2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge
Korrelationsproblem. Stell dir vor, du bist ein Außerirdischer, der die Erde besucht. Die Menschheit ist längst ausgestorben – und zwar am 21.12.2012. Aus deiner Sicht könntest du mit diesem Datum nichts anfangen …«
»Weil ich nicht weiß, wann das Jahr null war«, beendete die Spanierin den Satz.
»Du hast es erfasst. Die Mayaforschung war deshalb stets bemüht, ein bestimmtes Mayadatum zu finden, dem sich eindeutig ein Datum unseres Kalenders zuordnen lässt, und dadurch zu ermitteln, wann nach unserer Zeitrechnung dieser ominöse Ursprungstag 13.0.0.0.0. stattfand.«
»Aber warum ist das so schwer?«
»Weil dank Diego de Landas Vernichtungsaktion nur sehr wenige Aufzeichnungen übrig geblieben sind. Er spricht von dreizehn – wieder die magische Zahl. Bis heute hat man jedoch nur vier gefunden. Was aus den restlichen wurde …« Er zuckte mit den Schultern. »Sie enthalten zum Teil astronomische Angaben wie die Venustabellen im Codex Dresdensis. Offenbar hat der Kazike die Datumsangaben darin so ändern lassen, dass es für uns so aussehen musste, als vollende der Maya-Kalender seinen Zyklus im Jahr 2012.«
Er lachte auf. Maria Luisa sah in verständnislos an. »Was ist der Grund für deine Heiterkeit?«
»Morley entzifferte in Palenque zwei Daten der Langen Zählung. – Ein Maya-Forscher«, fügte Tom an, als sie die Stirn runzelte. »Das von ihm entschlüsselte Datum lag umgerechnet etwa im Jahr 2300 vor Christus. Das sorgte allenthalben für große Verwirrung. Es steht nämlich außer Zweifel fest, dass die Kultur der Maya erst nach 500 vor Christus in Erscheinung tritt. Auch war bisher völlig unklar, warum die Zeitrechnung der Maya noch vor dem Jahr 3000 vor Christus begann.« Er lachte wieder. »Dabei tut sie es gar nicht! Diego de Landa hat uns allen einen Bären aufgebunden, nur um uns zu warnen! Aber weißt du, was der größte Hohn an der Geschichte ist?«
»Du wirst es mir gleich sagen.«
»Wenn du im Internet nach Diego de Landa suchst, erzielst du einige Treffer, aber kein einziger bezieht sich auf den spanischen Kaziken. Die heutige Geschichtsschreibung hat nie von ihm gehört.«
»Aber genau das wollte er doch!«
»Allerdings lebte tatsächlich eine historisch verbürgte Person dieses Namens nur einige Jahre später. Mitte des 16. Jahrhunderts war er Bischof von Yucatán und ging mit harter Hand gegen die Maya vor, die sich nicht missionieren lassen wollten. Und jetzt halt dich fest: Im Jahr 1561 hat er alles in Maya Geschriebene, ihre religiösen Bilder und Symbole verbrennen lassen!«
»Kann das denn ein Zufall sein?«
Tom zuckte die Schultern. »Vielleicht wird diese Tat nur dem falschen de Landa zugeschrieben. Oder der Bischof hat sich mit fremden Federn geschmückt. Schließlich verbreitete sich der Aufruf des Kaziken und dadurch sein Name im ganzen Land. Die genauen Umstände werden sich wohl nie ermitteln lassen.«
Tom rieb sich die Augen. Jetzt, da die Aufregung, die ihn gepackt hielt, allmählich abflaute, konnte er sich kaum noch aufrecht halten. Er nahm einen Bissen von der inzwischen eiskalten Pizza und warf das Stück angewidert zurück in den Karton.
Mitternacht war vorüber. Der letzte Tag des Jahres war angebrochen.
»Lass uns zu Bett gehen«, sagte er. »Ich brauche dringend ein paar Stunden Schlaf.«
Er stand vom Tisch auf, schälte sich aus den Klamotten, ließ sie an Ort und Stelle fallen und legte sich nur in der Unterhose ins Bett. Dass Maria Luisa sich wenige Sekunden später an ihn kuschelte, bekam er schon gar nicht mehr mit.
Splitter des Untergangs
Auszug aus dem Mitschnitt eines Gesprächs zwischen dem arabischen Ölmagnaten Chalid Hariri und Dr. Daniel Lescroart, stellvertretender Chefentwickler der Firma Trilithium Inc. in Vancouver, heimlich gefertigt von Chalid Hariri am 29.12.2011
CH: »Ihnen ist klar, dass diese Trilithium-Kristalle den Ölhandel auf einen Schlag zum Erliegen bringen könnten?«
DL: »Wenn der Komet einschlägt, dürfte das Ihr geringstes Problem sein.«
CH: » Falls er einschlägt.«
DL: »Dessen bin ich mir sicher.«
CH: »Dann sollten Sie die zwei Millionen Dollar möglichst schnell ausgeben, wenn Sie mich fragen.«
DL: »Das lassen Sie nur mein Problem sein! Warum zwei Millionen? Vereinbart waren fünf!«
CH: »Zwei jetzt und noch einmal drei, wenn ich vor dem fertig installierten Reaktor stehe. Wann können Sie liefern?«
DL: »Mitte Januar, wenn der abschließende Großtest in der Schweiz erfolgreich
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