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2017 - Das Kind und der Pflanzenvater

Titel: 2017 - Das Kind und der Pflanzenvater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lange, bis der Körper des Uralten zu schwach und müde geworden sein würde. Dann würde er friedlich in Arystes' Arme gebettet hinübergleiten. „Yhata-Satnaky!" Eine Stimme?
    Es war viele Seg her, daß er zuletzt eine andere Stimme als die des Waldes vernommen hatte.
    Womöglich nur eine lebendig gewordene Erinnerung. Er brauchte nicht darauf zu achten.
    Noch einmal... „Yhata-Satnaky!"
    Der Uralte richtete sich leicht aus seiner bequemen Sitzposition auf. Die meiste Zeit des Tages verharrte er so.
    Erst gegen Abend, wenn die Hitze nachließ, unternahm er einen kleinen Spaziergang an den Rand seines Lebensbereiches. Manchmal fand er dort einen Krug frisches Wasser, den er gern annahm, denn der nächste Bachlauf war mühsam weit entfernt. Vor Einbruch der Dunkelheit kehrte er zu seinem Platz zurück und bereitete sich auf den Schlaf vor.
    Direkt zu ihm wagte sich schon seit langer Zeit niemand mehr, denn er hatte sich seine Einsiedelei genau im Brutgebiet der gefürchteten M'Hauny-Insekten ausgewählt. Sie waren mehr als handspannenlang, unglaublich aggressiv und mit einem tödlichen Giftstachel bewaffnet. Im ganzen Wald gab es keine gefährlicheren Jäger als sie.
    Wenn ein Schwärm eine Beute ausgemacht hatte, gab es kaum noch eine Chance zu entkommen.
    Das Opfer - egal, wie groß und mächtig - starb in Bruchteilen von Segunen und war in weniger als einer Seg bis auf die Haut und die Knochen verzehrt. Die scharfen Mundwerkzeuge der M'Hauny schreckten vor keinem noch so wehrhaften Panzer zurück.
    Wenn ein Tharoidoner seiner Angebeteten ein „Schälchen M'Hauny-Honig" holen wollte, nur damit sie ihn endlich erhörte, war er zweifellos ernsthaft verliebt. Es war nämlich schon vorgekommen, daß manche Holde auf dem handfesten Beweis der Zuneigung bestand. In diesem Fall durfte der feurige Liebhaber keinen Rückzieher mehr machen, wenn er sich nicht blamieren wollte. Zweifellos hat es mancher lebend geschafft, wovon Legenden und die Kunstwerke der Wahren Künstler erzählten. Doch die meisten kauften sich lieber teuer - unter hoher Verschuldung - auf dem Schwarzmarkt eine künstlich hergestellte, ziemlich authentische Version, die sie dann der Geliebten unter weitschweifigen Erzählungen ihrer gefährlichen Abenteuer präsentierten.
    Der originale M'Hauny-Honig war allerdings berühmt und geschätzt, denn die Insekten produzierten ihn nur dann aus einem besonderen Blütenstaub, wenn sie eine neue Königinnen-Generation und Drohnen heranzogen. Schon ein einziger Tropfen davon entschädigte für alle Strapazen, denn er war süß und verlieh für kurze Zeit enorme Kräfte.
    Yhata-Satnaky war der einzige, der es je gewagt hatte, sein Lager bei den M'Hauny aufzuschlagen.
    Es rankten sich viele Legenden darum, wie er diese Mörderinsekten überwunden haben mochte. „Yhata-Satnaky! Ich bin es, Rilme-Ireffe! Bitte antworte mir!"
    Also doch keine Erinnerung, sondern ein Besuch! Der Alte war nicht erfreut über diese Störung.
    Doch die Stimme klang drängend, bittend, und so mußte er antworten.
    Kein Arystischer Mönch verwehrte seine Hilfe, mochte er noch so alt sein. „Ich komme!" rief er zurück. „Ich komme ja schon! Gedulde dich nur!"
    Seine Stimme war längst nicht mehr so melodiös und kraftvoll wie früher, aber er verstand es, den Wind als Verstärker zu nutzen. Er konnte sicher sein, daß die oberste Arystische Nonne ihn gehört hatte. Er lud sie nicht zu sich ein - wenn sie es gewagt hätte, wäre sie sicher von selbst gekommen.
    Langsam erhob sich der Arystische Mönch. Er stützte sich mit der knorrigen Rechten auf einen ebenso knorrigen hohen Holzstab, in den er vor vielen Seg kunstvoll verschnörkelt Beschwörungsformeln geschnitzt hatte.
    Die ersten Schritte waren steif und unbeholfen, doch dann wurden die Gelenke allmählich geschmeidiger. Bald hatte er die Schirmbaum-Lichtung hinter sich gelassen und mußte seinen Weg durch dichtes, sperriges Gestrüpp suchen. Kein Fremder konnte hier durchkommen. Aber der Uralte kannte jeden Pfad, jeden noch so bedeutungslos wirkenden Ast.
    Mit traumwandlerischer Sicherheit trat er genau bei Rilme-Ireffe aus der grünen Zone. Die Arystische Nonne wartete in der Ostrandzone, einem breiten Grünstreifen, der wiederum von dichtem Buschwerk von der Außenwelt abgeschirmt wurde.
    Sie schrak zusammen, denn er war lautlos und unbemerkt aus dem Buschwerk getreten und erschien wie aus dem Boden gewachsen plötzlich vor ihr. Dann leuchteten ihre großen, wasserhellen Augen

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