran zu erinnern, dass er mit seinem Besuch keine Versprechen gegeben hatte. Doch sie sah auch Onkel Abners und Tante Hortenses Schmerz bei der Vorstellung, ein weiteres Familienmitglied zu verlieren statt, wie sie gehofft hatten, ein neues hinzuzugewinnen. Cousin Halbert schien übergeschnappt zu sein. Er hatte sich in einen Derwisch mit einem Besen in der Hand verwandelt, der den Kronleuchter genauso attackierte wie den Mistelzweig, der noch an einem Faden hing. Und derweil wehklagte Tante Hortense händeringend, während sie ohne Punkt und Komma ihre Fassungslosigkeit zum Ausdruck brachte und an die göttliche Barmherzigkeit appellierte.
    Das ist alles meine Schuld, dachte Claire verzweifelt. Wenn ich doch nur ...
    Lärm und Hysterie drangen von allen Seiten auf sie ein. Nirgends schien es einen Halt zu geben. Ihre Familie war dabei, auseinandergerissen zu werden, und sie selbst
    ... Plötzlich hörte Claire klar und deutlich eine Stimme.
    Ruhe ... bringe sie dazu, Ruhe zu geben. Setz dich durch und sag ihnen zur Abwechslung einmal, was du wirklich denkst .
    Woher diese Stimme kam, konnte Claire sich nicht erklären, aber sie klang so ruhig und weise, dass sie ihr ohne das geringste Zögern vertraute. Also nahm sie all ihren Mut zusammen und verlieh ihrer eigenen Stimme eine nie gekannte, energische Überzeugungskraft.
    „Ruhe!“, schrie sie so laut, dass sie selbst ein wenig erschrak. „Hört auf! Jetzt sofort!“
    Sie legte eine

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