2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
gelang es einer Gesellschaft von Dschungelindianern, ein Instrument zur Zeit – und Raumdarstellung zu schaffen, das 1500 Jahre älter ist als unser moderner Gregorianischer Kalender und dabei um das Zehntausendstel eines Tages genauer.
Der Maya-Kalender besteht aus drei Zahnrädern, die ähnlich wie diejenigen in einer Uhr funktionieren; hinzu kommt noch ein vierter Kalender – die sogenannte Lange oder Große Zählung –, der zwanzig Jahre währende Epochen, die Katuns, darstellt. Jeder Katun bildet eine eigenständige Prophezeiung, die Ereignisse auf der Erde in astrologischer Übereinstimmung mit den kosmischen Ebbe-und Flutphasen beschreibt.
Das Ende aller Tage ist mit der Präzession verbunden. Die Präzession ist das langsame Schwanken der Erdachse. Die Erde braucht 28 000 Jahre, um einen vollständigen Präzessionszyklus zu durchlaufen, und das ist genau der Zeitraum, den die fünf großen Zyklen des Maya-Kalenders umfassen, wobei der letzte Zyklus am Tag 4 Ahau, 3 Kankin endet, was der Wintersonnenwende des Jahres 2012 entspricht.
Wie waren die Maya – Indianer, die nie den Gebrauch des Rades entdecken sollten – in der Lage, ein so hoch entwickeltes wissenschaftliches Instrument zu schaffen, das Ereignisse über Tausende, ja vielleicht sogar über Millionen Katuns hinweg vorhersagen konnte? Wie gelang
es ihnen, unsere genaue Position im Kosmos zu bestimmen und wissenschaftliche Konzepte wie das der Dunklen Materie zu verstehen oder die Existenz des Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Galaxie zu ergründen? Und am wichtigsten: Wie konnten die Maya in grauer Vorzeit Ereignisse beschreiben, die erst noch stattfinden würden?
Die simple Antwort lautet: Sie konnten es nicht . In Wirklichkeit waren es zwei ihrer geheimnisvollen Sagengestalten, die dieses Wissen besaßen.
Der Erste der beiden war Kukulkan, der einflussreiche Lehrer der Maya, der vor tausend Jahren auf die Halbinsel Yukatan kam. Er wird als großer Mann von europäischen Gesichtszügen mit seidigem weißem Haar, weißem Bart und eindringlichen azurblauen Augen beschrieben. Dieser »Botschafter der Liebe«, der sich in seinen Predigten gegen Menschenopfer wandte, hat etwas Paradoxes an sich, denn erstens wirken unsere wissenschaftlichen und besonders unsere astronomischen Kenntnisse im Vergleich zu den seinen außerordentlich gering, und zweitens datiert seine Gegenwart in Mittelamerika auf fünfhundert Jahre vor der Ankunft der ersten europäischen Forschungsreisenden (oder besser: Eroberer) auf dem amerikanischen Doppelkontinent.
Sind Sie noch immer davon überzeugt, dass Sie ein Werk der Fiktion lesen? Reisen Sie nach Yukatan und besuchen Sie Chichén Itzá. In dieser längst verlassenen MayaStadt befindet sich die Kukulkan-Pyramide, eine perfekte Stufenpyramide aus Stein, die mit dem Blut von Zehntausenden Menschen getränkt ist – geopfert, um in der Zeit nach der Gegenwart des großen Lehrers das Ende der Welt abzuwenden. Einundneunzig Stufen schmücken jede der
vier Seiten des Tempels. Wenn man die Plattform an der Spitze hinzufügt, kommt man auf die Zahl dreihundertfünfundsechzig, also die Zahl der Tage eines Jahres. Ist man zur Frühlings – oder Herbsttagundnachtgleiche vor Ort, kann man beobachten, wie unter der nördlichen Balustrade der Schatten einer Schlange erscheint – ein tausend Jahre alter Spezialeffekt, der den Menschen der Moderne vor der Katastrophe warnen soll, die ihn erwartet.
Die zweite geheimnisvolle Gestalt der Maya war Chilam Balam, der größte Prophet der mittelamerikanischen Geschichte. »Chilam« ist ein Titel, der einem Priester verliehen wird, der Prophezeiungen verkündet, »Balam« bedeutet »Jaguar«. Der Jaguar-Prophet wurde gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts auf Yukatan geboren; er ist bekannt für seine neun prophetischen Bücher, von denen eines die Ankunft von Fremden aus dem Osten vorhersagte, die »eine neue Religion« verkünden würden.
Zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts, im Jahr 1519, erreichten Cortés und seine Männer, bewaffnet mit Gewehren, Priestern und Bibeln, Yukatan – genau wie Chilam Balam vorhergesagt hatte.
Obwohl ihm das Werk offiziell nicht zugeschrieben wird, habe ich die starke Vermutung, dass Chilam Balam der Verfasser des Popol Vuh ist, jenes mittelamerikanischen Äquivalents der Bibel, dessen Herzstück der Schöpfungsmythos der Maya bildet. Durchaus vergleichbar mit dem Alten Testament, enthalten die Geschichten des Popol Vuh eine historische
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